41. Der Aussichtsturm

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Liebe Strünke,
ich bin aus der Pause, die länger geworden ist als gedacht, zurück! Zwar ist bei mir privat immer noch viel los, aber ich konnte weiterschreiben und bin unheimlich glücklich darüber.
Ich wünsche Euch ganz viel Spaß mit dem Kapitel und hoffe, dass wir uns gleich nächste Woche wieder lesen.
Ganz viel Liebe
Eure mazerunnerklonk

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Ihr kennt die Geschichte der Lichter, möglicherweise sogar besser als ich, die normalerweise nachts nichts von ihren Machenschaften mitbekommen hat, da ich natürlich geschlafen habe - bis zu Thomas' und Teresas Auftauchen auf der Lichtung.
Ich hatte das Labor bereits in der Nacht, die Anna und Minho mit Thomas und Alby im Labyrinth verbracht hatten, nicht verlassen. Nachdem dann auch noch Teresa aufgewacht und von dem Aussichtsturm mit Sachen nach den Lichtern geworfen hatte, war ich mir sicher, dass ich diese Bildschirme nicht mehr aus den Augen lassen würde, auch wenn die Lichter möglicherweise selbst schlafen würden.
Als ich so dasaß und Thomas nun dabei beobachtete, wie er langsam zu dem verängstigten Mädchen, das noch vor so kurzer Zeit meine Mitbewohnerin und Freundin gewesen war, hinaufkletterte, spürte ich, wie mir beinahe schlecht vor Aufregung wurde.
"Ich komm' jetzt rauf!", rief er, nachdem sie mit der Erwähnung seines Namens sofort aufgehört hatte, mit Schüsseln und anderen Küchenutensilien nach den unten stehenden Jungen und Anna zu werfen.
Ein weiteres Mal hatte mein Herz einen aufgeregten Hüpfer gemacht, als sie schon zum zweiten Mal Thomas' Namen zu kennen schien.
Dieser öffnete nun die Falltür zur oberen Plattform des Turms, wo Teresa schon mit einem großen Messer auf ihn wartete, um ihn von sich fernzuhalten.
"Woah, woah!", machte Thomas und hob beschwichtigend eine Hand. "Okay, ganz... ganz ruhig, in Ordnung?" Langsam kletterte er nun ganz hinauf.
"Wo bin ich?", fragte Teresa, ihre Stimme war klar, laut, aber die Angst war nicht zu überhören. Das Messer senkte sie nicht. "Was ist das für ein merkwürdiger Ort? Warum kann ich mich an nichts erinnern?"
"Bleib ruhig. Das... das ist alles normal, okay? Wir alle haben das durchgemacht. Okay? Und dein Name, der wird dir in ein paar Tagen wieder einfallen, das ist so ziemlich das Einzige, was -"
"Teresa", unterbracht sie ihn.
Thomas guckte genauso überrascht, wie ich. "Was hast du gesagt?"
"Mein Name. Ich heiße Teresa."
"Okay... In Ordnung, Teresa, ich bin Thomas", sagte er und hielt kurz inne, wobei er die Stirn runzelte. "Aber das hast du ja schon gewusst, denk' ich mal."
Noch immer richtete sie das Messer auf ihn. "Die sagen, ich hätte im Schlaf dauernd deinen Namen gesagt."
"Ja", flüstere Thomas.
"Wer bist du?"
Verwirrt blickte er sie an, als würde ihn diese Frage überraschen. Ganz offensichtlich hatte er gehofft, dass sie ihm das sagen konnte.
"Das weiß ich nicht", entgegnete er nach einer kurzen Pause. "Ich mein', ich kann mich nicht erinnern, okay? Keiner von uns kann das. Keiner von uns hier kann sich an irgendwas erinnern. Wir sind alle genauso hier aufgewacht, wie du. Hey, ich versprech' dir, wir sind... Ich nehm'... Ich nehme das jetzt."
Vorsichtig nahm er ihr das Messer, das schon beinahe als Machete durchging, aus der Hand.
"Okay...", sagte er leise, während sie sich kurz einfach nur anblickten.
"Was ist denn da oben los?", rief da Newt von unten und Thomas lugte über das Geländer zu den anderen Lichtern herunter, wo nur noch er, Anna, Gally, Fry Pan und Winston standen und zu den beiden nach oben blickten. "Kommt sie runter?"
"Ähm, hört zu, gebt uns einfach noch 'ne Sekunde, okay?", fragte Thomas.
Gally schüttelte mit dem Kopf und auch die anderen sahen eher weniger begeistert aus. Sie wollten endlich wissen, was es mit dem Mädchen auf sich hatte.
"Na schön", sagte da Newt. "Gehen wir."
"Sind alle Mädchen so wie die?", hörte ich noch Fry Pan fragen, bevor ich mich wieder gänzlich auf meine beiden Freunde auf dem Turm konzentrierte. Dafür erntete er einen Schlag von Anna, weshalb ich doch tatsächlich zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit lachen musste.
"Na ja, alle außer dir", verbesserte er sich, ebenfalls lachend.
Während sich auf der Lichtung jetzt alle anderen wieder verstreuten, beobachtete ich, wie Thomas sich wieder auf den Boden des Turms sinken ließ und Teresa zuwandte. Sie schwiegen eine Weile, bis das Mädchen die Stille durchbrach.
"Wer ist sie?", fragte sie aus dem Nichts.
Thomas blickte sie verwirrt an.
"Das Mädchen. Sie hat versucht, mich aufzuhalten, als ich weggelaufen bin. Ich hab' sie geschubst." Ein Lächeln huschte über Thomas' Gesicht, als sie dies sagte. "Sonst habe ich nur Jungen gesehen. Warum gibt es nicht noch mehr Mädchen?"
Der Junge überlegte eine kurze Weile. "Ich weiß es nicht. Ich bin auch gerade erst hier angekommen. Aber ich glaube, die anderen Lichter wissen genauso wenig darüber, wie wir."
"Lichter?", fragte Teresa.
"So nennen wir uns. Wir sind die Lichter, das hier ist die Lichtung. Es gibt eine Versammlungshütte, Schlafplätze mit Hängematten, eine Sanihütte, die Hütten der Hüter und eine Küche", erklärte Thomas und zeigte auf die jeweiligen Orte. "Dort hinten, die Holzdinger beim Wald, das sind die Toiletten. Duschen gibt es nicht, wir waschen uns im See im Wald. Und vor den Mauern" - er machte eine ausladende Bewegung - "liegt ein riesiges Labyrinth. Es ist wie ein Gefängnis, wie ein Experiment."
Das Mädchen ließ den Blick über die Lichtung schweifen. Als er Anna streifte, die mit Newt an einen Baumstamm gelehnt dasaß und in ihre Richtung blickte, blieb er an ihr hängen.
"Ich verstehe das nicht. Warum sollte irgendjemand uns hier her schicken? Und warum sind es so viele Jungen und nur so wenig Mädchen?"
"Ich denke, Anna stellt sich die gleiche Frage, seit drei Jahren. Solange ist sie immerhin schon hier. Alby ist schon seit fast vier Jahren auf der Lichtung. Er und die anderen Lichter haben all das hier aufgebaut. Wer uns hergeschickt hat, wissen sie bis heute nicht, auch nicht, warum gerade wir hier sind. Aber ich glaube, dass sich jetzt etwas verändert. Irgendetwas ist passiert. Letzte Nacht waren Anna, Minho und ich mit Alby da draußen, weil er von einem Griever, einem von den Monstern, die dort draußen leben, gestochen wurde. Noch nie hat jemand eine Nacht im Labyrinth überlebt. Wir haben es geschafft, einen von diesen Dingern zu töten. Wir sind weiter als je zuvor. Ich glaube, wir können es hier raus schaffen", erzählte Thomas gedankenverloren.
Er schien gar nicht darüber nachzudenken, dass er das alles gerade einer eigentlich Fremden erzählte. Möglicherweise spürte er die alte Verbindung zu Teresa. Zumindest saßen sie nebeneinander, mittlerweile am Rand des Turms mit den Beinen über der Brüstung, als kannten sie sich schon ewig. Ein Stechen durchfuhr mein Herz, als mir bewusst wurde, wie sehr ich meine beiden Freunde vermisste.
"Monster in einem Labyrinth. Das klingt verrückt. Und trotzdem kommt es mir erschreckend real vor. Als hätte ich das alles schon einmal gehört. Wie in einem Film oder so."
Thomas blickte sie von der Seite an, als suchte er etwas auf ihrem Gesicht. Ich war mir sicher, dass sie gerade ausgesprochen hatte, was er die gesamte Zeit dachte, seit er auf der Lichtung aufgewacht war. Die beiden erinnerten sich an etwas, auch wenn es nur Bruchstücke waren.
"Ich glaube, diese Menschen, die uns hergeschickt haben, die wollen uns irgendetwas mitteilen. Du wurdest hergeschickt, als es eigentlich noch fast einen Monat dauern sollte, bis wieder jemand mit der Box hochkommt."
Teresa sah zu der Box in der Mitte der Lichtung herüber.
"Und du warst bewusstlos. Das ist auch nicht normal, hat Newt gesagt. Du hast nur eine einzige Sache gesagt. Meinen Namen."
Das Mädchen nickte langsam. "Ich habe keine Ahnung, warum. Tut mir leid...", fügte sie hinzu, als sie die Enttäuschung in seinem Blick bemerkte, die er offensichtlich zu verbergen versuchte.
Sie schwiegen eine Weile, bis Thomas die Stille wieder durchbrach.
"Du hattest einen Zettel in der Hand, als du bewusstlos wurdest. 'Sie ist die Letzte. Für immer.'" Er zog den Zettel aus seiner Tasche und hielt ihn ihr hin.
"'Sie ist die Letzte'... Was bedeutet das?", fragte Teresa, nachdem sie die Worte selbst noch einmal gelesen hatte.
"Weiß ich nicht genau", entgegnete Thomas. "Seit deiner Ankunft hier ist die Box nicht wieder runtergefahren. Weißt du, ich denke deshalb sind alle ein bisschen nervös. Besonders Gally."
Die beiden blickten zu dem Jungen herunter, der ein gutes Stück entfernt beim Ausläufer des Sees, der aus dem Wald herauskam, stand und mit verschränkten Armen zu ihnen herauf sah.
"Er denkt, das ist meine Schuld", stellte Teresa fest.
Thomas schien nach den richtigen Worten zu suchen. "Bist du sicher, dass du dich an nichts anderes erinnerst?"
"Ich erinner' mich an Wasser. An ein Gefühl, als würde ich ertrinken. Diese Gesichter starrten mich an. Und diese Stimme... Die Stimme einer Frau, die dauernd immer und immer wieder das selbe sagt."
"'WICKED ist gut'", sagte Thomas und starrte ins Leere.
Teresa blickte ihn überrascht an.
"Also, seit ich hier angekommen bin, hab' ich diese Träume. Na ja, ich dachte es wären Träume. Du... Du warst da."
Sie musterte ihn und wandte dann den Blick ab, starrte nun selbst ins Leere, als suchte sie nach Erinnerungen in ihrem Kopf.
"Du warst da und... und hast mir gesagt, alles würde sich verändern."
"Was bedeutet das?", fragte Teresa verwirrt.
Thomas schüttelte mit dem Kopf. "Keine Ahnung. Ich... Ich seh' immer nur Bruchstücke."
"Und die anderen können sich an überhaupt nichts erinnern?"
"Nein...", flüsterte Thomas. "Warum sind wir anders?"

Behind The WICKED Truth | A Maze Runner NovellaWhere stories live. Discover now