Er schmunzelte, dann beschloss er, nach Harry und Jules zu schauen. 

"Zähne geputzt?", fragte er und scheuchte sie dann nach dem erwarteten Nein und dem ebenso erwarteten Protest, wie nötig das denn wirklich war, Richtung Bad. Im gleichen Moment klingelte es an der Tür. 

Minerva sah genauso aus, wie Remus sie als Lehrerin in Erinnerung hatte und hatte somit etwas vom Stil einer Gouvernante, als sie auf der Wohnungsschwelle stand. Er war ein bisschen erleichtert, dass sie aufgehört hatte, direkt in die Wohnung zu apparieren. Er hatte keine genaue Vorstellung, von wo sie jetzt immer kam, aber es war wohl, wie er und Mary es auch taten, eine Seitengasse hier in der Nähe. Wenn der Laden geöffnet hatte, war sie manchmal auch als Katze unterwegs. 

"Remus!", begrüßte sie ihn mit etwas besorgter Miene. "Ich hab gehört, du durftest gestern jemandem einen Besuch abstatten. Wie...geht es dir?"

Remus hob die Augenbrauen. Minerva hatte ganz offensichtlich noch nichts von dem mitbekommen, was gestern herausgekommen war. Allerdings sehr wohl davon, dass gestern etwas stattgefunden hatte. 

"Woher bei Merlin weißt du davon?", fragte er, hauptsächlich um der Frage auszuweichen. Amelia hatte einen großen Wirbel darum gemacht, dass möglichst niemand etwas davon mitbekam, dass sie ihn mit Sirius sprechen ließ. Minerva musterte ihn abschätzig-amüsiert, während sie die Wohnung betrat. Remus schloss die Wohnungstür hinter ihr. 

"Remus, glaubst du wirklich, Mel schafft es, vor mir etwas geheim zu halten, wenn ich es herausbekommen will?", fragte sie. Remus nahm an, dass das eine rhetorische Frage war.  „Außerdem: bei wem glaubst du hat sie sich die letzten anderthalb Monate beschwert, während du ihr auf die Nerven gegangen bist? Oder, wenn wir dabei bleiben, die letzten sechs Jahre?"

Remus schnaubte. Na gut, da hatte sie vielleicht einen Punkt.

"Mir geht's gut", brummte er. "Und da ich Amelia absolute Geheimhaltung schwören musste über alles, was gestern gesagt wurde, wirst du mehr auch nicht aus mir herausbekommen." Er warf einen Blick durch die offene Badezimmertür, wo Harry und Jules gerade dabei waren, mit den Zahnbürstenstielen, die aus ihren Mündern herausragten, eine Art Schwertkampf auszutragen. Er rückte ins Blickfeld der Kinder, hauptsächlich um ihnen einen strengen Blick zuzuwerfen und sie zum vernünftigen Zähneputzen zu motivieren, aber auch, weil er wissen wollte, wer gewann. 

Minerva zog eine Schnute.

"Das heißt, es ist was anderes gesagt worden, als wilde Vorwürfe von euch gegeneinander", schlussfolgerte sie. Remus seufzte. 

"Amelia lässt mich unauffällig verschwinden, wenn ich es dir verrate", sagte er anklagend. Minerva hob unbeeindruckt die Augenbrauen. 

"Amelia kennt keine Verstecke um jemanden verschwinden zu lassen, die ich ihr nicht gezeigt habe", wandte sie ein und sah Remus erwartungsvoll an, der ungläubig zurückschaute. 

"Wie konnte ich dich jemals für eine Frau halten, die die Regeln akzeptiert und durchsetzt, streng ist und sich vor allem nicht in anderer Leute Kram einmischt?", fragte er unwillig. Minerva zuckte mit den Schultern.

"Du kanntest nur Professor McGonagall", sagte sie, "jetzt lernst du Minerva kennen und sie möchte wirklich wissen, was heute bei deinem Treffen passiert ist. Albus hat mir erzählt, dass du immer geglaubt hast, dass Sirius unschuldig ist und auf mich wirkst du nicht, als hätte sich gestern dein gesamtes Weltbild verändert." Sie sah Remus bohrend an. "Ist er es wirklich?" 

Remus holte tief Luft, aber zum Glück blieb ihm der Zugzwang erspart, als Jules und Harry aus dem Bad kamen (verdammt, er hatte den Sieger verpasst) und sich aufgeregt auf Minerva stürzten. 

Der Buchladen im LigusterwegWhere stories live. Discover now