9. Kapitel

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Mir war schlecht und ich sah nervös auf mein Handy. Cara hatte mir geschrieben. Ich öffnete die Nachricht.

Guten Morgen!
Ich wünsche dir viel Spaß und Erfolg bei deiner ersten Fahrstunde. Du bekommst das mit links hin!

Ich lächelte. Ich hatte nur am Rande erwähnt, dass ich heute die Fahrstunde hatte. Dass Cara sich das gemerkt hatte und mir dann sogar noch geschrieben hatte, überraschte mich mehr als es das sollte. Ich antwortete ihr und auch Katha, die mir deswegen auch noch geschrieben hatte. Sogar mein Vater hatte mir noch eine Nachricht geschrieben, in der er mir viel Spaß wünschte. Auch ihm antwortete ich. Es fühlte sich immer noch seltsam an, dass Jens nun solche Ereignisse in meinem Leben mitbekam und sich dafür sogar interessierte.

Ich packte das Handy wieder weg und ging nach unten zu meiner Mutter.

»Na, bist du schon aufgeregt?«, fragte sie mich, als ich mich zu ihr an den Tisch setzte.

»Ein bisschen«, erwiderte ich und meine Mutter löste ihre Augen von der Zeitung vor ihr.

»Das bekommst du hin. Jens kommt übrigens heute Nachmittag«, erzählte sie mir, darauf bedacht, es so beiläufig wie möglich klingen zu lassen, aber es war nicht zu überhören, dass es genau das Gegenteil davon war.

»Das ist doch toll!«, meinte ich und meine Mutter zuckte mit den Schultern. Aus ihr wurde ich nicht schlau. Es gab Tage, da freute sie sich total auf Jens und dann gab es wieder Tage, an denen sie total kalt zu ihm war und ihn nicht an sich ran ließ. Sie hatte es wohl immer noch nicht ganz weg gesteckt, dass er sie damals verlassen hatte, aber sie bemühte sich wenigstens darum, ihn wieder in ihr Leben zu lassen, auch wenn es ihr nicht leicht fiel. Denn immer, wenn Jens weg war, war sie bedrückt. Wenn sie dachte, ich hörte sie nicht, hörte ich sie leise weinen. Anfangs war das noch heftig. Aber solche Ausbrüche kamen zum Glück immer seltener vor.

»War es wirklich die richtige Entscheidung, zu versuchen, wieder mit ihm in Kontakt zu treten und diesen dann auch zu halten?«, fragte sie mich zweifelnd und ich nickte sofort, ohne lange darüber nachzudenken. Denn diesen Gedankengang hatte ich nun schon mindestens zehn Mal gehabt. Und immer kam das gleiche Ergebnis dabei raus: Ja.

»Natürlich. Es geht dir doch jetzt sogar schon insgesamt ein wenig besser. Natürlich ist es nicht immer leicht, aber du merkst doch selbst, wie das immer besser wird. Du bist schon jetzt viel ausgeglichener als noch vor ein paar Monaten. Du musst dem Ganzen nur noch genug Zeit geben«, erklärte ich.

»Und wenn ich das gar nicht mehr tun will? Wenn es mir zu anstrengend ist und ich es körperlich und psychisch nicht mehr schaffe? Was dann? Soll ich mich weiter kaputt machen? Wäre es nicht besser, die Vergangenheit einfach ruhen zu lassen und normal so wie vor Jens weiterzumachen?«, fragte meine Mutter mich verzweifelt.

»Ich weiß, das ist viel für dich. Du kannst es ja auch langsamer angehen, aber ganz aufhören, ihn zu treffen, würde ich nicht. Du merkst doch, dass du jetzt schon besser mit der ganzen Geschichte klar kommst. Du brauchst nur noch mehr Zeit. Nimm dir diese, aber gib bitte nicht auf. Ich merke doch, dass du trotz allem Jens noch gern hast. Und außerdem hast du doch schon so große Fortschritte gemacht. Willst du das wirklich wegwerfen, nur weil es gerade etwas anstrengender für dich ist?«

»Danke Malena, ich werde noch nicht aufgeben.« Meine Mutter sah mich erschöpft an.

»Das ist eine gute Entscheidung. Du wirst es nicht bereuen, versprochen.«

Wir sahen uns eine Zeit lang an, dann stand ich nach einem Blick auf die Uhr auf.

»Ich muss jetzt los. Die Fahrstunde beginnt gleich«, erklärte ich. Nachdem wir uns verabschiedet hatten und sie mir viel Spaß gewünscht hatte, ging ich nach draußen.

Mehr als nur eine Freundin | Band 2Where stories live. Discover now