29.Kapitel

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Während wir aus der Hauptstadt ritten, war ich in meinen Gedanken versunken. Egal wie sehr ich es versuchte, ich bekam diesen Traum nicht aus dem Kopf. Immer wieder konnte ich förmlich seine Lippen auf meinen spüren. Und was wäre wenn das wirklich passiert ist und ich es nur als Traum interpretiere?

Sicht von Khal Sverrir

Ich ritt vorne und Xenia folgte mir. Es überraschte mich immer wieder wie sie mich zu Sachen brachte die für mich komplett untypisch sind. Besonders heute Nacht. Sie lag direkt neben mir und jeder lag auf seiner Seite, obwohl ich sonst nie mit einer Frau in einem Bett schlief. Außer wir schliefen miteinander, aber selbst danach ging jede Frau wieder. Ich musste mich an den Anblick von gestern Nacht erinnern. Wie Xenia auf der Seite schlief und einfach so unglaublich hübsch aussah. Wie ein magisches Wesen.
Als ich mich kurz zu ihr umdrehte, entdeckte ich, dass sie am Waldrand stehen geblieben ist und auf die Stadt zurück schaute. Ein Wind fegte von Süden und ließ ihre Haare wunderschön im Wind fliegen. Ihr Duft strömte mir in die Nase und er machte mich halb blind, so gut wie er duftete. Mischung aus Lavendel und Drache beziehungsweise riechen Drachen nach Feuer. Ich blieb auch stehen und wartete auf sie. Xenia fühlte sich verantwortlich für das Volk und das verstand ich absolut, mir ging es genauso mit meinem Volk. Deswegen konnte ich mir auch denken, was in ihr vorging. Ihre Gefühle mussten ziemlich durcheinander sein. Sie ritt wieder zu mir und wir setzten unseren Weg fort.
Als es dunkel wurde, suchte ich uns einen Rastplatz und machte ein Lagerfeuer.
Wir saßen uns gegenüber, das Feuer zwischen uns. Xenia war schon den ganzen Tag in ihren Gedanken versunken. Wahrscheinlich wegen den Leuten, die leideten aufgrund von dem grausamen König. Oder wie auch immer der nochmal hieß. Das Feuer zeichnete unterschiedliche Schatten auf ihrem zierlichen Gesicht. Es verblüffte mich immer wieder, wie zerbrechlich sie wirken konnte, aber dann wieder im nächsten Moment war sie reif, intelligent, weise und stark. Normalerweise hielt ich nicht viel von Frauen, aber Xenia belehrte mich was besseres. Die Erinnerung an unser erstes Treffen schob sich in meine Gedanken. Wie sie selbstbewusst auf dem Hocker in meiner Hütte saß, ihr feurigen Blick, der mich musterte und sie schien keine Angst zu haben. Mich haute selten was um, aber sie hatte mich aus meinen Bahnen gebracht. Das hatte selbst mein engster Vertrauter gemerkt.
"Was ist?", unterbrach sie meine Gedanken.
Shit, ich hatte sie echt lange angestarrt.
"Nichts, alles gut", antwortete ich leise und wandte mein Blick ab. Eigentlich hasste ich es, wenn mich jemand so dermaßen aus der Bahn wirft, aber es war auch irgendwie interessant. Ich bemerkte wie Xenia mich nun anschaute. Unsere Blicke begegneten sich und ich meinte ein leichtes Funkeln in ihren Augen zu entdecken. Es war so als wären unsere Blicke ineinander verschlungen. Vor meinem inneren Auge sah ich wie ich aufstand, zu ihr ging, mich zu ihr setzte und sie küsste. Wie unsere Lippen perfekt aufeinander passten und sie sich an mich schmiegte. Wie sie mit ihren zierlichen Händen mein Gesicht hielt und ich sie noch näher zu mir zog auf meinen Schoß. Wie ich meine Hände an ihrem Arsch platzieren würde und ich ihren Unterkörper auf meinem spüren konnte. Xenia unterbrach erneut meinen Gedankengang und fragte: "Ist irgendwas hinter mir oder warum starrst du mich so an?"
Ich musste paar mal blinzeln, um wieder klar zu sehen.
"Ich halte gerne Ausschau. Besonders im Dunkeln in fremder Umgebung", antwortete ich knapp und Xenia schaute wieder ins Feuer. Ich rutschte ein wenig umher um eine bessere Position zum sitzen zu finden und dabei bemerkte ich etwas hartes in meiner Hose. Oh man, warum denn jetzt? Innerlich fluchte ich und versuchte an etwas anderes zu denken.
Schon bald sah ich Xenia schlafen und ich schaute in den Sternenhimmel zwischen den Bäumen.

Nach zwei Tagen waren wir wieder im Dorf. Es schien morgen Abend ein Dorffest zu geben, zumindest liefen Vorbereitungen dafür. Meine Männer halfen mit und ich auch. Am nächsten Tag waren wir mit Planen des Angriffes beschäftigt. Und tatsächlich stand der Plan als es begann dunkel zu werden. Botschafter wurden in umliegende Dörfer geschickt, um freiwillige Männer zu holen, die uns unterstützen würden. Das Abschiedsfest begann als die Sonne fast weg war. Musik spielte und es wurde viel gelacht und getanzt. Wir Barbaren tanzten natürlich nicht, das war Frauen Sache, aber hier schien es nicht so zu sein. Männer und Frauen tanzten zusammen. Ich saß mit meinen Männer an einem der Lagerfeuer und wir unterhielten uns. Was hier wirklich gut schmeckte, war der Rum. Er brannte schön in der Kehle und hält einen warm.
Ich entdeckte diesen Lian. Unauffällig fixierte ich ihn und beobachtete ihn. Er trank an seinem Rum und redeten mit paar Männern. Ich wusste nicht was zwischen Xenia und ihm ist oder war, aber irgendwas verbindete sie. Meiner Meinung nach, wollte Lian was von ihr. Zumindest wie er sie anschaute, würde das erklären. Allerdings hielt Xenia ihn auf Abstand, warum wusste ich nicht. Ich meinte, Lian war jetzt nicht hässlich aber wenn Xenia einen wirklichen Mann suchen sollte, dann war ich wohl die bessere Wahl. Ein anderes Lied wurde gespielt und Lian verließ die Männergruppe. Er ging zu Xenia, die gerade mit ein paar kleinen Mädchen redete. Sie lächelte Lian an und lachte als er was sagte. Lian hielt ihr die Hand in und sie ergriff sie. Eine leise kalte Wut kam in mir hoch.
Xenia und Lian begannen zu tanzen. Auch wenn mir diese Kultur fremd war, sah es gut aus. Sie sahen so verbunden aus. Den ganzen Tanz lang schauten sie sich in die Augen. Lian wirbelte sie umher und Xenia vollführte Drehungen und schien so glücklich zu sein. Sowas konnte ich ihr nie geben. Es war naiv zu denken, dass ich eine Chance hatte. Immerhin war ich ein Barbar. Zum ersten Mal in meinem Leben spürte ich sowas wie Traurigkeit. Mein Herz wurde schwer und fror gefühlt ein. Mit einem Schnauben trank ich meinen Kelch aus und vermied es zu Xenia zu schauen. Ich bin ein Mann und kein Weichei. Ich bin schon viel zu weich geworden.

Sicht von Xenia

Ich hatte es vermisst zu tanzen. Vorallem konnte Lian immer noch sehr gut führen. Der Tanz hatte alte Erinnerungen zurück gebracht und kurz war ich in der frohen Welt der schönen Erinnerungen. Ich erinnerte mich an alles. Wie Lian mich vor Davido gerettet hatte, dann wie wir uns kennengelernt hatten und zusammen trainiert hatten. Und dann unseren Kuss. Es war eine unglaublich schöne Zeit. Der Tanz endete und Lian meinte: "Du hast nichts verlernt. Respekt."
"Du aber auch nicht."
Ich spürte einen Kloß in meinem Hals. Es schoben sich andere Erinnerungen in meinen Kopf.
"Willst du noch was mit mir trinken?", fragte Lian und ich schüttelte den Kopf. Ich versuchte mein Lächeln zu behalten und sagte: "Nein danke. Ich muss noch meiner Mutter helfen."
Lian nickte und lächelte mich an. Mit eiligen Schritten verließ ich den Dorfplatz und als mich das Licht nicht mehr berührte, begann ich zu rennen. Die ersten Tränen rollten über meine Wangen und meine Sicht war verschwommen. Meine Beine trugen mich bis zum Waldrand und dort ließ ich mich dann an einen Baumstamm fallen.

Die DrachenköniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt