Im Dorf der Stachelschweine - Kapitel 45

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Dies war also das Dorf der Teyas. Weiße Antilope war entsetzt über den schrecklichen Gestank. Es roch nach verwesendem Fleisch und überall waren diese schmutzigen, nackten Menschen mit ihren verfilzten Haaren. Sie sahen genauso aus wie die wilden Apachen und wären es nicht die Verwandten von Rabe und Stab, sie wäre laut schreiend davon gelaufen!

Die beiden gut aussehenden, stolzen Krieger konnten mit diesen nackten, dreckigen Wilden doch nicht das Geringste gemein haben! Alle redeten durcheinander und so manche schmutzige Hand berührte ihre Haut und ihre Haare. Manch einer staunte über ihre Adlerfedern und griff danach, aber Weiße Antilope zuckte jedes Mal zurück. Sie fürchtete sich und war froh, als Rabe sie an seine Seite nahm und ihr die Hand auf die Schulter legte.

Pumba drückte ihren Sohn stolz an sich und schaute in die lachenden Gesichter. Kleine Mädchen zupften freundlich an ihren krausen Haaren und schauten neugierig in ihren Korb hinein. Sie waren hingerissen von dem dunklen Baby mit seinen kleinen Zähnchen. Lachend sprangen sie um die Besucher herum und wurden von einem jungen Mann mit einer Handbewegung davon gescheucht.

Bärentatze war nicht nur der Trommelschläger, sondern auch das Sprachrohr von Adlereule. Er schaffte Platz zwischen den Hütten. Dort saßen die Reisenden in der Mitte und waren umringt von allen Bewohnern des Dorfes. Nur Schnelles Wasser hatte sich frech bei ihrem großen Bruder Rabe auf den Schoß gesetzt, obwohl sie doch schon seit einiger Zeit nicht mehr zu den ganz kleinen Mädchen zählte. Großvater Büffelkopf war unglaublich stolz auf seinen Enkel.

Er saß neben Adlereule und nahm gleich nach den Heimkehrern ein Stück Fleisch aus den Händen der Frauen entgegen. Alle warteten geduldig, bis Rabe, Stab und Felipe gegessen hatten. Doch die ließen sich Zeit und genossen das Mahl im Kreis der Familie. Erst danach bekamen Weiße Antilope und Pumba ihr Fleisch. Weiße Antilope fand das befremdlich, Pumba kannte es nicht anders.

Als Adlereule die Hände hob, erstarb das Gemurmel.

„Ich danke dem Großen Geheimnis, dass ich diesen Tag noch erlebe! Zwei geliebte Söhne sind heimgekehrt und sie haben einen Bruder und zwei außergewöhnliche Frauen mitgebracht. Wilde Kröte von den Geräuschlosen bewacht im Grasland ihre Tiere, während sie uns von ihrer Reise erzählen werden. Ich bin mir sicher, dass es ein langer Tag und eine lange Nacht wird. Lasst uns ihre Geschichte genießen!"

Einhellige Zustimmung erklang und einige rückten ein Stück näher, um ja nichts zu verpassen. Sogar die Hunde gaben Ruhe und verzogen sich. Als es ganz still wurde, setzte Rabe sich gerade hin, straffte sich und begann eine förmliche Rede.

„Vor vielen Monden sind Stummer Stab und ich in den Süden aufgebrochen. Wir sind weiter in den Süden gegangen als wohl jemals ein Teya zuvor. Wir haben gemeinsam Gefahren bestanden und viele Menschen kennengelernt. Die meisten Menschen waren uns wohl gesonnen, aber einige mussten wir auch töten. Wir haben viele Skalpe mitgebracht!" 

An dieser Stelle brach die Menge in Jubel aus, doch Bärentatze hob sogleich die Arme und lief im Kreis herum, wie ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln. Als die Leute sich beruhigten, setzte er sich wieder.

„Wir haben Dinge gesehen, die noch nie ein anderer Teya gesehen hat. Vieles von dem, was wir erzählen werden, wird euch unglaubwürdig vorkommen. Doch wir sind keine Geschichtenerzähler. Alles, wirklich alles was wir euch sagen werden, ist wahr. Genau so hat es sich zugetragen. Begonnen hat alles an dem Tag, als wir vor den Tonkawa nach Süden fliehen mussten."

Es wurde ganz still und Pumba hörte lieber auf zu essen, weil sie glaubte, dass ihr Kauen die Menschen stören könnte.

„Es waren vier Krieger und ein Junge. Sie hatten uns als ihre nächste Mahlzeit vorgesehen und verfolgten uns über eine weite Strecke. Doch ein alter Büffel wies uns den Weg zu einem Fluss. Stab hätte das arme Tier fast umgerannt." 

Wie der Große Geist den Indianern das Pferd schenkteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt