„Er hat heute auf dem Flug so komisch gewirkt. Denkst du er nimmt irgendwas? Ich meine Drogen sind ja für uns eigentlich nichts ungewöhnliches aber normalerweise handeln wir mit ihnen und nehmen sie nicht ein", hakte sein Vater genauer nach, worauf man erkenne konnte, wie Angelo sich mehr in seinem Stuhl aufsetzte.
„Er hat in den Tagen nach Mums Tod auf jeden Fall, was genommen, aber ob er es jetzt noch tut, weiß ich nicht genau. Ich will auch nicht bei ihm herumschnüffeln, aber Leonardo hat genug Kontakte um an den Großteil, der auf dem Markt verkauft wird heranzukommen. Ich mein zu einem Großteil wirken wir ja auf diesem Markt auch ziemlich mit"

Mit einem Seufzen setzte sich Giorgio ebenfalls in seinem Stuhl weiter auf.
„Er hatte doch mal was mit diesem einen Mädchen...", murmelte er darauf, was Angelo verwundert aufschauen ließ. „Meinst du Alessia?"
„Ja, genau. So hieß sie doch, oder? Läuft da nichts mehr zwischen den beiden"
„Keine Ahnung, aber wir können sie nicht einfach herholen und ihm wie ein Entschuldigungs-Spielzeug in die Hand drücken. Sie weiß glaube nicht mal, dass wir zur Mafia zählen"
Abermals seufzte sein Vater etwas auf.

„Wir müssen gucken, dass der Junge uns nicht komplett daran zerbricht. Bei dir mach ich mir nicht so große Sorgen. Ich weiß, dass du eine Menge aushältst, aber bei Leonardo habe ich um ehrlich zu sein keine Ahnung und momentan mache ich mir echt gewaltige Sorgen"
„Wir schaffen das schon, Dad", entgegnete Angelo darauf. „Wir stehen das als Familie durch"

Mit einem Nicken erhob Giorgio sich von seinem Stuhl.
„Mhm ja, als Familie...geh du mal Kylie holen. Die Straße runter ist ein nettes Restaurant von dem ich den Ladenbesitzer kenne. Ich schau mal, ob ich Leonardo noch irgendwo findet, dann können wir den Abend vielleicht noch mit einem schönen Essen beenden"
Mit einem Nicken erhob sich Angelo und verschwand anschließend ins Haus, worauf auch ich mich wieder ins Zimmer begab und die Balkontür schloss.

Es dauerte nicht lange da konnte ich auch schon die Schritte von Angelo auf der Treppe vernehmen und wie sie anschließend auf die Zimmertür zu steuerten.
„Kylie?", konnte ich ihn fragen hören, nachdem er das Zimmer betreten hatte, worauf ich meinen Blick von dem Schrank wendete, in dem ich gerade herumwühlte.

„Ja?"
„Wir wollen heute Abend noch essen gehen. Nur damit du Bescheid weißt", richtete er mir die Worte seines Vaters aus, worauf ich mit einem Lächeln nickte.
„Muss ich mir irgendwas schickes dafür anziehen?" hakte ich nach, während ich weiter in meinem Kleiderschrank kramte.
Angelo winkte darauf nur mit der Hand ab, bevor er sich auf das Bett sinken ließ.
„Ist nur ein Kumpel von meinem Vater. Ich glaub der legt da nicht so krass viel wert drauf"

„Na dann ist ja gut", murmelte ich und ließ mich etwas in die Kissen sinken.

Wir lagen noch eine ganze Weile dort bis Angelos Handy irgendwann anfing zu klingeln und er den Anruf entgegen nahm.
Anscheinend wollte Giorgio uns Bescheid geben, dass er nun los wollte.

So dauerte es schließlich auch nicht lange bis wir durch den Hausflur schritten und anschließend mit einem schicken schwarzen Geländewagen durch die Straßen von Positano düsten.
Halten taten wir vor einem süßen kleinen Gebäude, dass eine bezaubernde und aber irgendwie auch ein bisschen kitschige Terrasse besaß.

An den Säulen wanderten Rosen entlang, die alle kreuz und quer in einander hineinwuchsen, was die Terrasse wie eine große Laube wirken ließ.

Begrüßt wurden wir, nachdem wir aus dem Auto ausgestiegen und ins Haus eingetreten waren von einem etwas kleineren dunkelhaarigen Mann, der ein großes Lächeln im Gesicht hatte.
„Giorgio!", hatte man ihn nur erfreut rufen hören, bevor er diesen mit einer Handschlag - Umarmung begrüßte.

Piqué war sein Name und er konnte wirklich ununterbrochen reden.
Zuerst zeigte er uns das Haus, bevor wir auf der mit Rosen bewachsenen Terrasse Platz nahmen.
Von dort hatte man einen wunderschönen Ausblick auf das Meer und runter auf die Stadt Positano.
Selbst den Strand konnte man etwas erkennen.

Zuerst hatte ich Piqué nur gelauscht, aber irgendwann war dieser im Haus verschwunden, weil er einen passenden Wein hohlen wollte, sodass wir nun das Gespräch ohne ihn fortsetzen mussten.

Leonardo und Angelo hatten sich auch irgendwann vom Tisch erhoben und beredeten irgendwas etwas weiter entfernt, wobei sie nicht mal einen grimmigen Blick ihres Vaters kassiert hatten, weil sie einfach so die Tafel verließen.

Dieser hatte seine Augen stattdessen auf die Aussicht gelegt und starrte etwas benommen vor sich hin.
Trotzdem konnte man in seinen Augen die Trauer erkennen.

„Giorgio?", ergriff ich aber schließlich das Wort, auch wenn die Stille eigentlich nicht so bedrückend war.
Irgendwie war mir ein Thema in den Kopf gekommen, was mich nun nicht mehr los ließ.
Der Mann, der Angelo verdammt ähnlich sah wandte darauf seinen Kopf und schaute mich aus seinen trüben Augen fragend an.

„Ähm...also vielleicht ist es etwas unpassende", startete ich das Gespräch, da ich nicht gleich meine Frage heraushauen wollte.
„Aber was war eigentlich damals der Grund für den Streit mit meinem Vater?"

Nun wirkte es als würde Giorgio etwas wacher werden.
Er setzte sich etwas auf, bevor er sich am Kinn kratzte und seinen Blick für einen kurzen Moment wieder auf das Meer richtete, wobei es so aussah, als würde er nachdenken, was er nun sagte.

„Mhm na ja es ist etwas komplizierter, als man denkt und ich weiß nicht ganz, ob der Abend dafür reicht, dass man alles erzählen kann", antwortete er ruhig, wobei er mich jedoch nicht anschaute.

Automatisch spürte ich etwas Enttäuschung in mir aufkommen.
Irgendwie hatte ich gehofft nun eine Antwort zu bekommen, aber dies war anscheinend nicht der Fall.
Offensichtlich wollte er nicht drüber reden.

Oder es verbarg sich mehr hinter der ganzen Sache, als man dachte
Zumindest sah es sehr danach aus.

„Was war den der Auslöser?", hakte ich trotzdem nochmal nach. Vielleicht bekam ich ja nun eine Antwort.
Nun seufzte Giorgio und wandte endlich seinen Kopf, sodass er seine Augen auf mich richtete.
„Die Liebe", antwortete er schließlich nach einer kurzen Pause.

Dann konnte ich auch schon Schritte hinter mir vernehmen und hören wie der Stuhl nehmen mir zurück gezogen wurde und Angelo sich auf diesen sinken ließ.
„Sind wieder da! Ist Piqué schon mit dem Wein zurück?"

Giorgio wendete sich darauf seinen Söhnen zu und nun hatte sein Gesicht wieder einen anderen Ausdruck angenommen.
Es war nicht mehr so besorgt und nachdenklich, als müsste er genau aufpassen was er von sich gab.
Wer weiß was hinter diesem Streit wirklich steckte. Anscheinen wollte keiner von ihnen darüber reden.
Weder meine Eltern noch Giorgio.

Weder meine Eltern noch Giorgio

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Wer weiß, wer weiß...
Habt ihr Lust die Geschichte von den Eltern zu erfahren? Bin die ganze Zeit am überlegen, ob ich die Geschichte von ihnen auch schreiben soll. Also mit dem Streit und wie die ganze Feind-/Freundschaft zu Stande gekommen ist

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