Schlagende Versöhnung - Kapitel 40

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Ihre laute Stimme überschlug sich, sie heulte vor Wut und drosch weiter mit dem dünnen Stock auf Weiße Antilope ein, bis sie nicht mehr konnte.

Immer noch kitzelte Stab den Kleinen Chico mit seiner Feder und freute sich an seinem Lachen.

Nach einer Atempause prasselten weitere Schläge auf Weiße Antilope nieder. Jetzt gab es kein Halten mehr. Jede einzelne Erniedrigung, die sie in ihrem Leben ertragen musste, wollte plötzlich durch dieses enge Ventil heraus. Pumba fühlte eine Wut, wie noch nie. Hätte sie ein Beil in der Hand gehabt, sie hätte Weiße Antilope erschlagen. So blieb ihr nur der dünne Stock und damit drosch sie auf die Frau ein, die sie so lange gequält hatte.

„Auf dem Schiff musste ich deine Scheiße und deine Kotze beseitigen und du hast mich gezwungen draußen vor den Augen der Männer auf den Donnerbalken zu gehen. Ich durfte deinen Kübel nicht benutzen und als wir am großen Fluss waren, wusstest du doch ganz genau, dass ich nicht schwimmen kann. Trotzdem hast du mich für dein verfluchtes Gepäck verantwortlich gemacht und mich geschlagen, als ob ich die Esel mit Absicht ersäuft hätte!"

Pumba heulte, ihre Arme erlahmten und sie konnte nicht länger zuschlagen. Aber sie traktierte ihre ehemalige Herrin weiter mit Worten.

Wieder versuchte der Kleine Chico nach der Feder zu greifen.

„Weißt du noch, wie ich zu Hause die Reste von deinem Teller essen musste, wenn dir etwas nicht geschmeckt hat? Glaubst du etwa, dass mir die Augen des alten Hammels geschmeckt haben?"

Weiße Antilope hatte ihr Gesicht mit dem Arm bedeckt und versuchte zu verbergen, dass auch sie heulte. Sie wollte nicht, dass Pumba alle ihre Sünden vor den Männern aufzählte und schämte sich furchtbar. Aber Pumba schenkte ihr nichts. „Weißt du noch, wie du Jorge erzählt hast, dass ich seine Sporen in den Brunnen geworfen habe? Weißt du das noch?!", schrie sie. „Erinnerst du dich, wie er mich deshalb verdroschen hat?"

Wieder prasselten ein paar Schläge auf die am Boden liegende Frau ein. Weiße Antilope schluchzte, rollte sich zusammen und wollte vor Scham im Boden versinken. Zu gut erinnerte sie sich an die wütenden Schläge des alten Soldaten.

„Immer musste ich deine Schuhe putzen und wenn sie sauber waren, bist du extra durch die Scheiße der Schweine gelaufen. Deine Mutter hat mich verprügelt, nur weil es dir Spaß gemacht hat, im Dreck herumzuspringen."

Stab gab die Feder an Rabe weiter und auch er freute sich an dem Lachen des Jungen. Immer wieder kitzelte er ihn an der Nase und am Kinn. Seine Haut war jetzt viel dunkler als gleich nach der Geburt, aber er war längst nicht so schwarz wie seine Mutter.

„Ich durfte noch nicht einmal mit meinem Mann in einer gemeinsamen Kammer schlafen! Erst als dein verfluchter Mann mich nicht in seiner Nähe haben wollte, konnte ich in Chicos Hütte schlafen."

Pumba hatte sich weggedreht und konnte kaum noch sprechen. Alle Gefühle kamen gleichzeitig in ihr hoch. Die Wut, die sich über die vielen Jahre angestaut hatte, wollte endlich heraus, aber sie hatte keine Kraft mehr. Es gab so vieles, was sie noch aufzählen wollte, aber was hatte das für einen Sinn?

Auch wenn Beatriz jetzt Weiße Antilope hieß, sie würde immer bleiben, wer sie war und sich niemals ändern, dachte Pumba. Sie war eine adelige Spanierin. Sie war Beatriz de Moncada und sie würde niemals wirklich zu Weiße Antilope werden. Es war vollkommen sinnlos, an ihren Anstand zu appellieren und auf eine Entschuldigung zu hoffen. Sie drehte sich weg und wollte sich erheben.

„Es tut mir leid", hörte sie leise hinter ihrem Rücken und traute ihren Ohren nicht.

Rabe wollte die Feder an Felipe weiter geben. Der war aber so gebannt, von dem, was sich da vor seinen Augen und Ohren abspielte, dass er ihm erst in die Seite stoßen musste. Er hielt ihm die Feder hin und grinste. Felipe nahm sie, grinste Rabe an und kitzelte jetzt selbst den Kleinen Chico.

Wie der Große Geist den Indianern das Pferd schenkteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt