Jungkook war froh, dass er gerade jetzt nicht allein war—dass er Taehyung an seiner Seite hatte.

Aber er fragte sich, wie lange.

Sie mussten darüber reden. Sie mussten über alles reden. Aber er wusste nicht wie. Und wo er anfangen sollte.

„Hast du wirklich vergessen zu essen?", fragte Taehyung plötzlich.

Jungkooks Finger zuckten. „Ja..."

„Und das ist die Wahrheit?" Taehyungs Blick war so intensiv, dass Jungkook ins Schwitzen geriet. Und seine Stimme... sie war so fest, so wundervoll, dass Jungkook jeden Ton genoss.

Jungkook hatte das Gefühl, dass er nicht lügen musste, wenn er mit Taehyung zusammen war. Nicht, wenn Taehyung ihn gerade so verletzlich sah und immer noch bei ihm war als wäre das so selbstverständlich.

„Vielleicht war es eine Kombination aus vielen Dingen. Ich hatte keinen Hunger und konnte auch nichts essen und irgendwann... irgendwann habe ich es einfach vergessen", gab er leise zu. „Ich weiß, dass das nicht normal ist. Ich weiß."

„Du musst besser auf dich aufpassen", meinte Taehyung. „Du kannst nicht einfach—"

Plötzlich wurde Jungkook irritiert. „Ich habe Jin nicht weggeschickt, um über meine Essgewohnheiten zu reden, weißt du?"

Taehyung ignorierte ihn. „Du hättest dir den Kopf aufschlagen können, du hättest verbluten können, du hättest—"

„Ich will wirklich nicht darüber reden."

„Du liegst auf einem... auf einem Krankenbett! Das ist eine ernste Situation. Ist dir das bewusst?"

Jungkook blickte auf sich herunter. „Ja. Ja, das habe ich mitbekommen."

„Jungkook—" Taehyungs Stimme gab nach.

„Ich will nicht über dieses Thema reden. Ich will nicht über mich reden. Ich will über dich reden. Darüber, warum du... warum du—" Er wollte den Kuss ansprechen, doch er traute sich nicht. Gott, er hatte so Angst. „Warum du es mir nicht gesagt hast."

Taehyung blinzelte langsam und dann—

Dann wurde sein Gesicht aschfahl.

„Was... was meinst du?", fragte er.

Es war beeindruckend, wie Taehyung seinen Gesichtsausdruck halten konnte, wie er es schaffte, völlig ungestört zu wirken, obwohl er deutlich nervös war. Vor ein paar Wochen hätte Jungkook nicht erkannt, wie die Frage Taehyung beeinflusste. Aber nun sah er es. Man musste genau hinsehen, um Taehyung nur ein bisschen verstehen zu können. Man musste seinem Atem lauschen, seinen Augen folgen. Man musste ihn nur sehen und schon wusste man ein bisschen besser, was in ihm vorging.

Jungkook fragte sich, seit wann er durch Taehyungs Masken sehen konnte.

„Nachdem du gegangen bist... nein, am nächsten Tag, da hatte ich ein Gespräch mit meinem Vater und—"

„Nein", wisperte Taehyung. „Nein."

„Taehyung—"

Taehyungs Augen waren voller Panik. „Du weißt es? Hat er es dir gesagt?"

„Nein, ich—"

„Du weißt es", wiederholte er atemlos. „Wie kannst du mir noch in die Augen schauen, wie kannst du—"

„Taehyung, nein. Nein. Ich weiß gar nichts", beruhigte Jungkook ihn, aber Taehyungs Blick war angsterfüllt und er schein sich immer mehr in seine Gefühle hineinzusteigern. „Er hat mir erzählt, dass du einmal sein Patient warst. Er hat sonst nichts gesagt. Er würde mir nie deine Gründe erzählen, glaube mir."

All The Words You Never Said [VKOOK]Where stories live. Discover now