Gesucht und gefundenen

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Mit den Informationen, die mein Vater mir über meine leibliche Mutter gegeben hatten, setzte ich mich an meinen Laptop.

Ich gab den Namen meiner Mutter in Google ein, woraufhin ich sehr viele Ergebnisse angezeigt bekam.

Sofort Klickte ich den ersten Link an. Es war ein Artikel über eine bekannte Sportlerin, die einen wichtigen Wettbewerb gewonnen hatte, doch sie konnte nicht meine Mutter sein.

Zum einen stimmte das Alter nicht mit dem von Chiara überein und zum anderen war ein Bild der Frau dabei, das vollkommen anders aussah, als das meiner Mutter.

Natürlich veränderten sich Menschen und sahen 14 Jahre später anders aus - besonders wenn es sich um Teenager handelte, aber so krass konnte sich kein Mensch verändern, egal wieviel Zeit vergangen war und egal wie alt man am Anfang gewesen ist.

Eine ganze Weile scrollte ich durch die Einträge. In den meisten ging es um diese bekannte Sportlerin, aber es gab auch noch andere Einträge: Eine Einbrecherin aus Italien, die aber auch nicht meine leibliche Mutter sein konnte und eine Figur aus irgendeinem Kinderbuch, dass ich nicht kannte. Die hatte wohl einen sprechenden Hund mit dem sie in der Zeit herumreiste und Abenteuer erlebte. Es gab auch noch eine Todesanzeige von einer Frau, die mit über 100 Jahren Corona bekommen hatte. Jedenfalls hatte all das nichts mit der Chiara zu tun, die ich suchte.

Teilweise kamen sogar Leute, die nur den Nachnamen "Linuka" oder nur den Vornamen "Chiara" hatten. Eine davon kannte ich sogar persönlich. Die war im selben Basketballteam wie ich. Wir waren gute Freundinnen, aber da sie erst 13 war, konnte sie logischerweise keine Tochter haben, die bereits 14 war.

Langsam aber sicher verließ mich der Mut. Würde ich jemals die Chiara finden, nach der ich suchte? Inzwischen bezweifelte ich es, um ehrlich zu sein.

Gerade als ich aufgeben wollte, fand ich einen Link zu einem Instergram-Account.

Ich erwarte zwar nicht, dass es das richtige war - wie gesagt hatte ich heute so viele links angeklickt und keiner hatte mich zu ihr geführt - doch aus irgendeinem Grund klickte ich es trotzdem an.

Es war kein besonders bekanntes Profil - es hatte genau 19 Follower.

Das war schonmal ein gutes Zeichen, denn eine bekannte Sportlerin hätte deutlich mehr Follower gehabt.

Der Name der Userin war Chiara Linuka und sie war 28 Jahre alt.

Da sie zum Zeitpunkt meiner und Kias Geburt 14 Jahre alt gewesen war und ich heute 14 war, passte das mit dem Alter und der Name stimmte auch. Konnte sie es sein?Oder machte ich mir doch falsche Hoffnungen?

Ich scrollte runter, bis ich ein Foto von ihr fand.

Als ich das Foto sah, schlug mein Herz wie auf einem Trampolin. Zusätzlich schossen mir vor Freude sofort die Tränen in die Augen. Ich konnte kaum glauben, was hier gerade passierte.

Sie war zwar doppelt so alt, wie auf dem Foto, dass ich inzwischen in einen Ramen gesteckt und aufgehängt hatte, doch ich erkannte sie trotzdem sofort wieder. Meine Mutter hatte inzwischen eine andere Frisur und sah älter aus, aber es bestand kein Zweifel an ihrer Identität.

Sofort holte ich mein Handy, suchte darauf den Account und schickte Kia einen Link.

Sie war aktuell nicht online, aber sie konnte es auch später lesen, wenn sie wieder auf ihr Handy schaute.

Ich wusste, dass sie eigentlich keinen Kontakt zu unserer Mutter haben wollte, aber ich wollte ihr zeigen, was ich herausgefunden hatte.

Danach ging ich auf den Chat.

"Hi, ich bin es. Lia.", schrieb ich ihr, doch ich löschte die Nachricht wieder.

Als nächstes schrieb ich: "Hallo Mama, hast du Lust mit mir zu schreiben?" Diese Nachricht bekam Chiara aber genauso wenig zu lesen, wie die erste.

Die richtigen Worte zu finden war in dieser Situation gar nicht so einfach. Was schrieb man seiner leiblichen Mutter, die man nie kennengelernt hatte?

Ich tippte mehrere Text, bevor ich endlich die richtigen Worte fand.

Letztendlich schrieb ich Chiara sofort eine Nachricht: "Hallo Chiara, mein Name ist Lia und ich bin 14 Jahre alt. Mein Geburtstag ist der 7.12.2007. Weißt du, wer ich bin?"

Ich war mir zwar zu 100% sicher, dass sie es wusste - immerhin vergisst man sein eigenes Kind nicht - doch aus irgendeinem Grund fand ich es wichtig, ihr diese Frage zu stellen.

Kurz zögerte ich. Sollte ich ihr diese Nachricht wirklich schicken?

Immerhin waren 14 Jahre vergangen, seitdem sie uns weggegeben hat.

Vielleicht hatte sie sich inzwischen ohne mich und Kia ein schönes Leben aufgebaut. Auf den Bildern lächelte sie zumindest. Auf einem Bild umarmte sie sogar einen Mann in ihrem Alter.

Andererseits war es jedoch möglich, dass sie uns noch immer vermisste und nach uns suchte.

Sie war immerhin von unseren Großeltern dazu gezwungen worden, uns zur Adoption freizugeben.

Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.

Ich nahm all meinen Mut zusammen und schickte die Nachricht ab.

An meine leibliche Mutter.

Die Brieffreundin Where stories live. Discover now