17. Kapitel

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Ich riss meine Augen auf. Katha lag direkt neben mir. Sie atmete schneller als normalerweise, viel hektischer. Darauf bedacht, sie nicht aufzuwecken, setzte ich mich auf und machte vorsichtig die Nachttischlampe an. Katha hatte sich zusammengerollt. Ihr Gesicht war angespannt. Überfordert sah ich sie an. Hatte sie einen Albtraum? Sofort überkamen mich Schuldgefühle. Doch hoffentlich nicht wegen des Films. Ich hätte sie dazu nicht drängen dürfen. Verdammt, der ganze Abend gestern hätte einfach nicht passieren dürfen.

Katha zuckte zusammen.

»Hey, Katha«, sprach ich leise. Sie reagierte nicht, sondern lag immer noch so verkrampft neben mir. Verdammt, wie weckte man nur eine Freundin auf? Es fühlten sich alle Möglichkeiten nicht richtig an, vor allem nicht nach diesem Fast-Kuss oder was auch immer das war. Das war kein Fast-Kuss. Wir hätten uns niemals geküsst, auch wenn es sich genau danach angefühlt hatte. Ich war mit Cara zusammen und für Katha war ich nur eine Freundin. Wieso eigentlich ›nur‹? Das reichte doch auch vollkommen aus. Ich verstand mich einfach nicht.

Nun fing Katha neben mir an, zu zittern. Ich musste ihr irgendwie helfen. Vorsichtig legte ich meine Hand auf ihre Verkrampfte, die neben ihrem Kopf lag. Sie war eiskalt. Ich strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.

»Katha, wach auf«, flüsterte ich ihr ins Ohr, Sie blinzelte, bewegte sich aber sonst nicht weiter. Ihr Atmung war immer noch so schnell. Sie sah so gequält aus. Als hätte sie Schmerzen.

»Katha!«, sagte ich nun lauter. Ich wollte sie nicht erschrecken, aber noch weniger wollte ich, dass sie unter dem Traum oder was auch immer litt. Sie zuckte zusammen. Ich glaubte zu sehen, dass sich ihre Augenlider bewegten. Nun sah ich genauer hin. Ihre Wange war feucht. Sie hatte doch nicht etwa geweint?

»Katha, ich bin da. Du brauchst keine Angst zu haben. Du bist nicht alleine«, versuchte ich es mit einer beruhigenden Stimme. Diesmal bewegte sie sich tatsächlich. Sie öffnete ihre Augen, wich aber meinem Blick aus. Dann setzte sie sich ächzend auf.

»Tut mir leid«, murmelte sie beschämt und strich sich die Strähne hinters Ohr, die ich ihr schon vorhin aus dem Gesicht gestrichen hatte, ihr aber wohl wieder ins Gesicht gefallen war. Verschlafen rieb sie über ihre Augen.

»Hey, das muss dir doch nicht Leid tun. Du kannst ja nichts dafür. Wenn, dann bin ich schuld. Und es tut mir auch leid.«

Katha schüttelte entsetzt den Kopf. Tränen liefen ihr die Wangen herunter. Ich wollte sie am liebsten umarmen. Sie war so vollkommen aufgelöst. Ich wollte ihr helfen. Aber es kam mir so vor, als ob das ein Schritt zu viel wäre. Dabei hatte ich sie schon so oft umarmt, um sie zu trösten, und das hatte ihr immer gut getan. Dieser Moment im Kino änderte doch nichts daran.

»Nein, ich habe dich geweckt. Das wollte ich nicht. Ich bin wohl einfach nur ein jämmerlicher Angsthase. Du hättest den Schlaf bestimmt gut gebrauchen können«, meinte sie. Diesmal schüttelte ich den Kopf. Am liebsten wollte ich meine Lippen auf ihre drücken. Zum Trost. Um zu zeigen, dass sie mir nicht egal war. Dass ich immer für sie da war. Aber was war falsch mit mir? Ich war verdammt nochmal mit Cara zusammen! Ich liebte sie, das glaubte ich zumindest. Und selbst wenn nicht, Katha und ich waren nur Freunde. Zwar sehr gute, aber trotzdem definitiv nicht mehr. Das musste in mein Hirn rein. Vielleicht hatte ich immer noch etwas Restalkohol in meinem Blut von dem Treffen mit Francesca und den anderen.

»Aber ich will ja auch für dich da sein, wenn es dir nicht gut geht. Also ist es gut, dass ich dadurch aufgewacht bin. Du sollst mich auch immer wecken, falls etwas ist. Und ein jämmerlicher Angsthase bist du auch nicht«, fing ich an und bemerkte, wie Katha ihren Fingernagel in die andere Hand drückte. »Oh nein!«

Ich beugte mich zu Katha vor uns nahm sanft ihre Hand weg. »Damit fangen wir jetzt nicht wieder an.«

Katha sah mich mit einem so unglaublich traurigen und verzweifelten Gesichtsausdruck an, dass es mein Herz zerriss. Sie riss ihre Augen auf, so wie sie es immer tat, wenn sie ihre Tränen zurückhalten wollte. Dann konnte sie es nicht mehr halten und sie schluchzte auf. Nun liefen ihr die Tränen unkontrolliert über die Wangen. Ich ignorierte meinen Beschluss über die neu festgelegten Grenzen und umarmte Katha. Ich ließ sie weinen und drückte sie einfach nur an mich. Ihr Körper bebte. Sie zitterte leicht.

Mehr als nur eine Freundin | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt