29. Reise zum Glück & Unglück

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,,So, willst du jetzt mitkommen, mit mir die anderen besuchen und mir damit die Arbeit erleichtern oder muss ich alles auf die harte Tour allein machen?" fragte ich ihn und er legte nachdenklich den Kopf schief. ,,Ich denke, ich komme mit." entschied er dann und ich wusste, dass dies ein unausgesprochenes "solange mir danach ist" beinhaltete. So waren alle Göttlinge, leider, denn ich fand dieses launische Verhalten ziemlich lästig... Ich hielt ihm die Hand hin, welche er ergriff und wir verschwanden in meinem galaxiefarbenen Nebel.


Wir erschienen bei Nike Victoria Fortuna, der Personifikation von Glück und Sieg. Sie war naturgebräunt, mit hüftlangen weißblonden Locken, auf denen ein Lorbeerkranz ruhte, dazu ihre golden funkelnden Augen und die golden strahlenden gefiderten Flügel auf ihrem Rücken. Sie hatte einen perfekt geformten üppig ausgestatteten attraktiven Frauenkörper und war mit der im Nacken gehalten weißen Toga mit dem goldenen Gürtel, die nur knapp bis zur Hälfte ihrer Oberschenkel reichte und noch dazu rückenfrei und ärmellos war. Vi zog bei ihrem Anblick eine Augenbraue hoch. ,,Was denn, ich fühle mich eben wohl in meinem Körper!" rief sie und verschränkte demonstrativ die Arme unter ihren Brüsten, wohl um sie zusätzlich zu betonen. ,,Kleine, wir sind Göttlinge, ich wüsste keinen von uns, der sich seines Aussehens schämen müsste, aber als geflügeltes Wesen sollte man nichts tragen, das so leicht hoch geweht werden kann." merkte ich trocken an. ,,Da kannst du ja wohl nicht mitreden, Zara." schnaubte sie abwertend und nun zog auch ich eine Augenbraue hoch. ,,Achja?" fragte ich und ließ die galaxiefarbenen Flügel auf meinem Rücken erscheinen. ,,Willst du nochmal über deine Worte nachdenken oder mich lieber weiter provozieren?" fragte ich sie kühl und ließ ein wenig meiner Macht auflodern, was sich als kleine blaulilane Blitze auf meiner Haut zeigte. ,,Hey, bleib ruhig, ich weiß wann man nicht gewinnen kann. Alles cool, also chill mal." beschwichtigte sie mich. ,,Du solltest sprachlich etwas weniger in die Gossen der Menschheit abgleiten..." merkte nun Vi an. ,,Jap, du übertreibst es." bestätigte ich. ,,Was auch immer, warum seid ihr hier?" fragte sie uns. ,,Die kurze Version? Ich habe Schicksal getötet, sie wurde wiedergeboren und kann mich nicht mehr manipulieren. Im übrigen sollte dein Zwillingsbruder das auch erfahren." erklärte ich. ,,Na wenn es weiter nichts ist." meinte sie schulterzuckend und holte dann tief Luft, wobei ich einen Geräuschdämpfungszauber auf meine Ohren legte, ich hatte da so eine böse Vorahnung... ,,EY BRUDER, SCHWING DEINEN ARSCH HER, ZARA UND VI SIND HIER! SIE SAGEN, DASS UNSERE MUTTER ENDLICH ABGEKRATZT IST!" brüllte sie sogleich in voller Lautstärke, was genau meiner Befürchtung entsprach. Denn wer ständig Siegesgebrüll und als Gewinner von Glücksspielen laut bei dem für sie üblichen Gewinn schrie, hatte nunmal gerade als Göttling ein verdammt lautes Organ. Deshalb wusste ich den Dämpfungszauber gerade enorm zu schätzen, dank dem ich völlig ungerührt da stehen konnte, während Vi das Gesicht verzog. ,,Hey, schrei doch nicht so, ich habe zufällig ganz gute Ohren und auch telepathischen Empfang." vernahmen wir eine hörbar mies gelaunte Stimme, ehe aus grauem Nebel ein scheinbarer ziemlich dürrer Teenanger mit tiefen dunkellilanen Augenringen und einem fast in die schwarzen Augen hängenden Pony aus völlig zerzausten aschgrauen Haaren. Er war fast ungesund bleich, hatte aber dennoch seine eigene Schönheit, das galt auch für die aschgrauen etwas schmächtigen sowie relativ zerrupft aussehenden Flügel auf seinem Rücken... Er trug ausgelaufene schmutzige Turnschuhe, eine viel zu große Jogginghose, ein graues Shirt und eine übergroße Collegejacke. ,,Du hast auch mal besser ausgesehen." merkte Vi stirnrunzelnd an. ,,Ich finde auch, dieser Teenageretrolook lässt dich irgendwie abgerissen aussehen. Aber wir sind deswegen nicht hier. Wie deine Schwester schon quer durch gefühlt so ziemlich alles gebrüllt hat, habe ich Moira das Licht ausgeknipst und sie wurde wiedergeboren. Und nein, ich will sie euch nicht aufdrücken, sondern nur Bescheid sagen, dass das Problem beseitigt ist. Den Rest könnt ihr mir auch weiter überlassen, zumindest was ihre Wiedergeburt betrifft. Ihr sollt nur Bescheid wissen, dass ihr erstmal übernehmt, bis sie alt genug ist. Aber wenn ihr über die Stränge schalgt, bekommt ihr es mit mir zu tun und dann ist eure Existenz erstmal nicht mehr so lustig. Ich kann euch den Tag ziemlich vermasseln, wenn man mir ans Bein pisst, wie die Menschen so schön sagen. Also tut es nicht oder bereut es bitter." ermahnte ich sie. ,,Du würdest sie wie Moira behandeln, richtig?" fragte Vi mich. ,,So etwas in der Art." meinte ich schulterzuckend. ,,Dann solltet ihr zwei sie besser wirklich nichtmal ansatzweise verärgern, ich habe ihre Erinnerung an diese Episode gesehen und meiner Meinung nach machte sie da in Punkto Folter Luzifer und seinen Dämonen Konkurrenz." riet er ihnen und sie schluckten, beide standen gleich etwas gerader, denn sie wussten, meine Drohung war alles andere als leer. ,,Gut so. Ihr könnt euch gerne auch noch selbst überzeugen und euch selbst ansehen, wie ich es ihr heimgezahlt habe." bot ich an und hielt ihnen meine Hände mit einem diabolischen Grinsen hin. ,,Danke nein." würgte Nike hervor. ,,Ich will es sehen, ihr Verhängnis." nickte dagegen Pix Miseria Calamitas, Zwilling von Nike und Personifikation von Pech, Unglück und Niederlage. Ich legte meine Hände an seine Schläfen, wie zuvor bei Vi, dann ließ ich ihn den gesammten Kampf gegen Moira samt Ende sehen. Als ich fertig war und ihn los ließ, zuckte er zurück und machte einige Schritte zurück, dabei war er noch mehr erbleicht, als er es eh schon war. Ich war fast erstaunt, dass er nicht durchsichtig wurde... ,,Schwester, du darfst keine Scherze mit ihr treiben. Wirklich nicht." schärfte er ihr sofort todernst ein. ,,Woah, ist ja gut, hatte ich nicht vor." rief sie und hob abwehrend die Hände. ,,Dann ist es gut, denn ich werde keine Strafe von ihr für dich auf mich nehmen. Wenn du irgendwelche krummen Dinger drehst, dann werde ich es ihr ungefragt sagen." kündigte er ihr an. ,,Dann kann ich mich wohl auf euch zwei verlassen." nickte ich und teleportierte mich mit Vi, der meine Hand genommen hatte, zusammen in meinem galaxiefarbenen Nebel weg.

Die Geschichte einer ReisendenWhere stories live. Discover now