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Wimmernd richtest du dich auf, dir tut alles weh. Das deinem Freund dir gegenüber die Hand ausrutscht ist nichts Neues, doch der gestrige Tag war wieder einmal besonders schlimm. Dein erster Weg führt zu deinem Schminktisch. Dein Auge ist geschwollen, deine Lippe blutig und deine Wange ziert ein dicker Kratzer... Das zu überdecken wird lange dauern. Du setzt gerade deinen Schminkpinsel an, als du stockst. Warum tust du das alles? Warum versteckst du es noch?
Heute sind keine öffentlichen Termine, und so fasst du einen Entschluss. Zu der Besprechung wirst du ungeschminkt gehen. Soll doch jeder sehen, was euer toller Produzent dir Tag für Tag antut. Also greifst du nur nach deiner Bluse, und ziehst dich langsam an. Durch die Schläge tut dir nahezu jede Bewegung weh, doch das hat jetzt ein Ende.

Ein letztes Mal betrachtest du dich im Spiegel. Der Rock schmiegt sich eng an deine Hüften, die Bluse schmeichelt deiner Figur und die hohen Schuhe lassen deine Beine länger wirken, als sie es sind. Und dein Gesicht... Du straffst die Schultern. Dein Gesicht ist dein Ticket in die Freiheit. Zufrieden nimmst du deine Tasche in die Hand und verlässt das Hotelzimmer, um zu den anderen zu gehen. Schon am Anfang des Ganges hörst du die lauten Stimmen deiner Freunde und Kollegen, und für einen Moment überlegst du umzudrehen, doch dann überwiegt der Mut, und du betrittst den Raum. Beinahe sofort richten sich alle Blicke auf dich. Natürlich, du bist die letzte, und... Es ist offensichtlich wieso. Alle starren entsetzt dein Gesicht an.

Das Quietschen eines Stuhls zerstört diese gespenstische Stille. Dein Freund ist aufgesprungen, doch noch ehe er einen Schritt auf dich zumachen kann, schiebt Sebastian sich zwischen euch, sodass du hinter ihm stehst. Du reckst das Kinn und funkelst deinen nun offensichtlichen Ex-Freund an. „Es ist vorbei Gabriel. Es ist vorbei." „Du miese..." Fängt er an, allerdings wird ihm sofort das Wort angeschnitten. „Du solltest gehen. Sofort. Geh, und komm nicht mehr wieder. Du bist gefeuert." Euer Regisseur ist ebenfalls aufgestanden, und deutet nun auf die Tür. Einen Moment lang geschieht nichts, doch dann verlässt Gabriel tatsächlich den Raum. Du hörst noch wie er ruft „Es ist noch nicht vorbei.", dann fällt auch schon die Tür ins Schloss und sämtliche Anspannung fällt von dir ab.

Kaum, dass die Gefahr vorbei ist, steht Sebastian sich zu dir um und dreht vorsichtig deinen Kopf hin und her. „Er hat das nicht zum ersten Mal getan, oder?" „Nein." Du schließt die Augen. „Aber ich werde mich nicht mehr verstecken." „Das musst du auch gar nicht. Gott, warum habe ich nie etwas bemerkt?" Sebastian lässt dein Gesicht los und ballt die Fäuste, doch jetzt ist es an dir, sein Gesicht zu ergreifen. „Weil ich es nie gezeigt habe. Er hat mir nie ins Gesicht geschlagen wenn wir Drehs hatten, und auch sonst immer an Stellen, an denen es niemand sehen konnte. Du KONNTEST es nicht wissen Bas." Um euch herum ist es totenstill. „Aber..." „Nichts aber. Wirklich." Du lässt deine Hände bis zu seinen Schultern wandern, und langsam entspannt Sebastian sich. „Darf ich dich in den Arm nehmen?" Fragt er leise, und du nickst. Eine Umarmung von ihm ist genau das, was du jetzt brauchst. Er zieht dich an sich, und nach und nach kommen die anderen dazu, bis du inmitten deiner Kollegen stehst. Noch immer streicht Sebastian sanft über deinen Rücken, und ein kleinen Lächeln legt sich auf dein Gesicht. Jetzt ist es vorbei, und du kannst neu anfangen. Vielleicht sogar mit dem Mann, dem dein Herz im geheimen schon lange gehört?

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