Chapter 42

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(Y/n) Pov

Ich atmete tief durch. Dann ging ich langsam auf das Auto zu. Meine ganzer Körper zitterte und ich hörte meinen Pulsschlag in meinem Kopf wie eine Echo. Immer wieder gingen mir die Schreie von Lizzie und den anderen durch den Kopf. Verschiedene Teile des Autos lagen auf der Straße verteilt und knacksten unter meinen Schritten. Nun stand ich direkt vor dem Auto und bewegte mich langsam in Richtung der Beifahrertür. Dort angekommen sah ich ihn. Mein Vater hing kopfüber in seinem Gurt. Der Airbag drückte seinen Kopf ein wenig zu Seite und gab so den Blick auf die blutende Platzwunde an seinem Kopf frei. ,,DAD ! Nein, nein nein.  Wach." schrie ich jetzt los und legte meine Hand auf seine Wange. 

,,Ach du scheiße." hörte ich auf einmal Sams Stimme hinter mir. ,,Ruf einen Krankenwagen !" schrie ich, bevor ich mich wieder auf meinen Vater konzentrierte. Erst jetzt sah ich den Knochen der aus seinem Oberschenkel rausstach. Normalerweise hätte sich mein Magen nun umgedreht und sämtlichen Inhalt ausgeleert, doch in diesem Moment war mir das egal. Ich legte zwei Finger an seine Pulsader. Und tatsächlich. Sein Herz schlug noch. Zwar sehr leicht aber es schlug. ,,Sam hilf mir." bat ich ihn, woraufhin er schnell zu mir gelaufen kam. ,,(Y/n) wir können ihm nicht helfen. Wenn wir ihn jetzt aus dem Wagen heben ist die Gefahr, dass er sich noch mehr verletzt einfach zu groß." versuchte er mich zu beruhigen. ,,Schauen wir lieber nach den anderen bis der Krankenwagen eintrifft." Mit diesen Worten ging auf die andere Seite des Wagens. Also lief ich zur Hintertür. Und dort war sie. Lizzie. Sie war verdreckt, blutete an einigen Stellen und ihre Armstellung konnte nicht gerade gesund zu sein. Aber ansonsten schien es so, als hätte sie keine weiteren Verletzungen. ,,Lizzie." Ich legte eine Hand auf ihren Kopf und strich durch das verzottelte Haar, das sonst immer so weich war. Langsam schlug sie die Augen auf. ,,Hey Dummkopf." krächzte sie und bracht etwas wie ein Lächeln über die Lippen. ,,Was ist passiert ?" fragte ich und sah sie besorgt an. ,,Gr-Granate. Explosion. Ic-" sagte, oder besser gesagt, hauchte sie, wurde dann aber von einem Husten unterbrochen. ,,Schon okay. Nicht weiter reden. Das kannst du mir auch noch später erzählen. Hörst du ? Nicht einschlafen. Bleib bei mir." Ich sah, dass es ihr unendlich schwer fiel, bei Bewusst sein zu bleiben. Aber sie durfte unter keinen Umständen einschlafen.

,,Sam ? Wie sieht's bei dir aus ?" schrie ich auf die andere Seite des Autos. Wenige Sekunden später kam er auf meine Seite. Und er sah nicht erfreut aus. ,,Sam ?" fragte ich erneut. Langsam senkte er den Kopf und schüttelte ihn dann leicht. ,,Sag, dass das nicht war ist. Sam sag es !" schrie ich. Ich wollte, nein ich konnte ihm nicht glauben. Mit schnellen Schritten wechselte ich die Seite des Wagens. Dort angekommen sah ich zuerst Matt der reglos und mit rußverschmierten Gesicht, halb aus dem Fenster hing. Neben ihm hatte sich bereits eine rote Pfütze gebildet. Er war tot. Ich spürte wie sich meine Augen mit Tränen füllten. Dann sah ich meine Mutter. Die Tür hing nur noch an einem kleinen Teil in dem Ramen und gab so den Blick auf ihren schlaffen Körper frei. Ich lief zu ihr und legte meine Hand an ihren Hals. Nichts. Kein Pulsschlag. Keine Atmung. Jetzt liefen meine Tränen in kleinen Bächen über meine Wangen und ich ließ ihnen freien Lauf. Vorsichtig legte ich meine Arme um ihren Körper, der jetzt nur noch eine leblose Schale ihrer selbst zu sein schien. Wie ein Film, liefen die vergangenen Jahre durch meinen Kopf. Wie sie lachte. Wie sie mich morgens an der Schule absetzte und mich in ihre Arme schloss als ich mittags zurück kam. Wie sie mir Abends, als ich klein war Geschichten vorlas. All das schien jetzt gerade so nah und doch so weit entfernt. 

,,(Y/n) ! Schnell komm her." riss Sam mich aus meinen Gedanken. Etwas in mir wollte nicht weg. Wollte sie nicht alleine lassen. Doch etwas anderes sagte mir, dass ich gehen musste. Also ließ ich sie wieder los und lief zu Sam. Der stand vor der Tür meines Vaters. Schnell schob ich mich vor ihn. Mein Vater hatte die Augen minimal geöffnet und ich wusste, dass er mir etwas sagen wollte. Also lehnte ich mich etwas näher zu ihm. ,,Hy-Hydra." ächzte er er und wurde wieder still. ,,Psst. Sag nichts. Du hast noch genug Zeit mir das zu erzählen." beruhigte ich ihn. ,,(Y/n), wir- wir lieben..." Er musste eine kurze Pause machen bevor er weiter sprach und seinen Satz mit einem einzigen Wort beendete. ,,Dich." Dann schloss er die Augen wieder. Schnell fasste ich erneute an seine Pulsader. Doch ich spürte keine Bewegung mehr. ,,Nein. Nein nicht du auch noch." Ich legte meine Hände übereinander auf seine Brust und begann so gut es ging die Herzdruckmassage. Ich pumpte wie eine Besessene, während ich in der Ferne die Sirene des Krankenwagens hörte. Immer weiter. Ich konnte nicht aufhören. Da legte Sam eine Hand auf meine Schulter. ,,(Y/n)." sagte er leise und versuchte mich ein wenig von ihm weg zu ziehen. ,,Nein !" schrie ich, riss mich los und machte unbeirrt weiter. ,,(Y/n) sein Herz hat aufgehört zu schlagen. Wir können nichts mehr für ihn tun." schleuderte er mir die Wahrheit ins Gesicht. Doch ich wollte sie nicht hören. Sie perlte von mir ab, wie das Wasser von einem Neopren Anzug. Jetzt war der Krankenwagen zum stehen gekommen und zwei Leute sprangen mit Rucksäcken heraus. Sam packte mich an beiden Schultern und zog mich weg. ,,(Y/n) hör auf. Er ist tot. Hörst du ?" Er drehte mich zu ihm, sodass ich ihm in die Augen sehen konnte. ,,Er ist tot." wiederholte er jetzt noch einmal etwas leiserer und meine Tränen fanden erneut ihren Weg aus meinem Körper heraus. Ich ließ mich nach vorne in seine Arme fallen und sackte zusammen. Schnell schloss er seine Arme um mich und hielt mich fest.

So saßen wir dort auf dem Boden. Ich weinte in seine Brust. Er hielt mich einfach nur fest und ließ es geschehen, während Lizzie auf eine Trage gelegt und in den Krankenwagen gebracht wurde. Jetzt kam einer der Männer zu uns und fragte, ob jemand mitfahren wolle. Ich nickte nur und Sam half mir hoch. Erst jetzt bemerkte ich, dass in der Zwischenzeit auch Feuerwehr, Polizei und irgendwelche schwarzen Wagen gekommen waren. Doch das interessierte mich nicht. ,,Geh nur ich mach schon." meinte mein Begleiter und ich stieg in den Krankenwagen zu Lizzie. Vorsichtig schloss ich meine Hand um ihre. Dann fuhren wir los. 

Seit einer Stunde saß ich nun auf dem unbequemen, weißen Plastikstühlen auf dem Krankenhaus Gang. Direkt nachdem wir angekommen waren, war ein Team von Ärzten nach draußen gestürmt und hatten Lizzie mitgenommen. Eine junge Assistenzärztin hatte mich in den Wartebereich gebracht und mir erklärt, dass Lizzie schwere innere Verletzungen hatte und deswegen sofort operiert werden müsse. Seitdem saß ich hier und starrte auf die schwarzen Zeiger der Uhr die selbst eine Schnecke überholen würde.

Plötzlich ging die Tür auf und hereinkamen Pepper, Pietro, Wanda und Natasha. Letztere nahm mich sofort in den Arm und erneut flossen Tränen aus meinen Augen. ,,Es tut mir so leid (Y/n)." flüsterte sie, doch das tröstete mich nicht wirklich. Wenige Minuten später hatten auch die anderen sich gesetzt. Erklären musste ich zum Glück nichts mehr, da sie schon über alles bescheid zu wissen schienen. Die Minuten krochen quälend langsam voran und mir jeder Minute wurde ich nervöser. Pepper hatte uns inzwischen etwas zu Trinken geholt, doch ich hatte jetzt andere Sorgen. 

Nach einer gefühlten Ewigkeit kam endlich eine Ärztin, gefolgt von einem anderen Arzt auf und zu. Schnell stand ich auf und ging zwei Schritte auf sie zu. Natasha, die neben mir stand, nahm meine Hand und drückte sie leicht. ,,Ms. (Y/l/n) ?" fragte die Ärztin nun an mich gewandt und ich nickte. Jetzt streckte sie mir die Hand entgegen und ich nahm sie vorsichtig. ,,Ich bin Dr. Clark, die Ärztin von Ms. Stevens." stellte sie sich vor, während sie meine Hand schüttelte. ,,Wie geht es Lizzie ? Wird sie wieder gesund ?" wollte ich nun direkt wissen, sah dabei aber wie der Arzt hinter ihr mir einen mitleidigen Blick zuwarf. ,,Ms. (Y/l/n), es tut mir leid Ihnen das sagen zu müssen, aber wir konnten nichts mehr für sie tun. Ihre Verletzungen waren zu schwerwiegend und sie hatte bereits zu viel Blut verloren. Es tut mir leid." Ungläubig sah ich sie an, ging dann einen Schritt zurück und ließ mich auf den Stuhl sacken. Sie war alles was ich noch hatte. Meine letzte Hoffnung und nun wurde mir auch sie genommen. Natasha ging vor mir in die Knie und legte ihr Hände auf meine Oberschenkel. Ich wollte weinen doch ich konnte nicht. Jede Träne die ich besaß hatte ich bereits vergossen. Im Hintergrund hörte ich wie Pepper sich mit den Ärzten unterhielt, doch es drang nur gedämpft an meine Ohren. 

Jetzt nahm Natasha mich hoch und hielt mich in ihren Armen. Ich schlang meine Beine um sie, legte meine Arme um ihren Nacken und bettete meinen Kopf auf ihre Schulter. Normalerweise hätte ich mich hier so sicher und wohl gefühlt, wie nirgendwo anders. Doch in diesem Moment bot ihre Nähe mir etwa so viel Schutz wie ein gebrochener Helm. Das lag nicht an ihr, das wusste ich. Denn in diesem Moment fühlte ich mich so schutzlos wie noch nie. Ausgeliefert an die gesamte Welt. ,,Nochmal. Es tut mir unendlich leid." hörte ich die Ärztin sagen. ,,Sie haben ihr Bestes getan." meinte Pepper. Dann verabschiedeten sich alle, außer mir und gemeinsam verließen wir das Krankenhaus.

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Uff...das war ganz schön viel auf einmal. Sorry dafür.

Aber vielen, vielen Dank für die vielen Reads und die ganzen Votes <3                                                        Das bedeutet mir so viel. 

Forever Yours ( Natasha Romanoff FF)Where stories live. Discover now