Remus ließ sich wieder in die Kissen fallen. 

"Was?", fragte er überrascht. Sie lachte leise. 

"Ich komme mit drei Missionen", erklärte sie. "Erstens, wir holen Sirius aus dem Knast. Zweitens, kostenloser Babysitter für Vollmonde, bis wir das hinbekommen und drittens, Harry bekommt nächste Woche ein hammermäßiges anonymes Geburtstagsgeschenk." 

Remus öffnete den Mund, schloss ihn wieder, öffnete ihn wieder, aber er wusste nicht, was er sagen sollte. Er stand vom Sofa auf, ging zu Mary hinüber und fiel ihr noch einmal um den Hals. Sie grinste, dann betrachtete sie Julie noch einmal, die jetzt selbst angefangen hatte, ihre Kuscheltiere unter die Lupe zu nehmen. Remus und Mary schmunzelten gleichzeitig und kehrten dann aufs Sofa zurück. Mary holte tief Luft:

"Ok, jetzt nochmal von vorn. Erzähl mir alles, was du über das weißt, was letztes Jahr vorgefallen ist."

 Remus zog die Füße hoch und lehnte sich gegen die Seitenlehne. 

"Ich weiß, Sirius war der Geheimniswahrer", sagte er vorsichtig. "Ich weiß, sie haben die Zeremonie am 30. abends gemacht, weil ich zu dem Zeitpunkt vergessen habe, wo sie sind. Und ich weiß, dass sie am 31. in der Nacht...also muss Du-weißt-schon-wer ihren Standort am Abend erfahren haben."

Mary sah nachdenklich aus. 

"Also, sie haben 100% die Zeremonie gemacht", wiederholte sie. "Daran herrscht absolut kein Zweifel?" 

Er schüttelte den Kopf. 

"Nein, die Zeremonie fand definitiv statt." 

"Und der Geheimniswahrer muss es freiwillig preisgegeben haben?", hakte sie nach. Remus zuckte mit den Schultern. 

"Das haben Dumbledore und Moody zumindest beide gesagt", brummte er. "Und ich muss zwar ehrlich sagen, dass sie in meinen Augen seit Oktober gewaltig an Achtung verloren haben, aber sie verstehen was von Magie." 

Mary strich Julie durch die Haare, die leise gluckste. 

"Also muss sie der Geheimniswahrer verraten haben", schlussfolgerte sie. "Was passiert, wenn der Geheimniswahrer stirbt, nur so aus Interesse?" 

"Alle, denen er es gesagt hat, werden Geheimniswahrer", sagte Remus wie aus der Pistole geschossen. "Oder, wenn er es niemandem gesagt hat, nimmt er das Geheimnis wortwörtlich mit ins Grab, dann wäre es unmöglich gewesen, dass sie je gefunden werden. Aber Sirius ist nicht gestorben." 

Mary kratzte sich am Hinterkopf. 

"Ok, das stimmt", gab sie zu. Remus seufzte frustriert. 

"Wie man es dreht und wendet, es passt einfach nicht", erklärte er. "Glaub mir, ich habe in den letzten Monaten nichts anderes gemacht, als zu verstehen, was passiert ist." 

Mary holte tief Luft. 

"Gibt es irgendeine Chance, dass Sirius nicht der Geheimniswahrer war?", fragte sie dann leise. Remus' Blick schoss in die Höhe. 

"Was?", fragte er leise. Mary zuckte ein wenig hilflos mit den Schultern. Julie begann, ein wenig zu quengeln, weil niemand sie so richtig zu beachten schien, also kehrte Mary zu ihr zurück schnappte sich ein herumliegendes Stofftier und begann, mit ihr damit zu spielen.

"Könnte er mit jemandem getauscht haben? Insgeheim, ohne dass du davon wusstest?"

Remus dachte nach. Er war nicht dabei gewesen. Theoretisch...

"Ich meine, ja", sagte er dann zögerlich. "Rein hypothetisch hätten sie in der letzten Minute jemand anders nutzen können. Aber...Mary, er hat gestanden." Er hatte es zuvor noch nicht ein einziges Mal ausgesprochen und die Worte schnürten Remus förmlich die Kehle zu. "Pete hat ihn zur Rede gestellt, er hat ihm vorgeworfen, Lily und James verraten zu haben und Sirius hat genickt. Pete hat gesagt, dass er sie getötet hat und Sirius hat es nicht abgestritten. Später hat er vor Dumbledore gesagt, dass er für ihren Tod verantwortlich ist." Es war kaum mehr als ein Flüstern. "Duzende Augenzeugen haben es bestätigt. Und das war, bevor er...bevor Pete und die ganzen Muggel..."

Mary hielt inne und unterbrach ihr Gewedel mit dem Stofftier. 

"Ok, ich gebe zu, es sieht nicht gut aus für ihn", sagte sie leise. "Aber etwas passt nicht. Wir übersehen etwas. Irgendwas. Nenn es Bauchgefühl, aber..."

"Ich weiß", unterbrach Remus sie. "Ich merk es auch." Er fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht. "Er hatte kein Mal. Sirius hatte kein Dunkles Mal. Er war kein Todesser. Ich weiß, er hätte trotzdem für sie arbeiten können, aber...ach verdammt. Ich wünschte, ich könnte ein einziges Mal mit ihm reden, seine Seite der Geschichte hören." 

"Könnte er unter dem Imperius gestanden haben?", fragte Mary. Remus schüttelte den Kopf. 

"Dem Geheimniswahrer kann das Geheimnis auch unter dem Imperius nicht entlockt werden", erinnerte er sie. Mary zuckte mit den Schulter.

"Was, wenn er schon unter dem Imperius stand, als er Geheimniswahrer wurde?", bohrte sie nach. Remus überlegte - das wusste er ehrlich gesagt nicht. 

"Sirius kann ihn abschütteln", fiel ihm dann aber ein. "Weißt du noch, unser Basics-Kurs mit Moody? Sirius war der erste, der es geschafft hat, sich zu widersetzen. Ich glaube kaum, dass ihn jemand lange genug hätte kontrollieren können. Vor allem nicht bei sowas." 

Mary überlegte wieder, strich Julie über den Flaum auf ihrem Kopf, nahm sie dann wieder hoch und ging ein wenig mit ihr durch den Raum.

"Könnte er jemanden gedeckt haben?", schlug sie vor. "Dass er es nicht war, aber den echten Täter gedeckt hat? Vielleicht jemand anders, der unter dem Imperius stand? Dass er doch mit jemandem getauscht hat, derjenige sie verraten hat, ohne es zu wollen und Sirius ihnen ein richtiges Leben ermöglichen wollte?" 

Remus zupfte an seinem Ohrläppchen. 

"Das klingt nach etwas, was Sirius mit seinem bescheuerten Sinn für Gerechtigkeit machen würde", gab er zu. "Vor allem, wenn er den Tausch vorgeschlagen hat und sich deshalb Vorwürfe macht. Aber warum würde er sein eigenes Leben dafür wegschmeißen? Und warum springt der andere nicht für ihn ein, jetzt? Hunderte Todesser sind freigesprochen worden, weil sie angeblich unter dem Imperius standen, es muss sich wohl kaum jemand fürchten, deshalb eingesperrt zu werden. Zumal der ganze Orden für sie aussagen würde, wenn es wirklich einer von uns war."

Mary seufzte frustriert. 

"Es ergibt keinen Sinn", fluchte sie. "Es passt vorne und hinten nicht. Die offensichtliche Lösung ist, dass er ein Spion war und schuldig ist. Aber...es ist Sirius. Er ist der letzte von uns, der die Seiten gewechselt hätte." Sie sah entschuldigend zu Remus. "Nicht dass ich dir oder Lily und James oder Pete oder den beiden anderen Mädels irgendwas unterstellen wollen würde, aber..." 

Remus nickte. 

"Nein, ich weiß, was du meinst." Er überlegte, dann hielt er inne und hob die Hand. "Warte, ich glaube, ich hab eine Idee." Er drehte sich auf dem Sofa um, sodass er darauf kniete, die Arme auf die Rückenlehne gestützt. "Wir wissen, dass es einen Spion gab. Und wenn wir jetzt beweisen wollen, dass es nicht Sirius war, dann..."

"...dann müssen wir nur herausfinden, wer es tatsächlich war!" Marys Augen begannen zu leuchten. "Und wenn wir das wissen, dann verstehen wir vielleicht auch, was letzten Herbst passiert ist!"

Remus nickte aufgeregt. 

"Fangen wir an!"

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Am 31. Juli stand vor der Haustür der Dursleys ein Laufrad. Es war schick und rot und glänzte und hatte eine große grüne Schleife darum mit einem Schild, auf dem "Für Harry" stand. Dudley versuchte sofort, es zu beschlagnahmen, aber aus irgendwelchen Gründen blockierte es die Reifen, sobald er drauf stieg, also verlor er die Lust daran. Vernon ließ es im Keller verschwinden, aber auf mysteriöse Weise tauchte es immer wieder auf. 

Als die Dursleys schließlich aufgaben und Harry vorsichtig und mit einem riesigen Lächeln auf der Straße die ersten Runden fuhr, standen Mary und Remus im Vorgarten der Nummer 32 und geben sich ein High Five hinter der Hecke. 

Ich nenne es das Verschwörungstheorien-Kapitel.

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