Schlagende Versöhnung - Kapitel 40

35 6 50
                                    

Von ihrem Hügel konnten die Männer die weite Ebene gut überblicken, aber von der Armee war an diesem Morgen nichts mehr zu sehen. Sie war weiter gezogen und endgültig im Grasland verschwunden. Die beiden Frauen zogen einem weiteren Büffel die Haut ab und zerlegten ihn, so gut sie es vermochten. Rabe und Stab hatten bereits beim ersten Tier gesehen, dass sie damit vollkommen überfordert waren und ihnen gezeigt, wie es leichter ging.

Felipe hatte mit angepackt und schon bald verfügten sie über mehr Fleisch, als sie essen konnten. Später zeigte Rabe der Weißen Antilope, wie sie die Büffelfelle am Boden befestigen und darauf kniend das Fett und die Blutgefäße abschaben musste. Pumba half ihr, so gut es ging, doch auch zu zweit war es eine elendige Plackerei. Die Männer schnitten das Fleisch in hauchdünne Streifen und hängten es zum Trocknen in die Äste der kleinen Büsche rund um das Wasserloch.

Doch dann warf Rabe sein Messer zu Boden und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. „Wir brauchen unbedingt ein paar Teyafrauen!"

Stab stimmte ihm sofort zu und warf sein Messer neben das seines Freundes. „Das ist keine Arbeit für einen Krieger! Irgendwann werden die beiden Frauen es lernen, aber bis es so weit ist, brauchen wir Hilfe."

In diesem Moment hörten sie, wie sich Weiße Antilope und Pumba stritten.

Ein Wort gab das andere und plötzlich schlugen sie aufeinander ein und zogen sich in den Haaren. Felipe wollte dazwischen gehen, aber Stab hielt ihn zurück.

„Nein! Lass sie miteinander kämpfen!", sagte er mit seinen Händen. „Das war schon lange überfällig. Sie werden sich jetzt schlagen und danach werden sie sich versöhnen oder sie reden in ihrem ganzen Leben kein einziges Wort mehr miteinander."

Weil Rabe im Gesicht des Azteken erkannte, dass er nicht alle Zeichen verstanden hatte, übersetzte er Stabs Rede.

Währenddessen wurde der Kampf immer härter und brutaler. Pumba riss Weiße Antilope zu Boden und rollte mit ihr durch das Gras. Weiße Antilope rappelte sich als erste wieder auf und schlug Pumba mit dem Ellenbogen hart ins Gesicht, aber das machte ihre Gegnerin nur noch wütender. Sie packte Weiße Antilope erneut an den Haaren und schlug ihren Kopf hart gegen ihr Knie.

Stab hatte für den Kleinen Chico einen wunderschönen Korb aus Weidenzweigen und Gras geflochten. Innen hatte er den Korb mit weichen Fellen ausgepolstert. Jetzt lag der Junge gut eingepackt darin und Stab kitzelte ihn mit einer Feder im Gesicht. Der Kleine lächelte und versuchte nach der Feder zu greifen, während ein harter Schlag von Weißer Antilope seiner Mutter die Luft aus den Lungen presste.

Sie rollte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht zur Seite. Trotzdem wollte sie sich nicht geschlagen geben. Sie trat mit dem Fuß nach ihrer Gegnerin und die trat zurück. Mit aller Kraft schlugen die beiden Frauen mit den Fäusten aufeinander ein. Pumbas Lippe platzte auf, das Blut spritzte, aber auch Weiße Antilope lief das Blut aus einer Kopfwunde ins Gesicht. Doch keine der Frauen wollte sich geschlagen geben. Sie kämpften weiter, während Stab den Kleinen Chico mit seiner Feder kitzelte und sich am Lachen des Jungen freute.

Weiße Antilope rollte nach einem besonders heftigen Schlag über den Boden. Sie griff in den Sand, sprang auf und schleuderte ihrer Gegnerin den Sand ins Gesicht. Pumba musste sich wegdrehen, weil sie nichts mehr sah und Weiße Antilope setzte ihr nach. Sie schlug auf Pumba ein, bis sie zu Boden ging. Doch dort bekam sie einen dünnen Stock zu fassen und schlug nun ihrerseits auf Weiße Antilope ein. Ein besonders heftiger Schlag traf sie hinter dem Ohr. Dieses Mal ging sie zu Boden und konnte sich nicht mehr erheben. Voller Wut schlug Pumba weiter auf sie ein.

„Du hast dir die Füße an mir gewärmt, wenn du aus dem Bett gestiegen bist! Mitten in der Nacht hast du mich geweckt, wenn du etwas von mir wolltest und wenn ich nicht sofort aufgesprungen bin, hast du mich die Peitsche spüren lassen!" 

Wie der Große Geist den Indianern das Pferd schenkteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt