Kapitel 18

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Als wir mit dem Bus in der Stadt ankommen, fällt uns direkt ein kleiner Jahrmarkt ins Auge. Und wir beschließen kurzerhand dort mit unserem gemeinsamen Tag zu beginnen.

Jace hat mir einen Arm über die Schulter gelegt und wir spazieren erstmal zwischen den anderen Menschen entlang, um uns alles anzusehen. Hier gibt es jede Menge Buden. Essen und Getränke, genauso wie unterschiedliche Fahrgeschäfte und Attraktionen. Sowohl für Menschen mit Elementen als auch ohne. Erstmal hole ich mir eine blassblaue Zuckerwatte, was Jace mit einem Kopfschütteln und einem kleinen Lächeln kommentiert. Ich mag nun mal süße Sachen. Da kann ich nun auch nichts dagegen machen.

Dann geht es weiter zum Dosenwerfen. Hier räumt Jace einfach alles ab, was ich mit einem Kopfschütteln quittiere, trotzdem aber lächelnd die schwarze, glitzernde Rose entgegennehmen, welche er sich als Gewinn aussucht. Die ist zumindest besser als so ein riesiger Teddybär. Zum Glück kennt Jace mich gut genug, um zu wissen, dass ich mich über ein solches Geschenk nicht freuen würde. Weshalb ich sie mir erfreut an meine Tasche stecke, welche ich über der Schuler hängen habe.

Ruhig laufen wir weiter, bis Jace plötzlich von der Seite angerempelt wird. „Passt doch auf, Kleiner. Sonst zeig ich dir vor deiner Schnecke mal, wo der Hase langläuft.", höre ich es neben uns sagen und sehe irritiert zur Seite. Dort steht ein etwas düster aussehender Typ mit drei anderen Kerlen und mustert uns missbilligend. Sie sehen so aus, als wären sie lediglich vier Jahre älter, halten sich aber offenbar für unbesiegbar. Jace und ich wechseln einen kurzen Blick, ehe wir uns kopfschüttelnd abwenden. Ihrem Aussehen nach zu urteilen sind es Metall- und Feuerelementare. Keine Gegner, gegen welche wir nicht schon gekämpft und gewonnen haben. Aber darauf haben wir jetzt keine Lust. Wir wollen einen entspannten Tag verbringen und niemanden zurechtweisen.

Das Gebrüll hinter uns ignorieren wir einfach und gehen weiter zwischen den anderen Menschen hindurch. Auch diese würdigen den Schreihälsen keinen Blick, was mich innerlich freut. Doch ich versuche es mir nicht anmerken zu lassen, da sie uns wahrscheinlich sonst wirklich noch auflauern werden. Daher warte ich, bis wir hinter der nächsten Bude verschwunden sind, ehe mir ein kleines Kichern entfährt. Auch Jace grinst mich kurz schräg von der Seite an, ehe wir uns einer interessanten Attraktion zuwenden. Ein Unterwasserlabyrinth, wie es scheint.

„Da gehe ich nicht rein.", gibt Jace jedoch nur trocken von sich und mustert mich grimmig von der Seite. „Vertraust du mir etwa nicht?", will ich herausfordernd wissen und kann mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen, was Jace die Augen verdrehen lässt. „Wenn du mich ertrinken lässt, lasse ich alles Wasser einfach verdampfen.", grummelt er und wir holen uns Tickets für den Einlass. Die Dame hinter dem Schalter mustert uns einen Moment lang sehr skeptisch, zuckt dann jedoch mit den Schultern. „Wir übernehmen keinerlei Haftung für euch und eure Gesundheit. Ein Trockner befindet sich am Ausgang und kann frei genutzt werden. Hier habt ihr die Tickets und einen Fragenzettel. Ihr müsst verschiedene Punkte im Labyrinth finden, um die Fragen richtig beantworten zu können. Viel Glück."

Halb ziehe ich Jace hinter mir her zum Eingang. Und hinein ins Wasser. Doch anders als Jace es wahrscheinlich erwartet hat, sorge ich dafür, dass wir kein bisschen nass werden. Stattdessen bildet sich um uns herum eine Kuppel, in welcher wir normal reden und atmen können. „So können wir das natürlich auch machen. Aber ich denke nicht, dass es so gedacht war.", meint Jace mit einer hochgezogenen Augenbraue, doch ich erkenne die Freude in seinen Augen. Ins Wasser wäre er nur gegangen, um mir eine Freude zu machen. Und nicht, weil er unbedingt Spaß daran hätte. Was es für mich umso besonderer macht mit ihm hier zu sein.

Gemeinsam laufen wir durch das Labyrinth und erledigen die Aufgaben, welche überraschend schwierig sind. Ich hatte nicht erwartet, dass die Fragen, welche wir im Labyrinth versteckt suchen und dann auf unserem Zettel die Antwort eintragen müssen, so fordernd sind. Da sind einige komplizierte Sachen dabei. Doch letztendlich schaffen wir es alles zu lösen und das Labyrinth wieder zu verlassen.

Entspannt laufen wir schließlich noch ein wenig über den Jahrmarkt. Das Riesenrad, den Autoscooter und einige weitere Fahrgeschäfte nehmen wir noch mit, ehe wir beschließen zur Bushaltestelle zu gehen und zurück zur Akademie zu fahren. Doch als wir entspannt auf den Bus warten, nähern sich uns vier bekannte Personen. Die vier Typen, welche uns auf dem Jahrmarkt schon so schräg angesehen haben. Hoffentlich erkennen sie uns nicht wieder.

Doch meine Hoffnung ist vergebens. Einer macht seine Kumpels auf uns aufmerksam und schon kommen sie grölend auf uns zu. Genervt kann ich nicht anders als die Augen zu verdrehen und auch Jace kann ich ansehen, dass er nicht begeistert ist. Der Tag verlief bisher so schön und nun kommt sowas dazwischen.

„Wenn das mal nicht eben der Kleine mit seiner Schnecke ist." Nun kann ich mir ein deutliches Augenverdrehen nicht mehr verkneifen, was mir wütende Blicke des selbsternannten Anführers der Gruppe einbringt. „Du solltest deinem Mädchen mal ein paar Manieren beibringen. Sonst übernehme ich das, wenn du zu schwach dafür bist."

„Willst du ihn übernehmen und ich die anderen drei oder andersrum?", will Jace unbeeindruckt von mir wissen und wischt damit allen Vieren das Lachen aus dem Gesicht. Dafür kann ich ein breites Lächeln nicht mehr unterdrücken. „Ich nehme ihn. Er bettelt ja förmlich danach. Aber wir sollten uns beeilen. Der Bus kommt in einer viertel Stunde."

Nun fangen sich die Typen wieder und lassen in ihren Handflächen Feuerkugeln entstehen. Doch es wirkt nicht so, als hätten sie so viel Kraft wie Jace. Was mich erstmal sehr beruhigt.

Wie erwartet fängt Jace die auf uns zufliegenden Feuerbälle gekonnt ab. Und lässt sie direkt verpuffen. Was erneut zu Sprachlosigkeit bei unseren Gegenübern führt. Doch diese hält leider nicht lange an. Mit einem wütenden zischen lässt der Typ mit dem großen Mundwerk ein Schwert aus Metall entstehen, welches ich interessiert mustere. Das habe ich noch nie ausprobiert. Lediglich mit einem größeren Eiszapfen habe ich mal Bens Angriff auf Jace abgefangen. Aber das ist auch schon Monate her.

Und ein Schwert scheint mir irgendwie auch nicht sonderlich geeignet. Daher versuche ich es mit einem Speer aus Eis. Und kann so den Schlag blocken. Ansonsten hätte ich ein Schwert im Oberarm stecken gehabt. Der macht wirklich ernst. Damit habe ich nun nicht gerechnet. Doch er kann seinen Kampf haben, wenn er unbedingt will.

Da der Bus für unsere Heimreise bald kommt, beeile ich mich lieber das hier schnell zu beenden. Mit Hilfe des Speers schicke ich mein Eis über das Schwert, bis es an den Händen meines Gegners angelangt bin. Mit einem spitzen Schrei lässt er seine Waffe fallen und weicht erschrocken von mir zurück. „Wer bist du und was machst du da?" Offenbar hat sich noch nicht überall herumgesprochen, dass es neues Element gibt. Was mich überrascht. Aber es ist ja nicht mein Problem, wenn diese Typen sich mit den falschen Leuten anlegen. Vielleicht dient es ihnen ja als eine Art Lektion. Schließlich haben wir den Streit nicht angefangen.

Ohne zu antworten, friere ich ihn an den Füßen ein, damit er nicht mehr wegkann. Er ist so geschockt, dass er sich überhaupt nicht mehr bewegt, sondern mich einfach nur mit großen Augen ansieht. Meine Zeit nutze ich und lasse das Eis anwachsen, bis es ihm bis zur Taille reicht. Dann lasse ich meinen Eisstab einfach verschwinden und wende mich ab.

Und stelle fest, dass Jace bereits an die Bushaltestelle gelehnt dasteht und mich mustert. Die drei anderen Typen liegen am Boden, wahrscheinlich hat er sie einfach mit Hilfe seiner Elektrizität ausgeschaltet. Jedenfalls zuckt der ein oder andere noch etwas, während er am Boden liegt.

„Du hast lange gebraucht.", begrüßt mich Jace und gibt mir einen kurzen Kuss. „Der Bus ist noch nicht da. Also war ich schnell genug.", gebe ich von mir und höre den Typen hinter mir brüllen. Eine Weile beobachten wir ihn, wie er versucht sich mit Feuer zu befreien. Dann kommt jedoch der Bus und wir steigen ein. Der Metallelementar wird sich wohl bald befreien können. Doch dann werden wir schon lange weg sein.

Trotz allem war es jedoch ein schöner Tag. Es hat Spaß gemacht mal aus der Schule rauszukommen. Und Zeit mit Jace zu verbringen war sowieso schön. Ich hoffe davon folgen bald noch weitere Tage.

Akademie der Elemente - Die Macht der ElememteOù les histoires vivent. Découvrez maintenant