70. Warum es ein personifiziertes Universum geben muss

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Es dauerte gute vier Monate, bis wir uns von unten bis zum zweiten Namen von oben vorgearbeitet hatten. Ich war diesmal dabei und tarnte uns alle. Aber es war kein einfacher Unsichtbarkeitszauber, nein, ich hatte zudem alle Arten der erkennbaren Merkmale, inklusive der magieeigenen Aura sowie den Körper, den Geruch, die Körperwärme und sogar die Materie des Körpers verborgen. Auch jegliche Geräusche waren nicht zu hören, mit anderen Worten, wir waren nun nicht mehr wahrnehmbar und zwar weder von Persondn noch von Zaubern. So getarnt konnte man nicht nur durch Schutzzauber, sondern auch durch alles andere einfach durch marschieren. Allerdings hatte ich die unter dem Zauber Stehenden miteinander verbunden, so dass man sich gegenseitig sehen und auch sonst normal wahrnehmen konnte. *Woah, voll krass, ich kann einfach meinen Arm durch die Wand strecken! Schau mal, Luce! Das ist so cool, ich kann mich wie ein Geist bewegen!* rief Illirian begeistert. *Das können wir in der Tat, mein Junge, du kannst nicht nur den Arm durch Wände strecken, du kannst auch selbst hindurch gehen. Das gilt übrigens für alles materielle, Möbel, Tier und Personen eingeschlossen, aber auch Zauber sind kein Problem. Wir vier können mit diesem Zauber durch alles durch laufen, ohne bemerkt zu werden.* klärte ich die anderen drei auf. *Du hast nicht untertrieben, als du dich als mächtigstes Wesen bezeichnet hast...* murmelte Dantalion. *Natürlich nicht. Ich bin das älteste Wesen, da sollte man meinen, ich würde Magie schon ein wenig besser als die anderen Lebewesen beherrschen.* gab ich zurück. *Mich wundert immer noch, dass du damals den auf dir liegenden Sklavenfluch verfluchen konntest... Der Sklavenfluch hätte doch eigentlich verhindern müssen, dass du der Urheberin schadest, denn genau das sollte der Fluch bewirken.* meinte Luzifer plötzlich. *Er hat ihr damals auch nicht geschadet, sondern dem Band, das mich kettete, was von Anfang mein Ziel war. Deswegen hat der Bann lediglich die Auswirkungen auf die Urheberin aufgehoben, nicht aber die schwächende Wirkung auf den Bann. Damit konnte ich den Fluch schwächen, genau wie beabsichtigt.* erklärte ich. *Normalerweise hätte der Fluch das trotzdem ganz verhindern müssen und dich am verfluchen hindern müssen...* meinte Luzifer. *Bei den meisten anderen Wesen wäre es auch genau so gewesen, aber es muss doch auch mal irgendwelche Vorteile haben, ich zu sein. Wenn ich schon das personifizierte Universum sein muss, dann sollte ich schon in der Lage sein, ein paar Regeln zu biegen und ein paar zu brechen.* grinste ich. *Also ich würde liebend gerne mit dir tauschen, wenn du den Job satt hast.* bot Dantalion sofort an. *Würdest du nicht, glaube mir. Meine Macht mag zwar cool sein, aber das ist leider nicht alles, was diese Existenz mit sich bringt. Du kannst im Grunde tun was du willst, solange du nach Luzifers Regeln spielst, die nun wirklich nicht sonderlich einschränkend sind. Luzifer ist dein einziger Vorgesetzter, das ist schon praktisch. Er hat im Grunde keinen Vorgesetzten, aber deswegen kann er auch nicht immer alles tun, was er will. Wir alle wissen, die Hölle zu beherrschen, bedeutet viel Verantwortung, noch mehr Papierkram und man muss immer hart durchgreifen, meist auch die anderen das Fürchten lehren. Das ist nicht gerade einfach und dann kann man sich auch noch keinen Fehltritt leisten, denn darauf würde sich jeder der vielen Feinde stürzen. Bei mir ist es ähnlich, ich trage auch viel Verantwortung und ich darf nicht nur keine Schwäche zeigen, ich darf nichtmal eine haben. Den Luxus von Angst oder anderen Gefühlen, die mich angreifbar machen würden, kann ich mir nicht leisten, im Gegensatz zu allen anderen. Eigentlich hätte ich nie Illirian und Moira als meine Kinder aufziehen und zu deren Mutter werden dürfen, aber in dem Fall war es erforderlich und ich würde es auch gar nicht anders wollen. Aber weitere ähnlich starke emotionale Verstrickungen kann und darf ich mir nicht leisten, es könnte mich von meiner Aufgabe ablenken. Und glaube mir, dass ich meine Aufgabe vernachlässige, will kein existierendes Wesen erleben, denn das würden wirklich alle zu spüren bekommen. So ein aus den Fugen geratenes Raum-Zeit-Kontinuum oder eine bröckelnde Realität, sowie vieles andere, wie beispielsweise plötzlich zusammenbrechende Dimensionen, das wäre wirklich eine Katastrophe. Ich existiere, um all das unter Kontrolle zu behalten und dazu gehört auch, dafür zu sorgen, dass die Göttlinge ihre Aufgaben korrekt erfüllen, denn dafür existieren sie. Denn glaube mir, ein streikender Tod oder ein amoklaufender Gott der Erschaffung, das ist nicht witzig, nichtmal ansatzweise, auch nicht bei Göttlingen mit weniger großem Einflussbereich. Deswegen existiere ich, um solche Dinge abzuwenden.* erklärte ich Dantalion, der mich groß ansah. *Du bist also da, um größere Katastrophen aller Art zu verhindern?* fragte der Dämon nach einer Weile telepathisch zurück. *Das trifft es genau, ja.* bestätigte ich.

Die Geschichte einer ReisendenOnde histórias criam vida. Descubra agora