Das Mädchen

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Das Mädchen sah genauso aus, wie ich.

Die selben grünen Augen, die selben Sommersprossen, die selben braunen Haare - auch wenn meine ein ganzes Stück länger waren als ihre - und sogar das selbe Muttermal auf der linken Hand, das wie ein gebrochenes Herz aussah.

Es war, als würde ich in einen Spiegel schauen, doch als ich meine Hand ausstreckte, war da keiner. Es war wirklich ein Mädchen.

Ich hatte dieses Mädchen noch nie gesehen und doch wusste ich sofort, wer es war. Ich konnte es einfach fühlen.

"B...bist...bist du...Lia?", fragte mich das Mädchen total aufgewühlt.

Offensichtlich ging es ihr genauso wie mir.

Sie war kreideweiß und zitterte am ganzen Körper. Genau wie ich.

"J...ja, bist...bist du K...Kia?", stellte ich eine Gegenfrage.

"Ja, das...bin ich...", erwiderte sie stockend.

"Bist du...bist du s...sauer auf...auf mich?", fragte ich stockend.

"A...Als ich d...de...deinen Brief bekommen habe, war ich ziemlich sa...sauer auf...auf dich, aber ich...ich wollte dich nicht v...verlieren und d...deshalb bin ich zu dir gekommen. Ich...ich habe gehofft, dass...dass wir deine Eltern gemeinsam umstimmen könnten. ", erwiderte Kia.

Diese Worte beruhigten mich sofort, aber der Schock darüber, was hier passierte, steckte mir immer in den Knochen.

Kia sah genauso aus wie ich! Sie hatte sogar den gleichen Geburtstag, wie ich! Das wusste ich aus einem ihrer Briefe. Das konnte doch kein Zufall sein!

Waren wir Zwillingsschwestern?

Es musste so sein, denn Leute, die nicht einmal verwandt sind, konnen sich nie im Leben so ähnlich sein.

Ein Blick in Kias Augen verriet mir, dass sie sich das selbe fragte, wie ich.

Wir mussten es gar nicht aussprechen, denn wir wussten beide, was los war.

"Das...Das Schicksal hat uns zusammengeführt.", sagte Kia nun.

"Ja, das...das ist wohl der Beweis, dass es wirklich Schicksal gibt.", gab ich zurück.

Die Brieffreundin Where stories live. Discover now