Kapitel 15

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Heute ist der Tag, an welchem Levin uns endlich besuchen kommt. Es wird Zeit, denn der Sand türmt sich langsam am Rand des Sees auf. Und Rosie ist zunehmend frustrierter und hysterischer. Langsam scheint sie zu glauben, dass sie niemals ihre Kräfte beherrschen kann. Was langsam gefährlich wird. Denn sie verliert nun immer öfter vollkommen die Kontrolle und ist kaum wieder zu beruhigen.

Daher bin ich glücklich über die Nachricht von Levin, welcher schreibt, dass wir uns zum Frühstück in der Mensa treffen können. Dann kann er Rosie kennenlernen und auch gleich die anderen begrüßen. Begeistert, dass er endlich da ist mache ich mich daher schnell fertig und laufe zur Mensa. Hier ist noch niemand von meinen Freunden da, weshalb ich mir schnell etwas zu essen hole und mich damit an unseren Tisch setze.

Wenig später tauchen auch David und Isabell auf, welche mir Gesellschaft leisten. Während des Gesprächs muss ich mich jedoch sehr zusammenreißen, um mich nicht zu verraten. Ich freue mich wirklich sehr darauf Levin endlich wieder zu sehen. Glücklicher Weise stoßen bald darauf auch die anderen zu uns. Wobei mir auffällt, dass Rosie leicht verquollene Augen hat. Wie es scheint hat sie erst kürzlich geweint. Was mich in meiner Entscheidung noch einmal bestärkt. Sie braucht wirklich Hilfe. Und wir sind offensichtlich nicht in der Lage ihr diese zu geben.

„Rosie?", frage ich sie leise, ziehe damit jedoch trotzdem die gesamte Aufmerksamkeit unseres Tisches auf uns. Offenbar machen sich alle etwas Sorgen um sie. „Ja?", fragt sie leise nach und schaut mich aus großen Augen an. „Ich habe mir etwas überlegt und sozusagen eine Überraschung für dich.", beginne ich, da ich es nicht mehr für mich behalten kann. Außerdem ist Levin sowieso jeden Augenblick da. Wie mir Flavia im nächsten Moment auch beweist. „Das gibt es doch nicht. Ist das Levin?", fragt sie neben mir überrascht und ich muss über ihren verwirrten Gesichtsausdruck breit grinsen.

„Da ist meine Überraschung ja schon.", gebe ich von mir und laufe Levin etwas entgegen, um ihn glücklich zu umarmen. Die Blicke der anderen Schüler ignorieren wir einfach, holen uns einen weiteren Stuhl von einem anderen Tisch und setzen uns dann wieder. Und während meine Freunde noch Levin begrüßen, wende ich mich Rosie zu. „Das ist unser Freund Levin, ein Pflanzenelementar. Er hat mir damals sehr geholfen meine Elemente lieben zu lernen. Und ich denke das ist etwas, was dir vielleicht ganz gut tun würde.", gebe ich von mir und lächle sie aufmunternd an. Rosie scheint zwar nicht überzeugt, doch sie nickt zustimmend. Schlimmer kann es ja auch kaum noch werden.

Und dann verabschieden wir uns auch schon voneinander. Levin und Rosie gehen eine Runde spazieren, um sich kennen zu lernen, während wir alle unserer Wege gehen. Ich habe mich Alex angeschlossen, welcher in einen der Gemeinschafträume geht und dort mit ein paar anderen Leuten spricht und Brettspiele spielt. So etwas habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr gemacht. Aber wir haben jede Menge Spaß zusammen, sodass mir gegen Ende des Vormittags so unglaublich der Bauch schmerzt, dass ich für den Nachmittag erstmal Absage.

Zum Mittag treffen wir uns wieder in der Mensa und ich bin sehr froh, dass Rosie sehr viel glücklicher aussieht als heute morgen noch. Angeregt unterhält sie sich die ganze Zeit mit Levin, welcher ebenfalls mal wieder sehr begeistert scheint. Isabell und David nicken mir, nach einem breiten Seitenblick auf die zwei, Lächelnd zu. Sie scheinen meiner Meinung zu sein und sehen auch wesentlich entspannter aus als noch heute früh. Wir machen uns halt alle Sorgen. Doch meine Hoffnung in Levin war wohl nicht unbegründet.

Nach dem Essen wollen Alex und ich einen kleinen Spaziergang machen. Ausnahmsweise Mal ohne an unseren Fähigkeiten zu arbeiten. Wir üben schon genug, da können wir uns auch mal eine Pause gönnen. Außerdem wird es langsam Herbst und die vielen bunten Blätter anzusehen ist wirklich angenehm. Und für mich bedeutet es auch, dass es endlich ein bisschen kühler wird und nicht mehr so drückend heiß wie in den letzten Monaten.

„Levin ist also ein Freund von euch?", fragt Alex nach, nachdem wir draußen ein paar Meter gegangen sind. „Ja. Er hat mir letztes Jahr sehr geholfen die Schönheit in meinem Element zu entdecken." „Du bist in der Lage so unfassbar schöne Sachen entstehen zu lassen und sagst mir nun, dass dir das selbst gar nicht bewusst ist?", fragt Alex erschrocken nach und sieht mich von der Seite her ungläubig an, was mich einfach nur zum Lachen bringt.

„Nein, jetzt nicht mehr. Aber damals habe ich ja einfach nur alles eingefroren. Komm, ich zeige dir mal das Erste, was ich willentlich habe entstehen lassen!" Kurzerhand packe ich Alex am Arm und ziehe ihn etwas zwischen die Bäume. Sonst ziehen wir wieder so viel Aufmerksamkeit auf uns. Als uns niemand mehr sehen kann, halte ich schließlich an und konzentriere mich einen Augenblick. Innerhalb weniger Sekunden entsteht eine kleine Rose aus Eis, welche ich pflücke und Alex hinhalte. Überrascht sieht er mich an, nimmt die Rose jedoch entgegen. Und weil es mir immer noch so gut gefällt, lasse ich um uns herum noch ein paar weitere Rosen entstehen.

„Das sieht wirklich unglaublich aus.", staunt Alex und will mir die Rose zurückgeben. Doch ich winke ab. Die brauche ich wirklich nicht. „Vielen Dank für dieses Geschenk.", grinst er mich an, legt einen Arm um meine Schulter und wir verlassen wieder den Wald. Unterwegs treffen wir auf Jace, welcher uns mustert, dann jedoch kommentarlos und ohne eine Miene zu verziehen weitergeht. Irritiert mustern Alex und ich uns kurz, zucken dann aber beide mit den Schultern. Keine Ahnung was das gerade gewesen ist.

Ein Wenig später verabschieden wir uns wieder voneinander und gehen getrennte Wege. Alex trifft sich noch mit ein paar anderen Leuten, während ich noch ein bisschen draußen rumlaufe. Ich frage mich ja, wohin sich Levin und Rosie zurückgezogen haben, doch ich werde sie nicht suchen gehen. Sie werden alle Ruhe zum üben brauchen.

Entspannt summe ich irgendeine Melodie vor mich hin und laufe durch die Gegend. Es ist schön zu sehen, dass meine Mitschüler inzwischen keine Angst mehr vor mir haben, sondern mich einfach nur normal grüßen. Keiner weicht mir mehr aus oder ändert seine Laufrichtung. Das ist etwas, was mich wirklich gut tut. Das letzte Jahr ist nicht so einfach gewesen und das nun langsam alles wieder in halbwegs normalen Bahnen läuft ist wirklich toll. Stumm genieße ich die Sonne und den angenehm kühlen Wind in meinem Gesicht. Einen Augenblick lang kann ich einfach nur die Ruhe und Stille um mich herum genießen.

Bis plötzlich Jace neben mir auftaucht und mich damit beinahe zu Tode erschreckt. Ohne einen Ton von sich zu geben zieht er mich beiseite und etwas in den Wald hinein, welcher in wunderschöne Herbsttöne gehüllt ist. Auch ich schweige, denn ich habe keine Ahnung, wo Jace nun mit mir hin will.

Akademie der Elemente - Die Macht der ElememteWhere stories live. Discover now