028 - FLORENCE

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Day 7, 21:54

Gleich nach dem Vorfall waren wir zurück in die Jugendherberge gefahren. Jonas hatte nur drei Mal zugeschlagen, und besonders fest war es nicht gewesen. Aber es hatte gereicht, um die Wunde von gestern erneut bluten zu lassen. Das Blut war über mein halbes Gesicht gerannt, was mich aussehen ließ wie ein Zombie nach dem dritten Weltkrieg. Nachdem Itzzy mir geholfen hatte, mich zu waschen, sah ich nicht mehr so schlimm aus. Professor Weber hatte mich kurz untersucht, aber nichts gefunden, das von einem richtigen Arzt untersucht werden sollte. Dann hatte sie mich in mein Zimmer geschickt.
Nun saß ich auf meinem Bett und starrte auf den Boden. Itzzy sah schweigend neben mir und spielte mit einer pinken Haarsträhne. Keiner von uns wollte das Gespräch beginnen, das dringend angefangen werden musste. Nur leider hatte weder Itzzy noch ich den Mut dazu.

Ich lehnte mich gegen die kühle Wand und schloss meine Augen. Das Schmerzmittel, das mir die Besitzer der Herberge gegeben hatten, wirkte bereits und ich spürte nur noch wenig. Aber die blauen Flecken an meinem Bauch taten noch furchtbar weh ... Zum Glück hatte Professor Weber die nicht gesehen, sonst hätte sie erfahren, dass am gestrigen Abend mehr passiert war als nur eine kleine Nachtwanderung durch die Straßen.

„Warum machst du das?", unterbrach Itzzy plötzlich die Stille.
Ich zuckte ohne sie anzusehen mit meinen Schultern.
„Man schlägt doch nicht grundlos Leute", meinte Itzzy leise.
Ganz grundlos war es ja nicht gewesen. Aber ganz unrecht hatte sie nicht, manchmal konnte ich ziemlich aggressiv werden!
„Tust du das vielleicht, um die Aufmerksam deiner Eltern zu bekommen?", fragte Itzzy.
Ich hob meinen Kopf und sah sie mit großen Augen an. Nervös kratzte ich mit meinem Fingernagel an der überschüssigen Nagelhaut.
„Sie geben dir nicht die Wertschätzung, die du gerne von ihnen hättest, richtig?", fragte sie weiter.
Ich biss mir auf die Innenseite meiner Wange und sah wieder zu Boden. Itzzy rutschte näher an mich heran und nahm meine Hände. Sie legte sie in ihren Schoß und lächelte mich an.

„Ich mag dich, Florence. Und ich will nicht, dass du dir wehtust", flüsterte sie, „Und deine Eltern wollen das auch nicht"
Schweigend sah ich sie an und blinzelte, um die Tränen loszuwerden, die sich in meinen Augen gebildet hatten.

Meine Eltern waren scheiße, sie beachteten mich kein bisschen und schoben mich umher wie einen kaputten Einkaufswagen. Ich konnte machen und lassen was ich wollte, und alles was ich von ihnen bekam war ein kurzes Kopfnicken, um ihren Stolz auszudrücken, oder ein Kopfschütteln, um mir zu zeigen, dass sie enttäuscht von mir waren. Trotzdem wusste ich, dass Itzzys Eltern auch nicht viel besser waren. Jeden Tag telefonierte sie mit ihnen, denn die wollten alles genau wissen und kritisierten jeden Schritt, den ihre Tochter machte. Und das mit mir (was auch immer das war) würden sie sowieso nicht akzeptieren, was mir aber eigentlich egal sein konnte. Nach dieser Klassenfahrt war es bestimmt für uns beide vorbei. Besonders nach all dem, das passiert war ...

„Florence?", holte mich Itzzy wiederholt aus meinen Gedanken, „Willst du mich noch einmal küssen?"

dark purple kiss 1 || girlxgirlOn viuen les histories. Descobreix ara