Chapter 3

3 3 0
                                    




Die dunkle Flüssigkeit waberte um mich herum, doch als ich meine Hand ausstreckte, spürte ich rein gar nichts, keine Nässe, keine Kälte aber auch keine Wärme. Sehen konnte ich allgemein nichts, bis auf meinen eigenen Körper.

Doch selbst meine Gestalt verschwamm vor meinen Augen und ich spürte es. Ich spürte das Gefühl, welches ich vor so langer Zeit vollkommen vergessen hatte. Es prickelte, überall. Und zu allem Überfluss bekam ich sogar stechende Kopfschmerzen, die mir einen kehligen Schrei entlockten. Um mich tretend schlug ich mir die Hände an den Kopf, es tat weh. So unglaublich weh. Meine Muskeln froren ein, meine Sicht sowohl auch meine Gedanken verschleierten und das Einzige spürbare waren diese verdammten Schmerzen.

Langsam gewöhnte ich mich an den halben Bienenschwarm in meinem Kopf und der Kälte meiner Gelenke, denn was ich jetzt spürte, war bei weitem schlimmer. Ich hatte es ja so vergessen. Vergessen, wie sich die Verwandlung anfühlte.

Ich kreischte auf, als sich meine Ohren in den Schädel zurückzogen und sich meine Lider gewaltsam schlossen.
Ein stechender und anhaltender Blitzschlag zog sich meinen Nacken über die Wirbelsäule entlang, wobei hartes, hautartiges Material sich an meinem Rücken befestigte.
Und als neue, nackte Ohrenpaare sich durch die Haut an meinem oberen Teil des Kopfes zwängten und spürbar Fell wuchs, brüllte ich meinen Schmerz in die schwarze Zwischendimension.


Mich hörte ja keiner, niemand hörte diesen Schmerz.


Nur noch leise wimmernd merkte ich, wie sich Federn bildeten.
Zuletzt, so merkte ich es kaum, verkrustete sich meine Haut, an Stirn, Wangenknochen, Handrücken, Wirbelsäule, Oberschenkel und Fußsolen.
Aus der Verkrustung entstanden allmählich Formen, erst Dreiecke, dann Vierecke, dann Sechsecke und zum Schluss glätteten sich die Formen zu Schuppen, deren Farbe ich nicht sehen konnte.

Schlaff hing ich in der wabernden Flüssigkeit des Zwischenuniversums, diesem Spalt zwischen den Welten und diesen qualvollen Ort, denn ich vergessen hatte.

Meine Sicht wurde wieder schärfer. Schon schwebte ich in meiner wahren Form, die Form, die ich seit Jahren nicht mehr zu sehen bekam. Meine dunkelgrauen Ohren, deren Spitzem ins weiße übergingen, meine grauen Flügel und meine leicht dunklen Schuppen, die meinen Körper zierten.

Durch die Verwandlung war ich natürlich splitterfasernackt. Was mich zwar kurz erröten ließ, sonst aber nicht weiter störte, da ich bei meiner Ankunft einfach meine Flügel um mich schlingen konnte.

Und genau das Tat ich, als ich die Schwingungen und Bewegungen meiner sonst fast einfarbigen Umgebung sah. Es drehte sich alles, bis es an einem Punkt stehen blieb und ich erkannte schwach die Marmorsteine, aus denen das Gegenstück des Portales gefertigt und gepflegt wurden. Es war ein Meisterstück, erschaffen von Lucifer selbst und erfolgreich aufrechterhalten von Generation zu Generation.

Eng verschlungen, mit angelegten Flügeln, eher einem Federball (welch Wortspiel) ähnelnd, rollte ich aus dem Nichts in die Unterwelt.

[|Guardians|]Where stories live. Discover now