d r e i ß i g

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„Im Endeffekt hab ich doch jetzt nichts mehr. Das einzige was ich je hatte waren Emre und die Jungs. Und Jascha".
„Du hast immer noch mich, Melody", flüsterte Kai schon fast. Mein Blick wanderte langsam zu ihm rüber und als sich unsere Blicke trafen, lächelte er mich nur an. „Glaub mir, das wird alles schon wieder". Er lehnte sich bloß gegen die Haustür, wendete seinen Blick aber nicht eine Sekunde von mir ab.
„Und was wenn nicht?", fragte ich ihn dann verzweifelt.
„Manchmal fühlt sich etwas auswegslos an, doch das ist es nicht. Ich kenn das selber von Sophia und Mercedes", versuchte er mir dann zu versichern.
„Naja, was auch immer..", murmelte ich leise vor mir her und verschränkte dann meine Arme vor meinem Oberkörper. „Okay, ich will dich nicht weiter aufhalten, Kai. Danke, dass du überhaupt hergekommen bist und mir zugehört hast".
„Dafür sind Freunde da", sagte er dann nur lächelnd und zog mich dann in eine Umarmung.
„Komm gut nach Hause".
„Und du melde dich, wenn was ist, okay? Denk dran, du bist nicht alleine! Schreib mir einfach und ich bin sofort da", Kai löste sich damit langsam von mir und sah mich dann wieder lächelnd an.
„Danke, Kai", ich drückte ihm darauf einen Kuss auf die Wange und Kai griff schon im nächsten Moment nach der Türklinke und zog dann die Tür auf.
„So, ich denke ich sollte dann jetzt besser gehen", kam es dann plötzlich schon fast etwas unsicher von ihm. Ich harkte jedoch nicht nach und dachte mir einfach nur meinen Teil.
„Wie gesagt: komm gut nach Hause und schreib mir wenn du angekommen bist".

Doch noch bevor Kai irgendwas weiteres sagen konnte vibrierte mein Handy.
„Oh ähm, warte kurz", murmelte ich nur leise vor mir her und als ich „Jascha❤️" auf dem Display las ging ich sofort ran.
„Jascha?".
„Hast du wen anders erwartet?", kam es total unverständlich aber mit einem ziemlich frechen Unterton von ihm.
„Bist du betrunken?".
„Das geht dich eigentlich gar nichts mehr an, was ich mache, Melody", daraufhin sagte ich nichts sondern sah einfach nur zu Kai rauf, der mich besorgt und gleichzeitig fragend an sah.
„Was ich dir sagen wollte ist, dass du eine gottverdammte Schlampe bist. Ich hab so viel über dich gehört. So viele Dinge. Ich frag mich wirklich ob ich mit einer anderen Person zusammen war, als die Melody, die offensichtlich alle kennen".
„Warte, was meinst du?", fragte ich dann nach einem zögern.
„Denk doch einfach mal nach".
Ich atmete tief durch und sagte dann „ich hab keine Ahnung wovon du redest, Jascha. Aber um ehrlich zu sein ist es mir grade auch egal. Gehts dir gut? Ist alles okay? Kann ich dir irgendwie..", ich unterbrach mich kurz selbst. „Soll ich nach Bremen kommen?".
„Nein. Um ehrlich zu sein hoffe ich dich nie wieder sehen zu müssen. Meld dich nie wieder bei mir, lösch meine Nummer und bitte sprich mich nie wieder an, wenn wir uns auf irgendwelchen Familienfeiern oder Geburtstagen sehen".
"Jascha..", doch dann unterbrach er mich. "Brenn in der Hölle, Melody Denaux".
Und in der Sekunde darauf legte er auf.

"Ist alles okay?", fragte Kai dann. Ich konnte nicht mal mehr auf diese Frage antworten, sondern schluchzte einfach nur Kopfschüttelnd, weshalb Kai mich dann direkt in eine Umarmung zog.
"Hey, hey, heeey. Ganz ruhig. Nicht weinen, Mel. Das wird wieder".
Und schon im nächsten Moment fiel die Tür hinter uns zu.
"Aber er..", ich wollte Kai erzählen was Jascha gesagt hatte, doch durchs weinen brach meine Stimme weg. Er zog mich nur noch fester an sich und drückte mir dann einen Kuss an die Schläfe.
"Komm wir gehen erstmal ins Wohnzimmer. Ich denke es ist besser wenn du heute nicht alleine bist".
Und damit verschwanden wir ins Wohnzimmer.

Ich hatte mich den ganzen Abend über bei Kai ausgeheult, bis ich schlussendlich eingeschlafen war.

Am nächsten Morgen wurde ich durchs Klingeln an meiner Tür geweckt.
Ich drückte mich vorsichtig hoch und schob Kais Arm dann von mir. Einen kurzen Moment lang sah ich Kai an, während er einfach weiterschlief und nicht einmal mitbekommen hatte, dass ich aufgestanden war. Bei dem nächsten Klingeln lief ich dann in Richtung Tür.
Ich rieb mir verschlafen über die Augen und sah währenddessen ein verschwommenes Bild entlang der Treppen. Doch als ich plötzlich Jascha die Treppen raufkommen sah, konnte ich meinen Augen kaum trauen. Ich war mir nicht ganz sicher ob ich nicht noch träumte.
"Hey..", sagte er nur ganz leise und zögerlich. "Können wir vielleicht reden?".
Ich nickte nur hastig, und ging dann einen Schritt zur Seite und sagte dann "komm rein".
Dann fiel mir Kai im Wohnzimmer ein. Ich wusste Jascha würde durchdrehen, wenn er Kai hier sehen würde.
"Geh einfach in die Küche. Ich mach uns Kaffee", schlug ich dann vor, woraufhin Jascha nur nickte und somit vor mir her lief und die Küche ansteuerte. Ich machte einen kurzen Abstecher zur Wohnzimmertür und zog sie dann leise zu und betete, dass Kai nicht aufwachen würde in den nächsten paar Minuten.
Als ich dann auch in die Küche kam, saß Jascha schon am Tisch.
"Alles okay bei dir, Jascha? Ich hab mir gestern Abend ziemlich sorgen um dich gemacht", kam es nur von mir, während ich die Kaffeemaschine nach und nach mit Wasser füllte.
"Ja..", als ich mich grade zu ihm umdrehen wollte sagte er dann noch "okay, nein. Das war gelogen".
Ich sah Jascha einen Augenblick lang an und dann sah auf einmal alles ganz anders aus, als es gestern Abend noch schien.
"Ich bin so verwirrt, Melody. Auf der einen Seite will ich das mit uns nicht mehr, weil diese Beziehung uns beiden nur unnötig das Leben schwer macht. Doch auf der anderen Seite liebe ich dich mehr als alles andere. Ich.. ach keine Ahnung. Ich hab gestern so viel gehört. Es wurde so viel über dich geredet. Ich wusste einfach nicht was richtig oder falsch ist. Und in jedem zweiten Satz ist der Name Kai mit aufgetaucht".
"Kai..", murmelte ich dann nur leise vor mir her und biss mir auf die Unterlippe.
"Ja, Kai. Und du weißt ganz genau, wie ich zu Kai stehe. Vielleicht sollten wir es so machen, wie du es am Anfang wolltest. Erstmal nichts festes, vielleicht läuft es ja dann besser zwischen uns. Vielleicht sollten wir es auch für uns behalten, einfach niemandem davon erzählen. Vielleicht lassen Sie uns ja dann in Ruhe .Aber bitte tu mir den Gefallen und halt dich dann von Kai fern."
Ich atmete tief durch und starrte einen Moment lang durch die Gegend.
"Ich will jetzt nicht direkt ja oder nein sagen, weißt du. Gib mir etwas Zeit darüber nachzudenken. Ich hab wirklich Gefühle für dich, Jascha. Ich liebe dich. Und ich weiß einfach nicht, wie lange ich so ein Freundschaft plus Ding durchhalten würde."
Jascha nickte nur und sagte dann "kann ich verstehen, ja".

Und damit brach ein Moment des Schweigen an. Die Stille war richtig unangenehm. Ich konnte mich nicht mehr dran erinnern, wann ich mich das letzte mal mit Jascha alleine so unwohl gefühlt hatte. Ich zweifelte kurz ob es je einen Moment gab in dem ich mich in Jaschas Nähe unwohl gefühlt hatte.

Während ich Kaffee in eine der Taschen schüttete, fragte ich Jascha dann „und was passiert, wenn das zwischen uns beiden so nicht klappt wie du es dir vorstellst?".
Er atmete einmal tief durch und sagte dann nur „Ich weiß es leider nicht".
Ich schob ihm langsam die Tasse rüber, während er sich nur leise bedankte.
„Was ist mit unserer Abmachung für immer befreundet zu bleiben?", fragte ich dann nur.
„Ich weiß nicht, ob ich das nach all dem noch könnte, Mel".

Bae|Jascha Brandt FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt