ੈ♡˳ Sechs

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・Eine Stunde später・

"Also, seit wann arbeitest du eigentlich bei der Fabrik?"

"Ich bin mir nicht sicher... drei, vier Jahre vielleicht?"

Yerin seufzte und senkte ihren Blick.

"Auf jeden Fall weiß ich noch, wie meine Eltern reagiert haben."

"Wie denn?", fragte ich.

"Sie wollten, dass ich einen stabilen Job kriege. 'Feuerwerke machen, was ist das schon', so meinten sie."

Seit einiger Zeit saßen wir nebeneinander auf den Plastiksitzen im Wartezimmer. Wir redeten durch Tränen so, als wären wir alte Freunde und hätten uns monatelang nicht mehr gesehen. Unsere alte Rivalität schienen vergessen zu sein — im Moment zumindest. Als ich sie gefragt hatte, wieso sie überhaupt hier sei, hatte sie sich nur die Tränen abgewischt und etwas von "nicht jetzt, bitte" gemurmelt. So hatte ich eine Menge über sie erfahren, als wir beschlossen hatten, nicht mehr in Stille rumzusitzen. Und eigentlich — eigentlich schien sie gar nicht so schrecklich, wenn man sie genauer kennenlernte.

Dieser Moment würde vorübergehen, das wusste ich. Wir würden uns wahrscheinlich bald wieder anschreien und -fluchen.

Aber nicht jetzt.

"Wie lange arbeitest du eigentlich im Café?"

Ich blickte auf meinen Schoß. "Ungefähr vier Jahre, seit ein paar Monate, nachdem Tae und ich... nachdem ich geheiratet habe."

Sie nickte langsam. Legte ihren Kopf auf meine Schultern. "Weißt du, ich glaube, ich war einmal dort. Ist es das mit ganz vielen Spiegeln?"

Ich nickte und lächelte zaghaft. "Ja, das müsste es sein."

Stille. Ich wollte gerade fragen, ob sie Eun Bi getroffen hatte, da öffnete sich die Tür. Eine Krankenschwester mit unglaublich langen, leicht welligen Haaren trat ein.

"Ich habe gehört, dass die Frau von Kim Taehyung angerufen wurde."

Sie blickte zu Yerin, da wir beide die einzigen im Wartezimmer waren. "Sind Sie das?"

Ich weiß nicht, ob Yerin gelogen hätte. In ihren Augen blitzte so etwas wie Versuchung auf. Immerhin würde sie Taehyung dann als Erste sehen. Bevor sie jedoch etwas erwidern konnte, kam ich ihr zuvor: "Nein, das bin ich."

Die Krankenschwester sah zu mir und musterte meine Kellneruniform. Ich bemühte mich, meine hellbraunen Haare etwas zu glätten.

"Sind Sie sein Bruder?"

Ich seufzte. Heteronormativität. Wie ich das hasste. Dann sagte ich: "Er ist mit mir verheiratet."

Die Krankenschwester sah verwirrt aus. "Aber man meinte doch..."

Dann schien es ihr zu dämmern. "Ah. Oh. Ohhh." Sie schlüpfte schnell wieder in ihre professionelle Art.

"Er ist noch bewusstlos, aber er ist jetzt in einem stabileren Zustand. Sie können ihn sehen."

Ein schwerer Kloß war in meinem Hals entstanden. Ich schluckte zweimal. "Danke", krächzte ich hervor und erhob mich. Yerin stand ebenfalls auf, aber die Krankenschwester hielt sie auf.

"Und Sie sind verwandt mit ihm?"

Yerin zupfte an ihrer grünen Jacke herum. "Äh... ich...nein."

"Dann fürchte ich, dass sie nicht hineindürfen. Nur Familienmitglieder oder offizielle Partner dürfen rein."

Ich konnte mich nicht dazu bringen, Sympathie für Yerin zu haben — er war ja schließlich nicht ihr Mann. "Bis später dann", murmelte ich noch zu ihr.

Auf dem Flur sah die Krankenschwester mich neugierig an — Kim Sojeong* stand auf ihrem Namensschild — und meinte dann: "Ich will ja nicht einmischerhaft wirken, aber darf ich fragen, wie Sie mit einem Mann verheiratet sind? Ich dachte, das kann man in Korea nicht."

Ich wusste, dass diese Frage kommen würde — jeder wollte es wissen. Und doch machte es mich jedes Mal wütend, dass das Land, in dem ich sonst gerne lebte, so etwas Normales nicht erlaubte.

"Naja, das darf man auch nicht. Und wir haben auch nicht hier geheiratet, sondern in Deutschland. Ein paar unserer Verwandten leben dort... und es ist wirklich schön dort. Vor vier Jahren war das..."

Meine Stimme brach ab. Wer weiß, ob diese vier Jahre noch wichtig waren. Vielleicht würde ab heute alles Bergab gehen.

Das Zimmer, in dem er lag, war von dem Wartezimmer nur wenige Meter entfernt, aber es schien wie unendliche Kilometer. Sojeong redete noch mit einer professionellen Miene auf mich ein, aber davon bemerkte ich schon nicht mehr viel.

Jetzt standen wir vor der Tür.

Meine Hand lag schon auf der Klinke, als Sojeong mich aufhielt.

"Entschuldigen Sie, aber ich wollte Ihnen nur sagen, dass wir nicht wissen, wann er aufwacht. Es könnte sein, dass er heute überhaupt nicht zu Bewusstsein kommt, weil er gerade in einer Art Koma liegt ..."

Weiter hörte ich nicht, weil ich die Tür öffnete und in das Zimmer eintrat.

*Ich hab den Namen Kim Sojeong genommen, weil ihre Social Media Accounts so eingespeichert sind. Ich weiß, dass viele sie als Kim Sojung (wenn überhaupt) kennen, also nochmal für alle: Ja, sie ist ein und dieselbe Person, besser bekannt als Sowon. 

Meet: Kim Sojeong

Meet: Kim Sojeong

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•Kim Sojeong

•26

•Arbeitet im Krankenhaus

•Taehyungs Krankenschwester

ੈ♡˳ Desunt Motus Animi - Die Krankheit, die Emotionen raubt (VJin)Where stories live. Discover now