24 - Das Herz von Ajs an'Hlj

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„Oh." Das hatte ich nicht gewusst. „Und wie ist der neue Name deines Schiffs?"

„Ich habe gedacht ich nenne sie den Wilden Wanderer. Sie hat sich einen speziellen Namen verdient nachdem sie uns quer durch die Galaxie getragen hat, ohne dass jemand dazu etwas zu sagen hatte." Er zwinkerte mir zu. „Außerdem passt das besser zu deiner Topsy-Turvy."

„Toller Name." Er gefiel mir und passte eindeutig besser zu Veran als Bezwinger.

„Nun, dann werde ich ihn auf jeden Fall behalten. Betrachte dich als Taufpatin."

Ich gluckste. „Diese Ehre habe ich nun wirklich nicht verdient."

„Oh doch, wenn du meinen Onkel nicht bis zum Haarausfall gereizt hättest, wären wir dir niemals in diesen Ionensturm gefolgt. Stell dir vor wie langweilig unser Leben jetzt gerade wäre."

Lieber nicht. „Todlangweilig, möglicherweise. Wenn wir nämlich von einem Torpedo pulverisiert worden wären, entweder von euch oder der Raumpatrouille."

Veran lachte. „Daran will ich lieber nicht denken. Das hätte mir das Herz gebrochen."

Aalyxh räusperte sich. „Kali, wenn ihr zwei euren Balztanz für einen Moment unterbrechen könnt, sollten wir das Vorgehen besprechen. Ajs muss ziemlich nahe am Planeten sein, damit sie mit ihren Artgenossen in Kontakt bleiben kann und ihnen sagen kann, wann sie das Portal auslösen sollen. Denkst du, wir sollten uns bereits vorher an das Severillschiff andocken?"

„Vorher." Bens bestimmter Ton ließ keinen Zweifel daran, dass er sich das Problem bereits überlegt hatte. „Nach dem Zünden der Rakete bleibt uns keine Zeit mehr, noch bei den Severills Huckepack zu gehen. Das Wurmloch würde vermutlich bereits wieder kollabieren, bis wir das Manöver abgeschlossen hätten."

„Da hast du die Antwort, Lyxh. Also los, arrangiert das Dockmanöver. Ajs, hast du einen Moment Zeit?"

Die Tyrinianerin schlitterte auf ihrer inzwischen gut etablierten Schleimspur bis zu meinem Sessel. „Ja, Cap Kali?"

Während Aalyxh mit Riann Kontakt aufnahm und Hrrovr und Ben mit Verans Ingenieur diskutierten, lehnte ich mich vor, um mit Ajs zu sprechen. „Bevor wir das Portal aktivieren und von hier verschwinden, wollte ich dich fragen, ob du nicht lieber hier mit den Nestlingen zurückbleiben möchtest. Sie werden deine Hilfe sicher benötigen."

„Sie kommen gut alleine zurecht. Ihre Assimilation ist bereits fast abgeschlossen. Sie sind viel besser an diesen Planeten angepasst, als ich es jemals sein könnte." Sie ließ ihre Augenstiele traurig hängen.

„Was ist los, Ajs? Fühlst du dich einsam? Wenn das Portal funktioniert und wir den Auftrag der Tanencha ausgeführt haben, werden wir dich natürlich zurück nach Tyrin fliegen." Ich hatte offensichtlich kein großes Talent als Trösterin oder missverstand die tyrinianische Körpersprache. Ajs sah immer noch unglücklich aus. „Oder möchtest du lieber in Sqia'lon Sieben abgesetzt werden, zusammen mit dem Rest der Nestlinge?" Die Augenstiele knickten noch etwas weiter ein. „Kannst du mir sagen, was los ist Ajs? Ich kann dir nicht helfen, wenn du es mir nicht erklärst."

„Verzeih, Cap Kali, ich bin dankbar für das Angebot. Aber mein Herz sagt, ich bin Ajs an'Hlj, Ajs Ohne-ein-Zuhause." Ihre Augenstiele zitterten und sie blinzelte. Waren das tyrinianische Tränen? „Würdest du mir erlauben, hier an Bord zu bleiben? Trotz meinem Schleim?"

Ich schluckte. Hatte ich ihr mit meinen Vorschlägen den Eindruck vermittelt, hier unwillkommen zu sein? Dass ich sie so rasch als möglich loswerden wollte? „Selbstverständlich kannst du auch bleiben, Ajs. Ich hatte einfach befürchtet, du würdest dich ohne deine Artgenossen und deine Familie einsam fühlen."

Die Augenstiele richteten sich auf. „Ich werde mich niemals einsam fühlen zusammen mit euch allen. Mein Herz sagt, dass ihr meine Familie seid."

Ich lehnte mich vor, um sie zu umarmen. Gerade noch rechtzeitig fiel mir ein, dass ihre Haut den Kontakt mit Lipiden schlecht vertrug und hielt mich zurück. Stattdessen lächelte ich ihr zu. „Du solltest immer auf dein Herz hören, Ajs."

„Kali?" Aalyxh schenkte mir ein strahlendes Lächeln, sie hatte unseren leisen Austausch offenbar verfolgt. „Wir wären jetzt bereit fürs Docken. Das Schiff deines Schwarms steht direkt über der Bibliothek."

Ich grinste und schlüpfte zurück in meine Captain-Rolle. „Ausgezeichnet. Also, hüpfen wir auf den Rücken der Wanderer."

Ben zündete die Manövriertriebwerke und Aalyxh zog die Topsy hoch, bis wir knapp über dem Severillschiff schwebten. Die Schutzschirme waren abgeschaltet und wir hatten freien Zugang. Hrrovrs Schwanzschuppen rasselten. „Das'ss Ding is'sst ries'ssig."

Er hatte recht, unsere Topsy wirkte im Vergleich wie ein Spielzeug. Insofern hatten wir keine Mühe, auf der großen Metalloberfläche Platz zu finden. Aalyxh setzte das Schiff sanft zwischen zwei Befestigungspunkten für die Reiterschiffe auf, und Hrrovr half ihr, uns mit den Landegreifern sicher zu verankern.

Nach einigem Hin und Her gelang es Hijac und Ben, eine Verbindung der Bordsysteme der beiden Schiffe herzustellen. „Alles in Ordnung für die Energieübertragung, Ben?"

Er nahm einige Justierungen vor und nickte dann. „Ja, sieht gut aus. Wir sitzen so unverrückbar auf der Wanderer wie eine Zecke im Fell eines Hundes."

Ich konnte mit seiner Metapher nicht viel anfangen, aber wenn er zufrieden war, musste mir das genügen. „Sehr gut. Ich hoffe, dass der Hund die Zecke mag und nicht unterwegs abschüttelt. Ajs, bist du bereit für deinen großen Auftritt?"

Die Tyrinianerin verfärbte sich indigoblau und verwickelte ihre Augenstiele zu einer engen Spirale.

Der Fluch der Topsy-Turvy | Wattys 2021 GewinnerWhere stories live. Discover now