Er wimmerte erbärmlich auf, als er Rosmarin roch.

Dann schwor er sich: „Einen Tag nur. Einen Tag kriegst du und dann reißt du dich zusammen."

Er hatte es bis acht Uhr morgens geschafft, ohne wieder zu weinen zu beginnen. Er fühlte sich leer.

Jungkooks erster Blick fiel auf sein Handy, aber er hatte keine Nachricht von Taehyung. Gar nichts. Er hatte auch nichts anderes erwartet.

„Jungkook, ich komme rein. Versteck deine Unterhosen!", schrie eine weibliche Stimme von draußen, schamlos.

Normalerweise würde Jungkook kichern. Oder genervt aufstöhnen. Aber heute nicht. Es war sogar ein Wunder, dass seine Mutter sich selbst ankündigte, sie musste also spüren, dass irgendetwas in der Luft war.

Jungkook setzte das beste Lächeln auf, das er hatte. „Ja?"

Er hatte noch immer nicht das Bett verlassen. Er war auch noch immer in seinen normalen Klamotten und sah vermutlich aus, als wäre er vom Tod auferstanden.

„Hast du etwa bis jetzt geschlafen?", fragte sie, als sie Jungkook musterte, der sich langsam aufrappelte. „Du siehst kaputt aus."

„Ja", kratzte sich Jungkook am Kopf. Sein Blick wanderte nach unten. Er vermutete, dass seine Augen rot und angeschwollen waren und er wollte wirklich nicht, dass seine Mutter ihn ausfragte, wenn er doch vor kurzem erst gestanden hatte, wie sehr er Taehyung mochte. Sie würde es nicht verstehen. Sie würde es ihm vermutlich nicht einmal glauben.

„Was ist mit Zähneputzen? Haare kämen? Duschen? In deinem Zimmer stinkt es. Wann hast du zuletzt gelüftet?"

Sie ging zum Fenster und öffnete es weit. Den Schreibtisch betrachtend, runzelte sie die Stirn. „Ich weiß ja, dass du unordentlich bist, aber das..."

Jungkook sagte nichts darauf. Er konnte nur fühlen, wie sein Gesicht heiß wurde und er die Tränen zurückhalten musste. Vielleicht brauchte er doch einen Tag mehr, um sich zusammenzureißen.

Er hörte es ganz Zeit. Die Worte von Taehyung.

Es war ein Fehler.

Es war ein Fehler.

Er fühlte sich so schlecht. So hilflos. Vollkommen allein mit seinen Gefühlen.

Seine Mutter seufzte. „Was ist los?"

„Nichts", sagte er viel zu schnell. „Ich gehe gleich Zähneputzen."

„Unten gibt es Frühstück."

„Ich habe schon gegessen."

„Wann?"

„Bevor du aufgewacht bist."

„Ich habe dich nicht gehört."

„Ich war leise."

„Mhm. Okay. Dein Vater möchte mit dir reden", meinte sie bloß. „Er sagte, es hat etwas mit Taehyung zu tun."

Jungkook erschauderte.

„Jungkook, was ist denn?" Die Stimme seiner Mutter wurde leiser, weicher. Sie kam mit vorsichtigen Schritten auf ihn zu, doch er blickte nicht auf. „Du hast noch immer die Klamotten von gestern an. Bist du etwa so schlafen gegangen?"

„Ja, ich war so müde vom Lernen und... ich bin einfach nur erledigt", flüsterte er.

„Ich sehe es", seufzte sie wieder und strich Jungkook einmal durch die Haare. „Jungkookie, wir wissen, wie sehr du dich bemühst. Ich habe das Gefühl, dass du schon viel mehr kannst, dank Taehyung. Ich glaube, dass du es schaffen wirst."

„Danke", sagte Jungkook, der die Berührung in seinen Haaren genoss und die Augen schloss.

„Bitte, stress dich nicht so. Du hast noch Zeit, bis zu deinen Abschlussprüfungen und—"

„Aber nicht genug."

Er würde nie genug Zeit haben.

„Du lernst so viel, es wird genug sein müssen."

Sie verstand es nicht. Keiner verstand es.

Dieser Druck, der auf ihn lastete.

Jedes Mal Angst haben zu müssen, durchzufallen und jedes Mal vor dem Matheunterricht zu schwitzen, weil man nichts verstand.

Er war besser geworden—ja.

Aber innerlich war da immer noch diese Angst, dass er es nicht schaffen würde. Was, wenn er ein Blackout hatte? Was, wenn er plötzlich alles vergaß, was Taehyung ihm mühsam beigebracht hatte? Was, wenn er alle enttäuschte? Was, wenn Taehyung enttäuscht von ihm war? Er die Folien umsonst gemacht hatte?

Noch vor ein paar Stunden hatte er an sich selbst geglaubt, nun schienen ihn die Selbstzweifel zu verschlingen. Es war unfair.

„Ich gehe jetzt. Vergiss nicht, dass dein Vater mit dir sprechen möchte. Er wartet unten auf dich."

Jungkook wartete, bis das Brennen in seinen Augen weniger wurde und er endlich aufblicken konnte.

„Muss er heute nicht arbeiten?"

Es war zwar Sonntag, aber das hatte ihn noch nie davon abgehalten, für seine Klienten da zu sein.

Seine Mutter schüttelte den Kopf und ging zur Tür. „Nein. Bitte, trödel nicht. Er meint, es sei wichtig."

Jungkook brummte.

„Hast du mit Taehyung ein bisschen in Gebärdensprache geredet?", fragte sie plötzlich, die Hand an der Türklinke. „So, wie ich es dir gezeigt habe?"

Jungkook verschlug es für einen kurzen Moment die Sprache. „Ja—Ja, habe ich."

„Und hat er sich gefreut?"

Jungkook lächelte traurig. Er erinnerte sich an Taehyungs Blick, als er ihm gedeutet hatte, ob alles in Ordnung sei. „Ja", hauchte er. „Er hat sich sehr gefreut."

Glaube ich, wollte er anhängen. Ich glaube es, denn bei ihm bin ich mir nie sicher. Nicht mehr.

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Ein kürzeres Kapitel, weil ich zurzeit sehr viel Zeit in die Uni stecken muss und auch nicht zum Schreiben komme <3

Funny Story: Das special Kapitel zwischen Taehyung und Jungkook ist schon geschrieben (Rohfassung) und es wird FLUFFY. Also... wirklich, wirklich fluffy. Es ist wirklich cute und wenn es komplett fertig ist werden es wsl. wieder so 4-5k Wörter.

Aber das dauert ja noch, jetzt müssen beide erstmal leiden ):

Wie man sieht, plane ich nicht wirklich gut, sondern schreibe gewisse Szenen nach Laune, die dann im Laufe der Story eingebaut werden, wenn sie passen, also bitte nicht wundern, warum der Smut jetzt schon geschrieben ist.

Danke fürs Lesen!! 🌼🌻

All The Words You Never Said [VKOOK]Where stories live. Discover now