18. Kapitel

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Meine Mutter und Jens verabschiedeten sich von uns. Dann waren sie auch schon weg und ich stand zusammen mit Katha und Francesca auf der Piazza dei Miracoli, dem Domplatz in Pisa.

»Wollt ihr ganz klassisch touristenmäßig anfangen? Oder wollt ihr das am Schluss machen? Vielleicht erstmal etwas essen? Oder euch freuen, dass wir nach der halben Stunde Marsch durch Pisa endlich alleine sind und das ausnutzen können?«, fragte Francesca übermotiviert. Ich lachte.

»Ich denke, zum Einstieg reicht die klassische Touristentour, oder Katha?« Ich sah zu ihr. Sie hatte heute wieder ein Sommerkleid an. Trotz meiner Warnung, dass wir Stunden durch Pisa laufen werden, hatte sie auf ihre Riemchensandalen beharrt, die laut ihr bequem genug dafür waren. Sie standen ihr zwar gut, aber dass sie für längere Laufwege angenehm waren, bezweifelte ich noch immer. Da hatten Francesca und ich mit unseren Turnschuhen die eindeutig bessere Wahl getroffen. Aber andererseits verbrachte Katha sogar Stunden in ihren Spitzenschuhen. Da waren für sie Sandalen wahrscheinlich wirklich in Ordnung.

»Dann auf zum Schiefen Turm von Pisa!«, rief Francesca aufgeregt mit ihrem italienischen Akzent und wir bahnten uns einen Weg durch die Menschenmassen. »Ungefähr die Hälfte der Einwohner Pisas sind Studenten. Das ist eine richtige Studentenstadt. Eine Universität und zwei Hochschulen. Alle gehören zu den Besten von Italien«, erzählte Francesca und übernahm somit die Rolle des Reiseführers. Ich staunte.

»Das sind eine Menge«, kommentierte ich.

»Mehr als nur das. Das ist eine extrem große Menge«, warf Katha dazwischen. Ich lächelte.

Kurze Zeit später liefen wir die vielen Treppen vom Turm nach oben. Es war kein Ende in Sicht. Immer wieder kamen uns ein paar Touristen entgegen. Gerade drängte sich eine junge Frau mit einem weinendem Kleinkind auf dem Arm die Treppen an uns vorbei. Die Wendeltreppe war eng und hin und wieder kam ein Fenster, damit es nicht zu dunkel war. Ansonsten hingen an der Decke hin und wieder kleine Lampen.

»Über die Hälfte haben wir schon geschafft«, bemerkte Francesca. Sie war schon ganz außer Atem, genau wie ich. Nur Katha merkte man noch nichts an. Sie war uns immer ein paar Schritte voraus.

Viele Treppenstufen später wurde es mit jedem Schritt heller, bis wir endlich ganz oben waren. Katha ging sofort an das Geländer. Ich schoss ein Foto von ihr und gesellte mich dann zusammen mit Francesca zu ihr.

»Der Ausblick ist ja wunderschön!«, staunte ich und ließ meinen Blick schweifen. Wir waren sehr weit über der Erde. Unter uns liefen Menschenmassen auf der Grünfläche und den Straßen herum. Ich konnte den Dom erkennen und im Hintergrund die vielen Dächer der kleineren Häuser. Ich schoss vom Ausblick ein paar Bilder. Dann drehte ich mich zu den anderen Touristen, die hier oben herum liefen.

Ich bat eine freundlich aussehende Frau auf Englisch darum, ein Bild von uns Dreien zu machen. Sie stimmte zu. Ich gab ihr mein Handy und stellte mich zwischen Katha und Francesca. Wir lachten in die Kamera. Dann drehten wir uns um und sahen in die Ferne. Schließlich nahm ich der Frau mein Handy wieder ab und bedankte mich bei ihr. Ich fächerte mir zu. Es war heute ziemlich warm und der Aufstieg hatte es nicht gerade besser gemacht. Ein kühler Wind wäre ganz angenehm gewesen.

Nach ein paar Minuten gingen wir wieder runter. Der Abstieg ging schneller als der Aufstieg. Diesmal war Katha neben mir und Francesca vor uns. Ich machte ein paar Bilder vom Inneren des Turms, da ich beim Hochlaufen nicht dran gedacht hatte. Als wir endlich wieder nach draußen in die frische Luft gingen, streckte ich meine Arme aus.

»Endlich wieder etwas Wind!«, kommentierte ich lachend.

»So empfindlich darfst du nicht sein. Wir sind noch nicht lange in Pisa. Du musst dich heute noch viel bewegen«, bemerkte Francesca lachend.

Mehr als nur eine Freundin | Band 2Where stories live. Discover now