39.🐳

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Den nächsten Nachmittag nach der Schule verbrachten also Taehyung und ich zusammen im oberen Geschoss des Gebäudes. Wir waren beide in unserem Klassenzimmer und hatten die Aufgabe bekommen die Tische & Stühle zu putzen. Während Taehyung also damit beschäftigt war einzelnd jeden Stuhl mit einem dreckigen Lappen zu säubern, musste ich sämtliche glatten Oberflächen der Tische zu wischen. Nebenbei hörte er noch Musik und hatte sich Kopfhörer in die Ohren gesteckt, aber ich konnte nicht. Mein schlechtes Gewissen meldete sich nämlich wieder und ließ mir kein Stückchen Entspannung oder Pause. Ständig kreisten meine Gedanken darum, dass ich hätte mehr Verantwortung zeigen müssen, sodass nicht immer Taehyung meine Fehler ausbaden musste, weswegen ich lieber auf Musik verzichtete. Mit angespanntem Kiefer drückte ich mit dem Tuch in meinen Fingern gegen die Platte des Tisches, um diese gereinigt zu bekommen, aber der Schmutz ging einfach nicht weg.

Mein Blick wanderte also zu Taehyung, welcher seelenruhig vor sich hin summend gerade einen hölzernen Stuhl wusch. Mit seinen langen, knochigen Fingern fuhr er das Holz entlang, währenddessen musterte er mit seinen hell strahlenden Augen jeden noch so kleinen Fleck an dem Objekt. "Taehyung." schallte es dann plötzlich im Raum und der Angesprochene hielt in seiner Bewegung inne. Die Stille wurde unterbrochen und der Blonde horchte auf. Seine Augen, die eben noch am Material des Stuhles hingen, hafteten nun an mir und nahmen mich mit seinen tiefen Blicken ins Visier. Seine Pupillen weiteten sich schlagartig, die helle Iris seiner Augen färbte sich leicht schwarz und seine feinen Augenbrauen verschwanden und der dem dichtem Pony seiner platinblonden Haare. Von draußen schien wieder die Sonne in mitten sein Gesicht und beleuchtete von außen seine präzise Wangenstruktur, die bis hinab zum Kiefer reichte. Seine dunkeln Wimpern wurden dadurch auch besser sichtbar, genauso wie auch seine rosaroten Lippen, die sich gerade gegeneinander pressten. "Hm?" er hatte den Kopfhörer in seinem Ohr entfernt.

Es war das erste mal heute, dass wir miteinander sprachen, weil wir seit der Strafe des Lehrers gestern kein einziges Wort mehr miteinander wechselten. Zwar hatte er mir kurz vor Unterrichtbeginn am Platz noch einen guten Morgen gewünscht, allerdings hatte ich ihm nicht geantwortet gehabt, weil ich einfach viel zu schlecht drauf war und meine Wut leider an meinem Umfeld ausließ, was natürlich Taehyung betraf. Mit einem traurigen Blick den ich ihm zuvor schmiss ich das Tuch in meiner Hand zur Seite und ging mit einigen Schritten näher auf den Blonden zu. Von der Statur her waren wir ungefähr gleich groß, sodass wir uns auf der selben Höhe in die Augen sehen konnten. "Es tut mir leid wegen gestern....und heute..." meinte ich zurückhaltend, weil ich noch nie besonders gut im Entschuldigen war. "Dass du erst wegen mir nachsitzen musstest und dann auch noch von mir ignoriert wirst." fügte ich noch hinzu und sah voller Mitleid den blonden Schopf an. Er hatte sich genau wie ich ebenfalls aufgerichtet und sah mich nun verblüfft an. "Ach was mach dir keinen Kopf, Jungkook. " beruhigte er mich und lächelte noch genauso sehr wie am Tag zuvor, wofür ich ihm im Moment ziemlich dankbar war, aber auch irgendwie nicht nachvollziehen konnte.

"Nein, ich meine es ernst. Immer wieder musst du wegen mir irgendwas einstecken." erklärte ich. "Dabei bin ich es doch, der dir die ganze Zeit nur Probleme bereitet. Du warst von Anfang an ehrlich und freundlich zu mir, während ich mich manchmal echt wie ein kleines Kind verhalten habe." Meine Finger fing an zu beben, weil ich auf einmal so unendlich nervös wurde. "Aber ab heute Taehyung,  werde ich mich bessern. Denn weißt du, um ehrlich zu sein bist du zur Zeit auch mein einziger Freund...also Lass uns gute Freunde werden, versprochen?" Ich hatte ihm meine Faust entgegen gestreckt und hielt meinen kleinen  Finger als Symbol des Versprechens empor. Ich versuchte so gut es ging freundlich zu lächeln. Mein Herz pochte so laut und mir wurde heiß, weil es mir schwer viel so viel Süßes von mir zu geben. Davon mal abgesehen hatte ich auch ein wenig Angst vor Taehyungs Antwort. Unmöglich wollte ich nämlich wie der letzte Idiot abgewiesen werden.

Aber entgegen meiner Erwartung nahm er mein Angebot herzlich an. "Gerne, lass uns das so machen." Sagte er fröhlich und sein Grinsen wurde noch breiter. Er lächelte glücklicher denn je und momentan war ich so dankbar, dass er so einen guten Charakter hatte. Schließlich musste ich ihn als meinen einzigen Freund wertschätzen, denn meine anderen hatten mich dem Anschein nach verlassen, aber er blieb.
Taehyung streckte dann seinen kleinen Finger ebenfalls hervor und schlung ihn um meinen herum, sodass er spürbar meine schwitzenden Finger hielt.

Im Moment wo wir den Packt schlossen, fiel mir sogar ein Stein vom Herzen. Zwar hatte er mir schon verziehen, jedoch blieb ein kleiner Zweifel in mir. Doch seine Reaktion auf meine Erklärung brachte mir genug Zumutung entgegen, dass er wirklich mit mir befreundet sein wollte, trotz der Meinung der anderen.

"Sind wir jetzt also die beiden Loser der Schule?" Fragte Taehyung plötzlich, wodurch ich automatisch in Lachen ausbrechen musste. Ich war sowieso schon so nervös, dass ich kurz vorm Lachen stand.
Ich konnte also nicht anders als meinem Kichern freien Lauf zu lassen, wodurch Taehyung miteinstieg. Auch er fing an zu laut los zu prusten und wir beide mussten uns an den Tischen festhalten um nicht gleich umzufallen. "Oh Gott hahaha, wenn dann sind diese Pfosten doch die Loser, nicht wir." Kicherte ich und konnte es mir nicht verkneifen wieder meine Mitschüler zu beleidigen. "Das sind keine Loser mehr, sondern viel mehr Zurückgebliebene." Lachte Taehyung.

"Stimmt auch wieder." Antwortete ich und hörte genau in dem Moment mein Handy in meiner Hosentasche vibrieren. Augenblicklich verging mir das Lachen und ich hatte die schlechte Vorahnung zu wissen, wer mir eine Nachricht hinter lassen hatte. Meine Mimik wurde von einem Schlag zum anderen ernst, während Taehyung mich verwirrt beobachtete.
Als ich dann auch noch die Bestätigung bekam, indem ich auf den Screen blickte, fiel mir die Kinnlade und jegliche Besinnung weg.

Anonymschwuchtel

Stech dir ein Piercing am Ohr

Noch heute

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Felou

Bluewhalechallenge✔ °vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt