Eine bestätigende Duftwolke von Hijac sagte mir, dass er meine Meinung teilte. Dabei war ich überzeugt, dass er nur zu gern noch einmal in die Bibliothek zurückgekehrt wäre, um die Hinterlassenschaft der verschwundenen Einwohner zu erforschen. Aber dieses Wissen mit den Severills zu teilen behagte ihm genauso wenig wie mir, Jugendschwarm hin oder her.

Veran räusperte sich. „Nun, warum versuchen wir es dann nicht? Es gibt am anderen Ende der Galaxis eine dringende Angelegenheit, die meine Aufmerksamkeit erfordert. So gerne ich hier Tourist spielen möchte, ich denke, das muss auf eine andere Gelegenheit warten."

„Oh. Hat das zufällig mit dem Ableben deines Onkels zu tun?" Ich hoffte, mit meiner Direktheit von meiner Erleichterung abzulenken, dass die Severills es mit der Heimkehr noch eiliger hatten als wir.

„Unter Anderem, wie du dir vorstellen kannst. Er war eine ziemlich bedeutende Persönlichkeit. Wie steht's, wollen wir dieses Portal testen?"

„Absolut, packen wir es an."

Natürlich ging dann doch nicht alles so schnell, wie ich es mir gewünscht hätte. Niemand von uns hatte Erfahrung mit Wurmloch-Durchquerungen, obwohl wir laut Rianns Theorie gerade eine hinter uns hatten und bestimmt alle schon davon geträumt hatten, auf diese Art zu reisen. Zuletzt landeten wir die Topsy wieder auf dem dreieckigen Platz und schickten Ben, Hijac und Ajs zurück in die Bibliothek, um mehr und hoffentlich hilfreichere Daten zu sammeln.

Widerwillig blieb ich an Bord zurück, um Veran und seine Severills bei Laune zu halten, wie Ben es ausdrückte. Immerhin hatten unsere neuen Verbündeten unseren Anspruch auf die Entdeckung des Planeten widerspruchslos anerkannt und sogar unsere Erstlingsrechte offiziell bezeugt. Natürlich würde uns das nicht viel bringen, wenn wir den Planeten den tyrinianischen Nestlingen überließen. Andererseits hatten wir in dieser Sache nicht wirklich eine Wahl.

Aalyxh und die severillianische Navigatorin Riann verbrachten die Zeit damit, die Bordsysteme der beiden Schiffe zu kalibrieren und Datenmaterial auszutauschen. Die beiden schienen sich auf Anhieb zu verstehen und waren bald in technische Diskussionen über Kursplotter und die Zuverlässigkeit von Aussensensoren vertieft. Hrrovr hatte es übernommen, auf unsere fragile Fracht aufzupassen. Immerhin schienen wir bis zum Auftauen der nächsten Ladung Nestlinge noch etwas Zeit zu haben.

Mir blieb es überlassen, den Kontakt mit Veran zu pflegen. Das erwies sich als überraschend kurzweilige Betätigung. Wenn nicht die Sorge um meine Crew und der Zeitdruck gewesen wären, hätte ich das Plauderstündchen vermutlich genossen. Der Severill hatte einen unbezahlbaren Sinn für Humor und schien das Gleiche von mir zu denken.

So tat es mir beinahe leid, als ein Anruf von Ben Veran's Erzählung über eine besonders obskure Begegnung mit der Raumpatrouille unterbrach.

„Cap? Jac ist fündig geworden. Er ist dabei, die wichtigsten Daten an die Topsy zu übermitteln. Sieht so aus, als gäbe es eine halbwegs verständliche Anleitung, wie das Portal funktioniert, in einem alten Newsfeed. Das meiste sind Bilder und Diagramme. Er meint, damit sollten wir es zumindest benutzen können."

„Ausgezeichnet." Ich fühlte mich gleich besser, als ob der Sog des schwarzen Lochs, das unsere Zukunft zu verschlingen drohte, etwas nachgelassen hätte. „Kommt ihr zurück an Bord?"

„Sobald die Übertragung abgeschlossen ist, meint Jac. Und Ajs möchte dir noch etwas sagen."

„Gut, ich höre."

„Cap Kali? Ben hat den Nestlingen gezeigt, wie sie den Hebel bedienen müssen. Sie werden das schaffen, meinen sie. Und sie fragen, ob du ihnen tatsächlich diese wundervolle Welt überlässt?"

Was hatte ich für eine andere Wahl? Abgesehen davon, was wollte ich mit einer Welt, die nicht einmal Ozeane besaß? Und ich liebte das Leben auf dem Schiff. „Ja, sie können hier eine Kolonie gründen. Wenn wir es irgendwie schaffen, werden wir zurückkommen und mit ihnen Handel treiben oder so."

„Die Topsy-Turvy wird hier immer willkommen sein, Cap Kali. Die Nestlinge bitten dich, den Planeten nach dir benennen zu dürfen."

Huh. Damit hatte ich allerdings nicht gerechnet. Aalyxh, welche die Konversation mitverfolgte, grinste übers ganze Gesicht. „Hey, wenn das mal keine Ehre ist. Planet Kalina, das klingt sogar noch besser als Topsys Fluch."

Ich sandte ihr einen vernichtenden Blick zu und wandte mich wieder an die junge Tyrinianerin „Ajs? Mir ist das etwas peinlich. Wie wäre es mit Planet Topsy? Schließlich waren wir alle daran beteiligt, die Nestlinge herzubringen."

„Ich werde fragen, einen Moment, Cap Kali."

Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Als ob wir nichts Dringenderes zu tun hätten, als über den Namen eines Planeten zu streiten, den ich wohl niemals wiedersehen würde. Ich machte mir nichts vor. Wurmlochreisen funktionierten nur in Science Fiction-Romanen. Die Chance, dass wir den Prozess überlebten und einen Weg fanden, wieder hierher zurückzufinden, war enorm klein.

„Cap Kali?" Ajs dünne Stimme unterbrach meine düsteren Gedankengänge. „Wie wäre es mit Topsilina? In unserer Sprache klingt das elegant."

Nun, damit konnte ich leben. „Einverstanden, sag den Nestlingen, ich fühle mich geehrt."

„Aye, Cap Kali, ich werde das ausrichten. Moment."

Eine Weile drang nur ein Knistern aus den Lautsprechern, dann meldete sich Ben zurück. „Cap, Jac sagt, er ist fertig hier. Wir machen uns jetzt auf den Weg zurück zum Schiff. Bis gleich."

Ich meldete Veran, dass wir mit den Daten Fortschritte machten. Hrrovr war bereits dabei, Hijacs Lieferung zu entschlüsseln. Sein aufgeregtes Schuppenrasseln sagte mir, dass er mit der Übertragung tatsächlich etwas anfangen konnte. Immerhin. Nur Aalyxh starrte mit halbgeschlossenen Lidern ins Leere. „Was ist los, Lyxh? Hast du ein Problem gefunden?"

„Nein, es ist nur... Ajs wird bestimmt hier mit ihren Artgenossen zurückbleiben. Ich werde sie vermissen."

Daran hatte ich noch gar nicht gedacht.

Der Fluch der Topsy-Turvy | Wattys 2021 GewinnerWhere stories live. Discover now