23 | Mutter Gottes und ein Plot Twist

Beginne am Anfang
                                    

,,Voll der Gnade, der Herr ist mit dir.", fuhr ich gnadenlos fort, dieses Mal lauter.

,,Ruby!"

,,Du bist gebende- gebeneden-..." An dieser Stelle hatte ich immer schon Probleme gehabt. Dieses ganz bestimmte Wort, was immer es auch heißen sollte... das siebenjährige Rotkäppchen hatte sich die Zunge daran verknotet.

In meinem schwachen Moment versuchte der Obergangster mir seine Hand auf den Mund zu legen, doch während er mich näher zog, schlüpfte ich unter seinem Arm durch. Wir tanzten beinahe.

,,GEBENEDEIT!", japste ich. ,,Unter den Frauen..." Ich kicherte und versuchte spielerisch, mich loszureißen. Er zog mich ruckartig am Arm - ich flog ihm praktisch gegen die Brust.

,,Du bist wahnsinnig.", stöhnte er, doch sein breites Grinsen verriet ihn.

,,Und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes...", stieß ich hervor, damit kämpfend, ihm wieder zu entschlüpfen.
Ich hatte es fast geschafft, da riss er mir die Beine weg und ich fiel. Natürlich fing er mich sofort auf, doch ich hatte in seinen Armen keinen festen Stand.

,,...Jesus!", schrie ich, mehr vor Schock, als um die Zeile zu beenden.

Wir starrten uns breit lächelnd entgegen, noch immer in dieser Schnapp-Atmung gefangen, die einen erfasste, wenn man zu stark gelacht hatte.
Ich wusste nicht mehr, was ich sagen sollte, trotzdem genoss ich diese paar Sekunden.

Ob er vielleicht etwas zu sagen gehabt hätte, würde ich nie erfahren. Denn im nächsten Moment ertönte sein Klingelton (es war das stinknormale Standard-Geräusch, nicht mal so etwas wie sein Lieblingslied, was sehr enttäuschend war für mich, denn das hätte ich gern gewusst) (Vielleicht war der Standard Klingelton ja sein Lieblingslied...?) (...aber zu meinem eigenen Wohl hoffte ich das nicht).

Er ließ mich Gott sei Dank nicht auf den Boden fallen, wie in billigen Komödien. Stattdessen verdrehte er die Augen, zog mich auf die Beine und holte sein Handy raus. Mein Handgelenk ließ er dabei nicht mehr los. Und auch sein Grinsen blieb noch wo es war.
Es war schön, ihn so zu sehen.

Zumindest für die letzten zwei Sekunden.

Dann begann er auf einmal so zu schmunzeln, als wäre etwas sehr Bedauernswertes geschehen.

,,Ja, richtig. Du kennst den Raum? In fünfzehn Minuten.", sprach er in sein Handy. Er klang dabei lockerer als sonst. Vermutlich sollte er öfter lachen.

Nachdem er aufgelegt hatte, seufzte er tief. Dann sah er mich an. Ein neues Lächeln lag auf seinem Gesicht, es sah beinahe entschuldigend aus.

,,Ja?", hakte ich unsicher nach, aber meine Freude war noch nicht wirklich verblasst. Ich war noch immer sehr glücklich.

,,Ruby...", fing er geziert an. ,,Ich hasse es, diese schöne Situation unterbrechen zu müssen, aber..."

Sangster fuhr sich mit der Hand, die meine nicht hielt, durch die Haare, bevor er fort fuhr.

,,...er ist hier."

Wer? War es etwas Ernstes?

,,Carusoe?", fragte ich. Meine Stimme klang nur zur Hälfte besorgt, ich war noch immer glücklich wegen dem von vor einer Minute.

Mein Entführer schüttelte vergeblich den Kopf.

,,Trent. Er setzt dir jetzt den Chip ein."

Unsere Emotionen fielen fast gleichzeitig in sich zusammen. Seine etwas verspätet, als Reaktion auf meine, denn ich begann sehr hysterisch zu werden. Oder wahnsinnig. Das traf in meinem Fall immer besser zu.

criminal manWo Geschichten leben. Entdecke jetzt