Auf dem Weg nach Westen - Kapitel 27

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Ohne Probleme folgten Rabe und Stab der Spur durch die wüstenartige Landschaft. Oft ließen sie ihre Pferde im Galopp laufen und verkürzten die Distanz zu García und seinen Männern sehr schnell. Das Land schien menschenleer. Größeres Wild war selten, aber Eidechsen, Schlangen, Vögel und Insekten umso häufiger.

Am zweiten Tag erblickten sie eine Antilope, aber eine Verfolgung war sinnlos. Das Tier hatte sie bereits entdeckt und war viel zu schnell für ihre Pferde. Nur einen Tag später erreichten sie García und seine Männer. Die Spanier ließen ihre Pferde im Schritt gehen und bemerkten die Teyas erst, als sie auf eine halbe Pfeilschussweite heran waren. García ließ halten und wartete auf die beiden unbekannten Reiter.

Obwohl keiner der Spanier seine Waffe gezogen hatte, näherten sich die Indianer nur langsam und hoben die rechte Hand, als Zeichen, dass sie in friedlicher Absicht kamen. In einigem Abstand blieben sie stehen. Erfahrungen aus dem Grasland hatten sie gelehrt, dass Begegnungen mit anderen Menschen immer heikel waren. Auch, wenn es sich um Bekannte oder Freunde handelte. Solange man nicht genau ihre Absichten kannte, war Vorsicht geboten.

„Wir kommen aus Hawiku und suchen Hauptmann García López de Cárdenas." 

Rabe hatte laut gesprochen und behielt, genau wie Stab, die Männer gut im Auge. Auch García und seine Männer waren vorsichtig, doch nach dem sein Name gefallen war, ritt der Hauptmann ein Stück auf die beiden zu und alle anderen Spanier entspannten sich.

„Hat Coronado euch geschickt? Was will er denn?"

„Er sagt, du sollst uns folgen zu den Hopi. Pedro de Tovar ist bei ihnen gewesen und hat mit ihnen Freundschaft geschlossen. Die Hopi werden dich zu dem großen Fluss bringen. Sie kennen den Weg dort hin."

Kurz beriet sich García mit seinen Männern und stimmte dann zu, den beiden Teyas zu folgen.

Rabe und Stab wandten sich nach Norden und hielten immer ein wenig Abstand zu den bärtigen Kriegern. Nach anderthalb Tagen sahen sie einen Indianer mit einem Lendenschurz und einem leichten Überwurf aus Baumwolle. Geduldig wie ein Baum stand er auf einem Hügel, von dem er weit ins Land schauen konnte. Rabe und Stab hielten ihre Pferde an, lange bevor sie ihn erreichten und befragten ihn in der Zeichensprache. García ließ neben den Pferden der Indianer anhalten. Neugierig schaute er auf die schnellen Hände. 

„Wir sind Weitfliegender Rabe und Stummer Stab von den Teyas und wir kommen in Frieden. Diese Männer sind Krieger aus dem Süden."

„Mein Name ist Kleiner Bruder von den Hopi. Ich bin auf der Suche nach euren Freunden und soll sie zu Ohne Fleisch bringen."

„Ist Ohne Fleisch dein Häuptling?"

„Ja."

Mit Interesse beobachteten Garcías Männer die wortlose Unterhaltung über die große Entfernung hinweg und noch bevor sie eine Frage stellen konnten, übersetzte Rabe ihnen das Gespräch.

Manzanilla lachte laut über den Namen des Häuptlings. „Wie kann man so heißen? Was meint ihr, ob der nur Gemüse futtert? Das muss ein ziemlich dürrer Kerl sein!"

Während die Spanier sich noch über den seltsamen Namen amüsierten, lief Kleiner Bruder los und alle Reiter folgten ihm. Wenig später erreichten sie das Dorf der Hopi und Kleiner Bruder winkte seinen Leuten von weitem zu. Das Dorf bestand nur aus wenigen Häusern und deshalb wunderten sich die Spanier, als die Indianer immer mehr wurden. Anscheinend waren auch Leute aus anderen Dörfern gekommen, um die Fremden zu sehen.

Waren sie am Anfang noch ängstlich und reserviert, lockerte sich die Stimmung mit der Zeit deutlich auf. Ganz besonders mutige Kinder hielten den Pferden Grasbüschel vor das Maul und freuten sich, wenn die Tiere ihr Futter annahmen. Einige Spanier schauten gierig, als sie zwei junge hübsche Frauen, ohne Kleidung, in der Menge entdeckten. Alberto war auf der Hut und warf García einen warnenden Blick zu.

Wie der Große Geist den Indianern das Pferd schenkteWhere stories live. Discover now