11. Kapitel

1.1K 51 3
                                    

Sicht von Xenia

Ich ging ins Zimmer und schloss rasch die Tür. Mit einem Lächeln betrachtete ich die Rose in meiner Hand. Wow, Lian ist einfach toll.
"Guten Abend Mylady. War der Ball gut", fragte Rebecca, die aus dem Badezimmer kam.
"Ja", antwortete ich verträumt. Kurz räusperte ich mich. Konzentration Xenia!
Rebecca lächelte wissend, doch sie sagte nichts. Sie holte ein Wasserglas in das ich die Rose reinstellte.
"Wollen Sie baden?", fragte Rebecca. Ein heißes Bad wäre jetzt perfekt. Meine Beine schmerzten nämlich von dem ganzen Tanzen.
"Ja gerne", antwortete ich und Rebecca wollte meinen Lieblingsduft wissen.
"Lavendel oder Rosen", meinte ich und meine Magd ließ das Wasser ein. Schon bald duftete es herrlich nach Lavendel.
Es war mir ein wenig unangenehm dass Rebecca mich auszog und ich dann nackt vor ihr stand. Ich band mir die Haare hoch, damit sie nicht nass wurden.
Dann stieg ich in die riesige Badewanne.
Langsam ließ ich mich in das schön warme Wasser sinken.
"Ich komme in 15min wieder und helfe Ihnen heraus", sagte Rebecca und ließ mich alleine. Entspannt schloss ich die Augen und dachte über die Geschehnisse nach. Über Aroa und vorallem über Lian.
Rebecca kam nach einer Weile ins Bad, half mir aus der Badewanne, wickelte mich in ein flauschiges Handtuch und cremte dann mit einer duftenden Creme meine Arme und Beine ein.
"Brauchen Sie noch was?", fragte sie und ich setzte mich aufs Bett.
"Nein danke. Gute Nacht Rebecca", antwortete ich und Rebecca nickte.
"Gute Nacht Mylady." Sie verließ das Zimmer und ich war alleine.
Ich hatte ein weißes Nachthemd an, das aus edler Seid bestand. Klar ich war jetzt Gold, weshalb alles aus edlen Stoffen bestand.
Dieses Nachthemd ist so weich. Ich muss demnächst mal zu meiner Mutter fahren oder fliegen. Wie schnell hat sich die Nachricht verbreitet, dass ihre Tochter jetzt die Reiterin der Drachenkönigin ist?
Das dauerte bestimmt noch lange, denn unser Bauernhof lag weit weg. In dem Gebirge relativ nah an der Landesgrenze. Dort sind nämlich die Preise am günstigsten.
Ich machte die Balkontür auf um frische Luft herein zu lassen. Die warme Nachtluft tat gut. Barfuß ging ich auf den Balkon und schaute den Sternenhimmel an.
Plötzlich landete Aroa neben dem Palast. Mein Balkon war gut sieben Meter vom Boden entfernt. Doch Aroa konnte problemlos ihren Kopf auf das Geländer legen. Sie war immerhin ca acht Meter hoch, von Kopf bis Fuß.
Und ca 18 Meter lang. Also echt riesig
Ihre schönen Augen schauten mich an.
"Hey meine Schöne", flüsterte ich und streichelte vorsichtig ihre Schuppenhaut.
Ihre Augen glitzerten im Mondschein und ich sah mein Spiegelbild darin. Meine Augen glitzerten genauso.
Komm. Wir fliegen eine Runde.
"Du weißt dass das verboten ist. Und ich hier gar keine Ahnung wie man fliegt."
Du leitest mich über deine Gedanken. Während du auf mir sitzt, sind sie ein Gedanke. Wenn du wütend wirst, dann werde ich automatisch auch wütend. Ist gar nicht so schwer.
Ich überlegte. No risk no fun.
Aroa grummelte zustimmend. Ich kletterte auf das Geländer und dann auf ihren Kopf. Langsam kletterte ich ihren Hals hinunter bis ich zwischen ihren Schultern war.
Genau da musst du sitzen. Da wird auch der Sattel hinkommen.
Vielleicht hätte ich mich noch umziehen sollen, denn das Nachthemd ist nicht wirklich praktisch.
Ihre Schuppen waren schön warm und ich spürte eine ungeheure Macht in mir aufsteigen. So fühlte es sich also an einen Drachen zu reiten.
Ich schaute hoch zum Himmel und schon setzte sich Aroa in Bewegung. Mit Schwung stieß sie sich vom Boden ab. Mit kraftvollen Schlägen ihrer Flügel schwang sie sich in die Luft. Ich hielt mich an den großen stumpfen Stacheln, die die Oberseite ihres Halses vom Genick bis zum Halsansatz säumten, fest. Dazu lehnte ich mich nach vorne bis mein Oberkörper fast ihre Schuppen berührte. Adrenalin schoss durch meine Adern und kurz wurde mir schwindelig. Der Wind ließ meine Haare umher fliegen.
Du schlägst dich sehr gut.
Ich lächelte. Als wir eine bestimmte Höhe erreicht hatten, flog Aroa wieder ruhiger und glitt, wie ein Schiff durch das Meer, durch die Luft. Ich richtete mich wieder auf und schaute vorsichtig runter. Unter uns waren nur noch kleine leuchtende Punkte.
Ich jauchzte glücklich.
Wow, das fühlte sich toll an!
Sanft strich ich Aroa über den Hals.
"Du bist echt was ganz besonderes, Aroa", meinte ich zu ihr. Klar sie war ein Drache.
Sie grummelte zur Antwort.
Ich lenkte sie wieder ein wenig nach unten. Nach einer Weile setzte sie mich wieder an meinem Balkon ab.
"Gute Nacht", sagte ich.
Gute Nacht.
Aroa hob wieder ab. Berauscht ging ich schlafen.

Rebecca weckte mich pünktlich um 7 Uhr.
"Guten Morgen Mylady. Frühstück ist bereits da", grüßte sie mich und ich setzte mich auf.
"Guten Morgen Rebecca", meinte ich und stand dann auf.
Rebecca half mir meine Alltagsklamotten anzuziehen, auch wenn ich das alleine geschafft hätte.
Ich band mir selber einen Pferdeschwanz, aber ließ zwei Strähnen draußen, die mein Gesicht umrandeten.
Dann setzte ich mich an den Tisch und frühstückte.
"Warum ist denn ihr Nachthemd so verdreckt?", fragte Rebecca argwöhnisch.
"Ich war gestern Abend noch auf dem Balkon gewesen. Da bin ich wohl gegen die Pflanzen gekommen oder so", log ich und aß mein Frühstück zu Ende. Danach machte ich mich zum Theorieteil auf.
Wir hatten in einem kleineren Raum Unterricht. Jeder hatte seinen eigenen Tisch. Unsere Tische waren im Halbkreis um eine große Tafel gestellt.
"Guten Morgen. Sucht euch bitte einen Platz aus", grüßte uns Mister Regoul.
Ich setzte mich an einen Tisch ganz am Rand.
Leo setzte sich an den Tisch neben mir.
"Guten Morgen Xenia. Gut geschlafen?", fragte er und strich sein rotes Haar zurück.
Kurz war ich überrascht, aber antwortete dann: "Ja. Du auch?"
"Ja. Das Bett ist so schön weich."
Leo hatte eine dunkelblaue Hose und ein rotes Hemd an. Rot ist die Farbe des Feuerdrachens und blau war wahrscheinlich seine Lieblingsfarbe.
Davido und Felix kamen herein. Davido hatte eine schwarze Hose und ein hellbraunes Hemd an. Er hatte außerdem ein grünes Band als Gürtel. Braun für Erddrachen und die anderen Farben für ihn.
Felix hatte ein hellblaues Hemd und eine dunkelblaue Hose an. Blau für den Wasserdrachen und anscheinend auch für ihn.
Sam kam als letztes rein und setzte sich an den Tisch neben Leo.
Er trug ein weißes Hemd und eine schwarze Hose. Sein Gürtel hatte die Farbe hellblau. Weiß für den Winddrachen und die anderen Farben für ihn.
"Kann ich mich zu euch gesellen?", fragte Sam uns und wir nickten.
"Davido und Felix sind nicht grad die besten", flüsterte Sam und zwinkerte uns zu.
"Glaub mir. Das verstehe ich absolut", sagte ich leise zu ihm und Sam lächelte mich an.
Mit den zwei verstehe ich mich schonmal gut. Die zwei haben auch nicht zu denen gehört, die mich gehänselt hatten. Felix und Davido allerdings schon.
"Da wir jetzt ja alle da sind, können wir ja beginnen", fing Mister Regoul an.
Er gab jedem von uns ein Buch.
"Ist das ein Handbuch über unseren Drachen", lachte Felix.
"In der Tat. Da steht alles drin was ihr über euren Drachen wissen müsst", antwortete Mister Regoul kühl.
Mein Buch war älter als von den anderen. Ich schlug es auf.
"Die Drachenkönigin, auch der Energiedrache genannt. Acht Meter hoch, 18 Meter lang. Sie ist sehr ausdauernd, aber auch sehr sensibel. Ihre Gefühle und die Gefühle ihres Reiters verschmelzen bei jedem Ritt. Wie jeder Drache, speit auch sie Feuer. Sie kann Elektrizität beziehungsweise Energie leiten, sodass sie elektrische Impulse abgeben kann und sich an ihre Umgebung anpassen kann. Sie ist ihrem Reiter treu ergeben und tut alles für ihn. Oft hat sie aber auch ihren eigenen Willen und kann wie ein großes Baby sein", las ich leise vor mich hin. Sie kann sich tarnen? Wie cool ist das denn?
"Hey, Xenia. Schau mal", sagte Leo und hielt mir sein Buch hin. Er deutete auf einen Abschnitt.
"Der Feuerdrache ist einer der stürmischten Drachen. Er ist sehr energiereich und kann somit etwas anstrengend werden. Er selber kann in Feuer aufgehen, da seine Haut ein Sekret absondert, dass zu brennen anfangen kann. Deswegen muss der Anzug des Feuerdrachenreiters besonders feuerfest sein", las ich leise und Leo strahlte.
"Ist das nicht geil? Mein Drache kann in Flammen aufgehen." Er war ganz begeistert.
"Cool."
Dann widmete ich mich meinem Buch wieder.
Ich las noch weiter. Den Vormittag verbrachten wir mit Sachen lernen über unsere Drachen und über die Grundschritte des fliegens. Wenn die wüssten, dass ich meinen Drachen schon geflogen bin.
Dann gab es Mittagessen. Ich war in meinem Zimmer und aß während Rebecca meine Rüstung vorbereitete.

Die DrachenköniginDove le storie prendono vita. Scoprilo ora