15. Kapitel

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"Stell dir vor Lian würde ganz plötzlich verschwinden. Das tut doch weh oder?", fing Leo wieder an.
"Mein Gott ja, ich mag ihn gerne! Er sieht halt gut aus und sein Charakter ist toll. Aber ich kann ihm nicht meine Gefühle offenbaren. Du weißt dass es uns verboten ist bis unserem 20. Geburtstag eine Liebesbeziehung zu führen. Wir sind ja jetzt noch zu jung, um uns zu binden", rief ich und spürte die Verzweiflung. Aroa fauchte.
Es ist so unfair. Und ich weiß nicht mal ob Lian meine Gefühle erwiderte. Ich mag ihn wirklich gerne. Vielleicht war ich auch ein klein wenig in ihn verliebt. Leo meinte zwar, dass Lian auf mich steht, aber Jungs sehen das immer ein wenig anders.
Leo schwieg nun.
"Tut mir leid", hörte ich von ihm.
"Alles gut. Lass uns einen Themawechsel machen okay?", antwortete ich und er nickte.
Wir unterhielten uns über ganz verschiedene Sachen.
Nach zweieinhalb Stunden landeten wir bei einem Fluss. Unsere Drachen tranken paar Schlücke, während Leo und ich uns die Beine vertraten. Mein Po ist eingeschlafen durch das ganze Sitzen.
Nach 15 Minuten saßen wir wieder auf und flogen weiter.
Nach zwei Stunden sanken wir unter die Wolken. Berge und Täler säumten die Landschaft. Ein Heimatsgefühl durchfloss mich.
"Wow, diese Landschaft ist echt wunderschön", meinte Leo. Er kannte das Gebirge nicht, denn er kam von der Küste.
Ich erkannte die Umgebung wieder. Nicht mehr lange und dann kommt das kleine Dorf und etwas abseits war der Bauernhof meiner Familie. Dort hinten waren braune Dächer zu erkennen.
"Wir sind da", meinte ich zu Leo aufgeregt.
Wir sanken weiter und landeten auf einer Wiese Nähe des Bauernhofs.
Ich nahm meinen Helm ab und Leo tat es mir gleich.
Wir ließen unsere Drachen stehen, die sich brav hinlegten. Zusammen gingen wir zu dem Bauernhaus.
Alte Erinnerungen durchströmten mich. Alles war noch wie ich es das letzte Mal verlassen hatte.
Der Stall und die Weide für die Kühe. Hühner liefen auf dem Hof rum und eine Katze lag auf der Bank vor dem Wohnhaus. Der kleine Gemüsegarten war gepflegt. Doch entgegensetzt zu den Bauernhöfen in der Umgebung der Hauptstadt war der Bauernhof meiner Familie ein Winzling. Die Schweine in ihrem Außengehege grunzten und wühlten im Schlamm. Ich sog die Bauerhofluft ein.
"Darf ich vorstellen. Mein ehemaliges Zuhause", sagte ich zu Leo. Er lächelte und meinte: "Such du deine Mutter. Ich bleibe hier draußen."
Ich ging ins Haus und rief: "Mum? Koji? Kushina?" Kushina war meine kleine Schwester, zehn Jahre alt und braunhaarig. Koji war mein kleiner Bruder, zwölf Jahre alt und schwarzhaarig. Er sah meinem Vater ziemlich ähnlich.
Das Haus war klein und kühl. Es gab eine kleine Küche mit einem Tisch und einem Kamin. Dann im Nebenzimmer befanden sich drei Bette. Ich musste mir damals ein Zimmer mit meinen Geschwistern teilen. Und daneben war ein kleines Bad mit Toilette, Waschbecken und einer kleinen Badewanne. Meine Mutter hatte ein kleines Zimmer daneben wo sie drin schlief.
"Xenia?", fragte eine helle Stimme. Ein brauner Wuschelkopf schielte aus der Küche.
"Kushina. Ich bins Xenia", sagte ich freudig. Sie kam aus der Küche gerannt und umarmte mich.
"Du bist wieder da", sagte Kushina und fing vor Freude an zu Weinen.
"Hey alles gut. Wo ist denn Mum und Koji?", fragte ich und Kushina wischte sich die Tränen aus den Augen.
"Mama ist im Dorf und Koji liegt in Mamas Zimmer. Er ist krank."
Oh nein. Ich rannte zu Mums Zimmer und fand Koji blass im Bett.
"Oh Gott Koji", sagte ich und kniete mich zu ihm hin. Sein Körper war unglaublich heiß und er war sehr dünn.
"Xenia?", fragte er müde.
"Ich bin da. Was ist passiert?", flüsterte ich.
Koji hustete leicht.
Doch er war zu schwach zu antworten. Scheiße.
"Ich bin gleich wieder da. Ich suche Mum."
Dann stand ich auf und lief nach draußen. Kushina folgte mir.
Leo stand immer noch an der gleichen Stelle wie zuvor. "Leo, das ist meine kleine Schwester Kushina. Kushina das ist Leo, ein Freund von mir", stellte ich die beiden vor. Kushina versteckte sich hinter mir.
"Hey Kushina. Du hast aber einen schönen Namen", sagte Leo und ging in die Knie.
"Ihr seid Drachenreiter oder?", fragte Kushina vorsichtig.
"Kann ich die Drachen mal sehen?", fügte sie hinzu und trat aus meinem Schatten.
"Ja klar. Aber zuerst muss ich Mum suchen. Du bleibst hier und passt auf Koji auf, okay? Wir sind gleich wieder da", meinte ich zu Kushina, die wieder ins Haus ging.
"Alles gut? Du siehst so besorgt aus", wollte Leo wissen als wir uns zum Dorf aufmachten. Unsere Drachen lagen noch schön brav auf der Wiese.
"Mein kleiner Bruder Koji ist krank. Er sieht nicht gut aus", erzählte ich.
Wir kamen ins Dorf und zogen mit unseren Rüstungen sofort alle Blicke auf uns.
Ich sah meine Mutter an dem Obststand.
Als ich bei ihr ankam, sah ich wie viel sie kaufte. Drei Äpfel. Sie sah ebenfalls nicht gut aus. Ihr braunes Haar war verwuschelt und ihre Kleidung dreckig.
"Mum?", sagte ich und sie drehte sich um.
"Xenia", antwortete sie überrascht. Ihre Augen waren trüb und sie war ebenfalls dünn geworden. Wir fielen uns in die Arme.
Leo stand daneben und beobachtete die Dorfbewohner, die alle zu uns schauten.
"Lass dich anschauen. Du hast es geschafft. Meine Tochter ist Drachenreiterin", stellte meine Mutter ungläubig fest.
"Ja Mum. Ich habe es geschafft."
Ich begutachtete ihre gekauften Äpfel.
"Warte", meinte ich und zog meinen Geldbeutel raus. Ich kaufte ein paar mehr Äpfel und weiteres Obst. Dazu gab ich ein bisschen Trinkgeld. Der Verkäufer bedankte sich tausendmal für das Trinkgeld.
"Komm", meinte ich zu meiner Mutter.
Wir gingen zurück zum Hof.
"Du musst nicht für uns sorgen", sagte meine Mutter.
"Und ob ich das muss. Koji ist krank. Was hat er?", wollte ich wissen.
"Fieber und eine Erkältung aber das geht schon so lange." Ich trug den Beutel mit frischen Obst in die Küche wo Kushina bereits wartete.
"Frisches Obst!", rief sie begeistert und schnappte sich paar Beeren.
"Wo ist das nächste Krankenhaus?", fragte ich meine Mutter.
"Vier Stunden mit der Kutsche entfernt. Aber wir können uns das nicht leisten", antwortete sie trüb.
Ich überlegte. Leo stand neben mir und hatte eine Idee: "Wir können ihn mit auf unseren Drachen nehmen und ihn ins Krankenhaus bringen."
"Gute Idee Leo", meinte ich begeistert.
"Ich kann mir das Krankenhaus aber nicht leisten", warf meine Mutter ein und setzte sich auf den Stuhl.
"Mum. Ich mach das. Ihr kriegt außerdem Hilfsgelder, weil ich jetzt Drachenreiterin bin. Ich fliege los mit Koji und bringe ihn ins Krankenhaus. Leo wird euch bei körperlichen Arbeiten helfen. Ich habe gesehen das Tor ist kaputt. Das würdest du doch machen oder Leo?", bat ich Leo, der nickte. "Selbstverständlich."
"Danke euch beiden", dankte meine Mutter und umarmte mich und schüttelte Leo die Hand.
"Na, willst du die Drachen sehen?", fragte ich Kushina die begeistert nickte.
Leo ging ins Zimmer und wickelte Koji in eine dicke Decke.
Dann hob er ihn hoch und trug ihn raus.
Meine Schwester und meine Mutter folgten uns zu den Drachen.
Als Aroa und der Feuerdrache uns sahen, richteten sie sich auf und gähnten.
"Du reitest die Drachenkönigin?", fragte meine Mutter entgeistert.
"Ja."
Ich führte Kushina näher zu Aroa, die ihren Kopf senkte.
"Kushina das ist Aroa, meine Drachin", stellte ich meiner Schwester vor.
"Wow", meinte sie und berührte Aroa vorsichtig an der Nase.
"Hallo", grüßte Kushina Aroa. Aroa grummelte leise.
"Aroa, wir müssen meinen Bruder ins Krankenhaus bringen", meinte ich zu meinem Drachen. Ich setzte mich in den Sattel und Leo gab mir Koji, der so leicht war. Rasch schnallte ich mich fest und Koji schnallte ich vor mir fest, damit er nicht runter fällt.
"Pass auf ihn auf Xenia", meinte meine Mutter noch bevor wir uns in den Himmel erhoben.

Die DrachenköniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt