Teil 26

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"Weißt du wo du hingehst?", fragte ich zweifelnd während ich Lucifer durch den dunklen Wald folgte. "Natürlich." Ich hob eine Augenbraue, sagte aber nichts darauf. In dem Moment ertönten leise Stimmen die jedoch mit jedem Schritt lauter wurden, bis ich Jordan und Andrew erkennen konnte, die abwechselnd Verwünschungen riefen. Lucifer warf mir einen triumphierenden Blick zu, ehe er mit einer einzigen Handbewegung die Schatten um uns dichter machte, so dass ich kaum meine eigene Hand erkennen konnte, doch ich konnte alles auf der kleinen Lichtung erkennen, die vor uns lag. Jordan, Andrew, Angela, Cedric und Lois lagen gefesselt am Boden, um ihnen herum standen die verhüllten Dämonen. Wieder schoss mir die Erkenntnis durch den Kopf, das dies einst Menschen waren, ehe sie den Machenschaften meiner Schwester zum Opfer gefallen waren, doch ich verdrängte den Gedanken schnell wieder. Ich musste einen klaren Kopf behalten. Also sperrte ich all die düsteren Gedanken, sowie all die Zweifel die nach wie vor in mir schlummerten, in die hinterste Ecke meines Bewusstseins und konzentrierte mich auf das Geschehen auf der Lichtung. Etwas abseits von den fünf gefesselten Jägern stand Thalia, umringt von fünf ihrer Dämonen, in ihren Händen hielt sie ein altes Buch durch welches sie scheinbar gedankenverloren blätterte. Es war dasselbe schwarze Buch, welches ich auch in meinen Träumen gesehen hatte. Erneut blitzten Erinnerungen auf. Wie Thalia da stand, umringt von ihren Dämonen, ihre Augen blutrot und ebenjenes Buch in den Händen, wie sie es gen Himmel streckt, mit fanatischem Blick. Ich schloss die Augen und verdrängte die Bilder wieder aus meinen Gedanken. Als ich meine Augen wieder öffnete stand Lucifer neben mir, den Blick auf Thalia gerichtet. "Du weißt was du zu tun hast, Liebes?", flüsterte er mir leise zu. Ich nickte zur Antwort. Dann holte ich tief Luft und trat aus den Schatten heraus auf die Lichtung. Kaum hatte ich einen Fuß aus dem Wald gesetzt wirbelten die Dämonen auch schon zu mir herum und knurrten blutrünstig. "Cara?", hörte ich Lois und Angela überrascht rufen. "Was machst du hier? Verschwinde sofort!", ertönten auch Jordans und Andrews Stimmen, doch ich ignorierte sie und steuerte direkt auf Thalia zu, die knurrenden Dämonen um mich herum ignorierend. Thalia klappte das Buch zu und sah mir entgegen, ein Lächeln auf den Lippen, doch ihre Augen wanderten misstrauisch herum, ganz so als suche sie etwas. Oder jemanden. "Lucifer ist nicht hier.", sagte ich und versuchte möglichst selbstsicher zu klingen. Ich blieb drei Schritte vor Thalia stehen und sah sie fest an. "Ich bin alleine hier." Thalias Blick wanderte noch einmal herum, ehe er an mir hängen blieb. Ihr Lächeln wurde breiter. "Ich bin froh das es dir gut geht, kleine Schwester. Ich hab mir Sorgen gemacht." Obwohl in ihrer Stimme Sorge mitschwang, konnte ich nicht sagen ob diese echt oder bloß gespielt war. Ehe ich etwas erwidern konnte hatte Thalia den Abstand zwischen uns überwunden und umarmte mich. Ich versteifte mich überrascht, doch da hatte sich Thalia auch schon wieder von mir gelöst und sah mir in die Augen. "Wo warst du? Was ist passiert? Hat er dir was getan?", fragte sie und ein Feuer loderte in ihren Augen auf. Ich wusste genau auf wen sie anspielte, also zwang ich mich zu einem leichten Lächeln. "Er hat mir nichts getan, wir haben bloß geredet." Thalia ließ ihre Hände sinken und machte einen Schritt nach hinten. "Geredet? Worüber?", fragte sie unschuldig, doch ich merkte das sie sich merklich anspannte, und auch die Dämonen um uns herum wurden unruhig, doch noch griff keiner an. "Das kannst du dir bestimmt denken.", flüsterte ich leise. Nun verschwand Thalias Lächeln endgültig. "Du darfst ihm kein Wort glauben Schwester, er manipuliert dich nur, benutzt dich, will ein Keil zwischen uns treiben. Er lügt, er kann nichts anderen als lügen, das müsstest du besser wissen als jeder andere." Ich nickte langsam. "Ich weiß. Genau deswegen bin ich hier." Überrascht sah Thalia mich an. Ich verschränkte die Arme hinter den Rücken und ließ meinen Blick kurz über die versammelten Dämonen schweifen, ehe ich wieder meine Schwester ansah, die mich erwartungsvoll beobachtete. "Ich will wissen was passiert ist. Aus deiner Sicht." Thalia sah mich kurz schweigend an, ehe sie nickte und begann, auf der Lichtung auf und ab zu gehen, während sie mit leiser Stimme erzählte. "Damals ging es uns gar nicht gut. Wir konnten froh sein, dass wir ein Dach über dem Kopf hatten, und genügend zu essen. Jason und du, ihr wart noch so jung, ihr habt es noch nicht so mitbekommen. Egal wo wir waren, uns wurde entweder falsches Mitleid entgegengebracht, oder Hohn und Spott. Ich hatte es satt. Dann kam Lucifer. Als er mir anbot all meine Sorgen verschwinden zu lassen, wer hätte da nein sagen können? Ich war so dumm. Habe meine Zukunft weg geschmissen, und wofür? Geld?" Sie stockte kurz und lachte trocken, ehe ihre Miene wieder ernst wurde. "Erst als ich erlebte, wie einfach das Leben war, wenn man sich um das Geld keine Sorgen machen musste, wurde mir klar, wie diabolisch dieser Deal eigentlich ist. Sechs Jahre? Klingt nach einem guten Deal, wenn man bloß ein Leben voller Armut kennt, aus dem man nur entfliehen will. Aber wenn man dann erst einmal erlebt hat, wie schön das Leben sein kann, sind sechs Jahre nichts weiter als ein Wimpernschlag." Mit jedem ihrer Worte verdüsterte sich ihre Miene und ihre Augen funkelten wütend. "Ich war nicht bereit, mein neues Leben aufzugeben. Lucifer hat so viele Menschen bereits manipuliert, sie dazu gebracht, ihre Seelen herzugeben, für etwas Macht und Reichtum. Zuerst sähen seine Sündendämonen den Samen der Gier in den Herzen der Menschen, und dann taucht er auf und profitiert davon. Es ist so unfair! Also habe ich beschlossen, dem ein Ende zu setzen. Ein für alle mal. Und ich wäre auch erfolgreich gewesen, wenn mich Lucifer nicht hintergangen hätte! Er sperrte mich in diesen düsteren Ort, dort unten gibt es nichts. Nichts als Verzweiflung, Angst, Qualen, ein endloses Meer der Hoffnungslosigkeit." Sie verstummte und ihr Blick traf den meinen. In ihrem Blick lag solcher Schmerz, das sich meine Brust zusammenzog. "Ich war bereit alles zu tun, um zu entkommen. Wirklich alles."

Deal with the Devil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt