"Kann das noch warten?", fragte er dann leise. Minerva sah ihn überrascht an. 

"Ich dachte, Sie wollten, dass er schnellstmöglich aus diesem Haus heraus kommt?", fragte sie erstaunt. Remus nickte. 

"Das wollte ich", sagte er, "das will ich auch immer noch. Ich will nur...ich möchte vorher mit Harry sprechen. Bevor einer von uns mit einem...einem Beschluss des Ministeriums da rüber geht und ihn vor vollendete Tatsachen stellt. Ich möchte, dass er bescheid weiß und es ok findet. Ich will ihn nicht zwingen, hier zu wohnen, wenn er vielleicht doch lieber..." Er hielt inne, sah zu Minerva hoch. "Ich weiß, er ist erst sieben Jahre alt. Aber es geht hier darum, sein gesamtes Leben umzukrempeln. Ich finde, er hat das Recht, dazu seine Meinung zu sagen." 

Minerva lächelte leicht. 

"Natürlich, Sie haben vollkommen Recht", gab sie zu. "Du hast vollkommen Recht. Rede mit dem Jungen. Frag ihn, was er darüber denkt." 

Remus atmete erleichtert auf. Er sah auf die Uhr. 

"Er müsste eigentlich jeden Moment hier sein. Freitag nachmittags kommt er oft, während seine Tante den Wochenendeinkauf macht." Er sah aus dem Fenster und wie gerufen tauchte im gleichen Moment ein dunkler Haarschopf darin auf. Remus winkte und Harry winkte zurück. Remus sah wieder Minerva an. 

"Würden Sie...würdest du gern dabei sein, wenn ich ihn frage?" 

Sie blinzelte überrascht. In einem Blinzeln standen Jerry und Jules neben ihr. 

"Wir wollen dabei sein", erklärte Jerry. 

"Genau", meinte Jules. "Worum geht's?" 

"Sie wollen Harry fragen, ob er bei uns wohnen will." 

"Ah. Ich will auch dabei sein!" 

Remus sah von Jerry und Jules, dann zu Minerva. 

"Ich glaube, das ist ein Gespräch für Erwachsene", sagte er dann. "Jerry, würdest du den Laden übernehmen? Jules kann dir helfen, er tippt gerne die Preise in die Kasse ein. Pass nur auf, dass alles richtig ist." 

Jerry wirkte kurz so, als wollte er protestieren, dann gab er nach, schnappte sich seinen kleinen Bruder und schob sich an Remus vorbei auf den Verkäufer-Platz. 

"Na gut." Er grinste. "Dann geh und organisier mir noch einen Bruder." Er zwinkerte Jules zu, der über beide Ohren strahlte. 

Remus kam hinter dem Tisch hervor, sah Minerva fragend an, die den Kopf schüttelte.

"Ich glaube, es ist besser, du redest mit Harry zuerst allein", entschied sie. Dann zögerte sie: "Ist Jules jetzt ein Er?", erkundigte sie sich leise. Remus nickte. 

"Jules ist ein Junge, Jerry ist keiner", berichtete er in Kurzfassung und schmunzelte, "ich habe viel gelernt über meine Kinder in der letzten Woche." 

Minerva zog beeindruckt die Augenbrauen nach oben. 

"Man lernt nie aus", sagte sie nur. Remus zuckte mit den Schultern, dann verließ er den Laden. Harry wartete geduldig im Treppenhaus. Remus hoffte sehr, dass heute der letzte Tag war, an dem er zögerte, den Buchladen zu betreten. 

"Hi, Harry", grüßte er den Jungen. "Ich wollte gerade hoch, mir ein Sandwich holen, willst du auch eins?" 

Harry schien kurz zu überlegen, dann nickte er. Es freute Remus einerseits, dass Harry weniger zögerlich wurde, Essen anzunehmen. Andererseits füllte es ihn mit Zorn, dass der Junge darauf angewiesen war, von anderen Leuten ernährt zu werden. Auch das, hoffte er, würde heute ein Ende haben. 

Sie stiegen die Treppen hoch, Remus schloss die Tür auf und Harry schlüpfte mit ihm in die Wohnung. 

"Wie war dein Tag?", fragte Remus, während er das Brot aus dem Küchenschrank holte, den Kühlschrank öffnete, Käse und Schinken herausnahm. Harry zuckte mit den Schultern. 

Der Buchladen im LigusterwegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt