1.Kapitel

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Mein Gegner Davido, ein großer und breiter Junge, versetzte mir einen Schlag in die Bauchgrube. Au. Ich zischte und zog ihm mit einer schnellen Drehung die Beine weg. Doch Davido war zwei Köpfe größer und dazu noch der stärkste von den Auserwählten, sodass er sich sofort wieder fangen konnte. Ich wich seinen weiteren Attacken fast mühelos aus. "Streng dich mehr an, Xenia!", rief mir unser Kampflehrer zu. Was sollte ich denn noch machen? Davido ist halt einfach super im Kämpfen. Und obwohl ich schon seit einem Jahr extra trainiere, schaffe ich es immer noch nicht Davido zu besiegen. Nach weiteren Schlägen und Tritten von ihm lag ich schließlich am Boden und ergab mich.
Davido grinste stolz und arrogant.
"Gute Arbeit", lobte unser Kampflehrer Davido, der triumphierend den Kampfkreis verlässt. Ich rappelte mich auf und klopfte mir den Staub aus der Hose.
Die anderen Auserwählten standen in einer Gruppe zusammen und hatten den Kampf beobachtet. Ich gesellte mich zu ihnen.
"Nun gut. Zale und Max sind die nächsten", sagte der Kampflehrer. Sein weißes Haar wehte im Wind. Sein Name war Mister Amuro. Seine Haut war gebräunt und sein Gesicht strahlte nur vor Erfahrung und Weisheit. Auch wenn er streng ist, mochte ihn jeder.
Mein bester Freund Zale ging in den Kampfkreis. Sein blondes Haar klebte an seiner Stirn vor Schweiß. Max folgte ihm und sie nahmen die Kampfhaltung ein. Das Startsignal ertönte. Schon nach mehreren Sekunden standen den kämpfenden Jungs die Schweißperlen auf der Stirn. Kein Wunder. An unserem Trainingsplatz herrschten auch dreißig Grad. Auch wenn der Platz überdacht war, war es unglaublich stickig hier. Kein Wind wehte und die Sonne strahlte gnadenlos vom Himmel. Zale war genauso gut im Kämpfen wie ich und Max war einer der schwächeren Jungs, weshalb ihn mein bester Freund schnell besiegte. Mister Amuro nannte die nächsten zwei die Kämpfen sollen.
"Gut gekämpft", wispere ich Zale zu, der sich neben mich setzte. Zale lächelte und flüsterte: "Du aber auch. Nur gegen Davido hat gefühlt keiner eine Chance."
"Xenia und Zale, Aufmerksamkeit bitte", sagte Mister Amuro kühl. Wir verstummten. Er mochte es gar nicht, wenn man nicht aufmerksam ist.
Still verfolgte ich die restlichen Kämpfe der Auserwählten.
Vor zwei Jahren haben alle 15 jährigen Bürger unseres Landes Marland eine Prüfung ablegen müssen. Egal welcher Stand. Marland ist in drei Gesellschaftsständen aufgeteilt. Es gibt den Bronzestand (Bauer, Handwerker, wenig Verdiener), den Silberstand (Soldaten, Gelehrte) und den Goldstand (der Adel).
Die besten 30 Ergebnisse wurden öffentlich bekannt gegeben. Die Jugendlichen mit diesen besten Ergebnissen wurden in den Palast gebracht und dort nun seit zwei Jahren auf das große Event, die Drachenreitererwählung, vorbereitet. Es gibt vier Elementdrachen (Feuer, Wasser, Wind, Erde), die jeweils ihren Drachenreiter wählen. Dieses Event findet immer statt, wenn alle ehemaligen Drachenreiter verstorben sind. Nachdem ihr Drachenreiter verstorben ist, wird dieser betroffene Drache unsichtbar und wird erst wieder sichtbar, wenn er seinen neuen gefunden hat. Naja, das gilt nicht für mich. Ich kann die Drachen bereits sehen, obwohl mich bisher keiner erwählt hat. Warum weiß ich nicht.
Gut, um genau zu sein sind es eigentlich fünf Drachen. Es gibt noch die Drachenkönigin. Sie speit wie alle anderen Drachen Feuer und kann Elektrizität leiten. Durch die Fähigkeit kann sie sich ihrer Umgebung anpassen. Aber sie gilt schon lange als verschwunden. Die letzten Aufzeichnungen sind 300 Jahre alt. Und selbst in meiner Drachensicht habe ich sie noch nie gesehen.
Die Drachenreitererwählung findet bereits in paar Monaten statt. Bis dahin sind alle Auserwählten 18 Jahre alt, auch ich, obwohl ich die Jüngste bin. Dazu bin ich relativ klein. Genau 1,65m. Und wie heißt es so schön, es geht immer auf die Kleinen. Das entspricht sogar der Wahrheit. Ich werde ein wenig gehänselt aufgrund meiner Größe, meines Alters und meiner Herkunft. Besonders von Davido. Ich stamme aus armen Verhältnissen. Meine Mutter ist Bäuerin und muss den Bauernhof mit meinem kleinen Bruder und mit meiner kleinen Schwester alleine bewirtschaften. Mein Vater war früher Soldat, weswegen wir eigentlich Silber sein sollten, aber durch seinen Tod wurden wir wieder Bronze. Aber meine Mutter macht ihre Arbeit gut. Selbst wenn ich nicht von einem der Drachen ausgewählt werde, bin ich danach Silber.
Diese Auswahl hatte schon gute Sachen. Hier lernte ich mich auch zu verteidigen. Außerdem bot man am Anfang der Ausbildung den Mädchen Medikamente an, die nicht schädlich für Körper sind und den weiblichen Zyklus verhindern, solange man sie einnimmt. Somit hab ich seit zwei Jahren knapp drei Jahren meine Menstruation nicht mehr. Und jedes Mädchen und jede Frau versteht mich, wie toll das ist.
Zale stieß mich mit dem Ellenbogen an. Gerade rechtzeitig bevor Mister Amuro was sagen konnte, dass ich nicht aufmerksam bin. Ich lächelte ihn leicht an.
Er beendete den Kampfunterricht für heute. Es war bereits später Nachmittag, weshalb ich beschloss rasch zu duschen. Morgen hatten wir wieder einen reinen Theorietag. Na super. Ich huschte zu dem Raum, wo wir Mädchen schliefen und unser eigenes Bad hatten. Dieses Jahr waren es mit mir fünf Mädchen. So "viele" waren es lange nicht mehr. Miju war bereits da und las in ihrem Buch etwas. Die anderen drei Mädchen Emi, Feliza und Maya waren nicht da.
Ich nahm mein Handtuch und ging ins Badezimmer. Hier waren drei Waschbecken, zwei Klokabinen zum abschließen und zwei Duschkabinen zum Abschließen. Ich zog mich aus, nachdem ich die Badezimmertür geschlossen hatte und duschte dann ausgiebig. Nach dem Kampfuntericht tat mir immer alles weh. Zumindest immer wenn ich gegen Davido kämpfen muss. Ein blauer Fleck war schon leicht zu sehen an meinem Bauch. Na super.
Nachdem ich fertig war, wickelte ich meine pechschwarzen Haare in ein Handtuch und mich selber in das andere große weiche Handtuch. Ich war schlank und hatte eine normale Figur für ein Mädchen in meinem Alter. Meine Augen waren grau, was mich manchmal nervte, weil sie farblos waren. Doch manchmal glaubte ich, dass sie ein wenig glitzerten.
Ich cremte die schmerzenden Stellen von Davidos Schlägen mit einer Salbe ein und zog meine Freizeitkleidung an, die wir Auserwählten tragen müssen. Ein beiges Hemd und einen schwarzen kurzen Rock, der bis zu den Knie geht. Die Jungs trugen anstatt dem Rock eine schwarze Hose. Dazu kam der Ring der Auserwählten. Wir dürfen ihn auch nach der Drachenreitererwählung, egal wie es ausgegangen ist, behalten. Die Drachenreiter bekommen dann einen weiteren Ring, der sie als Drachenreiter auszeichnet.
Als ich fertig war, suchte ich Zale. Ich fand ihn draußen im Palastgarten.

Die DrachenköniginWhere stories live. Discover now