Kapitel 19

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Nach einem sehr entspannten Tag mit Jace, widme ich mich heute wieder dem Verbessern meiner Fähigkeiten. Es wird langsam Zeit, dass ich lerne mehrere Elemente gleichzeitig zu beherrschen. Einzeln klappt es ja inzwischen bei allen drein ganz gut.

Ich habe mich daher wieder an den See zurückgezogen. Hier versuche ich, auf dem Wasser stehend, gleichzeitig eine Eissäule und eine Wassersäule entstehen zu lassen. Doch irgendwie will es mir nicht so recht gelingen. Ich friere nur alles ein. Genervt schüttele ich den Kopf. Das kann doch nicht wahr sein!

Nach weiteren erfolglosen Versuchen beschließe ich mich erstmal etwas anderem zuzuwenden. Daher verlasse ich wieder den See und laufe etwas zwischen die Bäume. Ich will versuchen meine Rüstung aus Eis zu verbessern und will niemanden erschrecken, wenn er mich zufällig findet. Meine Mitschüler habe ich bereits genug in Angst und Schrecken versetzt. Das reicht langsam wirklich.

Konzentriert fange ich an das Eis meine Füße hinauf klettern zu lassen, bis an meine Waden. Das letzte Mal konnte ich aufgrund meiner eingeschränkten Bewegungsfreiheit schlecht laufen. Ich muss also dafür sorgen, dass das Eis meine Bewegungen mitmacht und nicht zu sehr beeinträchtigt. Vor allem an den Gelenken muss ich das Eis etwas beweglicher machen. Was mich schließlich dazu bringt mehrere Schichten aus verschieden dickem Eis übereinander zu legen. Bis ich schließlich meinen Fußknöchel einigermaßen gut bewegen kann. Es ist nicht so beweglich wie ohne die Rüstung aus Eis, aber sie soll mich ja im Ernstfall auch schützen. Und das hoffentlich auch besser als damals im Schulwettkampf.

Nach und nach arbeite ich mich vor, bis die Hälfte meines Körpers bedeckt ist. Doch als ich gerade am meinen Händen weitermachen will, höre ich lautes rufen. „Kayla! Kayla!" Irritiert lasse ich meine Rüstungsteile wieder von meinem Körper verschwinden und trete zwischen den Bäumen an den See hervor. Wenn Flavia hier so laut rumschreit muss es wichtig sein.

„Was hast du denn?", rufe ich über den See zurück und laufe einfach über das Wasser, um schneller bei ihr zu sein. Ich will ja schließlich nicht die komplette Schule zusammenbrüllen. Als ich bei Flavia ankomme, packt sie mich jedoch direkt am Arm und schleift mich hinter sich her, ohne mir eine Erklärung zu liefern. Bis ich eine Eispfütze unter ihren Füßen entstehen lasse. Und einen Moment später liegen wir beide am Boden. Leider habe ich nicht bedacht, dass Flavia mich mit sich zu Boden reißt, wenn sie plötzlich ihr Gleichgewicht verliert. Vorausschauend denken liegt mir wohl nicht ganz so.

„Kayla! Wir haben keine Zeit für deinen Unsinn!", faucht mich meine beste Freundin regelrecht an, weshalb ich einfach auf dem Boden liegen bleibe, als sie versucht mich wieder nach oben zu ziehen. „Was gibt es denn so Wichtiges? Wenn du es mich nicht sagst, bleibe ich hier einfach liegen.", gebe ich störrisch von mir und kann sehen, wie Flavia einen Moment lang darüber nachdenkt, wie sie mich hier schnellstmöglich wegbekommt. Doch dann wird ihr bewusst, dass sie ohne meine Zustimmung ihr Ziel nicht erreichen wird. Was auch immer das ist.

„Direktor Meyer hat alle Schüler mit drei Elementen zu sich gerufen. Es scheint wichtig zu sein, denn er wartet seit einer halben Stunde nur noch auf dich." Genervt verdrehe ich die Augen und lasse mir schließlich aufhelfen. Seit dem letzten Schuljahr sind unser Direktor und ich nicht die besten Freunde. Ich kann ihn nicht leiden und weiß genau, dass er mehr als einen Fehler begangen hat. Aber wenn ich nicht bald aufschlage wird er noch wütender als wahrscheinlich so schon. Und dann werden wir alle darunter leiden. Allerdings bestehe ich darauf, dass wir etwas langsamer laufen. So dringend kann es nicht sein, dass ich dort mit massiven Seitenstechen ankomme. Darauf kann ich gut verzichten. 

Vor der Tür hält Flavia an. So wie sie wirkt hat sie bereits vergeblich versucht bei diesem ominösen Treffen teilzunehmen. Weshalb ich ihr aufmunternd zulächle. "Keine Sorge, wir werden dir alles berichten." "Wehe wenn nicht!", gibt sie wütend zurück und streckt mir anschließend die Zunge heraus. Mit einem Lächeln öffne ich die Tür und trete in einen vollkommen stillen Raum ein.

Alle haben sich bereits hier versammelt. Johanna und Jonas in der einen Ecke und auf der anderen Seite Jace, Adam und Rosie, zu welchen ich mich geselle. Jace zieht mich direkt neben sich, dann wenden wir unsere Aufmerksamkeit unserem Direktor zu, welcher nicht sehr begeistert aussieht. Aber das sieht er ja eigentlich nie.

Kurz herrscht noch eine unangenehme Stille, dann ergreift Herr Meyer das Wort. „Einige Schulen sind angegriffen worden." Fragend sehe ich zu Jace, welcher jedoch lediglich mit den Schultern zuckt. Offenbar hat ihn sein Vater auch noch nicht darüber informiert. Doch die eigentliche Frage ist noch nicht geklärt. Warum greift jemand die Schulen an und warum werden nur wir darüber informiert und nicht auch noch die anderen Schüler? Doch genau diese Fragen beantwortet Herr Meyer als nächstes.

„Die Angreifer scheinen es auf stärkere Wasser- oder Luftelementare abgesehen zu haben. Da sind wir uns noch nicht so sicher. Was genau sie wollen oder wen sie suchen konnten wir leider nicht in Erfahrung bringen." Kurz macht unser Direktor eine Sprechpause, ehe er ernst in die Runde sieht und weiterredet. „Ich informiere euch darüber, weil ihr die stärksten Elementare an unserer Schule seid. Sollte es einen Angriff geben, werdet ihr die anderen Schüler beschützen müssen. Wir arbeiten momentan noch an einer Möglichkeit alle notfalls in Sicherheit zu bringen. Doch das dauert noch. Es sind einfach zu viele Schüler und Unabwägbarkeiten."

Besorgt schaue ich zu meinen Freunden. Die Mienen von Jace und Adam haben sich düster verzogen, während Rosie sehr ängstlich und beinahe den Tränen nahe aussieht. Das klingt jetzt nicht sonderlich vertrauenserweckend. "Die Schulwettkämpfe wurden abgesagt und ich bitte euch Stillschweigen zu bewahren. Die anderen Schüler sollen nicht beunruhigt werden."

Skeptisch schaue ich zu meinen Freunden. Mein Versprechen Flavia gegenüber wird schwierig zu halten sein. Aber am Ende werden sie es ja sowieso erfahren. Und wenn wir es unseren Freunden erzählen und sie niemandem etwas verraten, wird es ja sowieso niemand erfahren. Und selbst wenn, was will Herr Meyer schon machen? Uns von der Schule werfen? Das wird er wohl kaum machen.

Akademie der Elemente - Die Macht der ElememteUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum