"Wenn ich ein einziges Zeichen von Misshandlung an diesem Kind finde", hatte Mary geknurrt, als sie ihre Klassenliste bekommen hatte, "dann hole ich meinen Zauberstab wieder heraus und die Dursleys werden ihr blaues Wunder erleben." 

So wie Remus sich selbst, Mary, Jerry und Edyta kannte, würden die Dursleys in dem Fall gar nicht mehr viel erleben, aber das hatte er nicht laut gesagt. Man musste Mary ja nicht auf Ideen bringen. 

"Na, traurig, sie gehen zu sehen?", fragte jemand hinter ihnen. Mary und Remus drehten sich um und entdeckten Anne und Quinn. Die beiden Frauen begrüßten sich mit einer Umarmung, Remus zögerte kurz, dann streckte er Quinn die Hand entgegen, der sie nach ebenso kurzem Überlegen nahm. Beide lächelten einmal kurz und Remus hätte am liebsten erleichtert aufgeatmet. 

"Ha, als ob", sagte er grinsend. "Ich bin froh, dass sich jetzt jemand anders fünf Stunden am Tag mit unserem kleinen Energiebündel herumschlagen darf." 

Anne musste lachen. 

"Sie ist schon sehr aktiv", stimmte sie zu. 

"Jules hat das in den Genen", scherzte Mary und stieß Remus in die Seite. "Ihr beide hättet ihren Vater mal als Kind sehen sollen." 

Soweit Remus wusste, war Anne noch immer nicht darüber im Bilde, wie Julies und seine Verwandtschaftsverhältnisse tatsächlich aussahen. Zumindest konnte er sich nicht vorstellen, dass Quinn seiner Frau erzählt hatte, was damals vor über vier Jahren im Buchladen vorgefallen war. 

"Ok, ihr beiden, wir müssen weiter!", sagte Anne jetzt, als sie auf die Uhr schaute und drängte ihren Mann ins Auto, wo die halbjährige Lottie schon auf dem Rücksitz saß und tief und fest schlief. Mary drehte sich sofort zu Remus um.

"Kann es etwa sein, dass du und Quinn wieder miteinander redet?", fragte sie, sobald sie verschwunden waren. Remus sah sie von der Seite an. 

"Vielleicht", murmelte er. Sie runzelte die Stirn. 

"Ich hab immer noch nicht rausgefunden, was damals zwischen euch passiert ist", meinte sie. Remus vergrub die Hände in den Hosentaschen und sah hinunter auf seine Schuhspitzen. 

"Er hat herausgefunden, wer Sirius ist", sagte er leise. "Und ab da ist es unangenehm geworden."

Mary sah dem Auto der Jacksons nachdenklich hinterher. 

"Ist er nicht damit klar gekommen, dass du mit einem Mann zusammen bist?", fragte sie besorgt. Remus schüttelte den Kopf. 

"Nein, nein, das war nicht das Problem." Er spürte jetzt immer noch, wie ihm das Blut in die Wangen schoss, wenn er an Julies ersten Geburtstag zurück dachte. "Kannst du einfach...nicht weiter nachfragen? Es ist alles in der Vergangenheit, vielleicht können wir endlich anfangen, wieder zu unserer Freundschaft von vorher zurückzukommen." 

Mary schloss den Mund, sichtbar unzufrieden. Dann klappte er wieder auf, als sie eine Idee zu haben schien. 

"Oh, mein Gott, du hast ihn geküsst!", zischte sie dann. Remus sah sie empört an, machte ein lautes "schhh" und sah sich eilig um, dass sie niemand in der Nähe und insbesondere nicht ein gewisser Jungwerwolf gehört hatte. 

"Sag mal, spinnst du?", fauchte er. "Du kannst sowas doch nicht einfach lauf rumposaunen!" 

Ein siegessicheres Grinsen schlich sich auf Marys Gesicht. 

"Also hast du!", wisperte sie. Er sah sie einen Moment verzweifelt an, dann gab er nach und nickte. 

"Es war ein einziges Mal", gab er zu, "ich war verzweifelt und einsam und dumm und es hat mich eine großartige Freundschaft gekostet." 

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