Kapitel 27

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Heiße Tränen tropften auf Lyrics Brust, als er verstummte. Es waren nicht nur seine eigenen, die das Bett tränkten, sondern auch die seines Orakels. Es war doch emotionaler gewesen, als er angenommen hatte. Nach all den Jahren hatte er eigentlich gedacht, dass er sich damit abgefunden hatte.

„Das ist nicht fair. Du hast nichts falsch gemacht. Du hast dich nur für deine Freiheit, den zu lieben, den du willst, entschieden", flüsterte Nix.

Nix' Herz fühlte sich an, als sei es von hunderten Dolchen durchstoßen worden. Dieser Dämon hatte Lyric die Chance auf eine glückliche Zukunft, auf körperliche Nähe und auf einen Bund genommen. Das ist nicht in Ordnung. Er hat so viel durchstehen müssen.

„Nix, das Leben ist nicht fair. Jeden Tag passieren schreckliche Dinge, so ist das nun einmal. Ich war an einem Abend zur falschen Zeit am falschen Ort. Ich hätte auf Verstärkung warten können, ich hätte mich dagegen entscheiden können, zu der Veranstaltung zu gehen. Ich habe eine Entscheidung getroffen und muss nun mit den Konsequenzen leben. Es gab viele Chancen mein Schicksal abzuwenden. Ich hätte mit ihm den Bund schließen können, doch ich habe es nicht."

Nix richtete sich auf und schaute Lyric mit verquollenen Augen an. „Warum nicht? Warum hast du es nicht einfach getan?", fragte er verzweifelt.

Lyric lächelte nur und streichelte über seine Wange.

„Weil ich nur meinem Herzen einen Teil meiner Seele anvertraue. Weil ich mich nur denen hingebe, die mir etwas bedeuten. Das ist meine Entscheidung und ich stehe auch heute zu ihr", antwortete er mit weicher Stimme.

Vorsichtig nahm das Orakel seine Hand und drückte einen Kuss in seine Handfläche.

„Dann bin ich es also Wert, mit dir zusammen zu sein?"

Der Runendämon lachte nur und warf ihm einen gefühlvollen Blick zu.

„Nix, du bist es nicht nur Wert, mit mir zusammen zu sein. Du bist es wert, dass ich für dich sterbe."

Diese Worte brannten sich in Nix' Gedächtnis. Sie gingen tief, bis in seine Seele. Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte.

Ein Klopfen unterbrach diesen Moment und Nix stand auf, um zur Tür zu gehen. Er war zu durcheinander, musste erst einmal Ordnung in das Chaos seiner Gefühle und Gedanken bringen. Das konnte er nicht, wenn er bei Lyric blieb, also hieß er diese Unterbrechung willkommen.

Vor der Tür stand sein bester Freund und schaute ihn bedeutungsschwanger an.

„Nix, wir müssen reden."

Nix nickte und schaute zu dem Dämon auf seinem Bett.

Dieser nickte nur und sagte: „Geh' nur, ich werde mich ausruhen, damit ich so schnell wie möglich wieder zu Kräften komme."

Also verließ Nix den Raum und folgte schweigend seinem Freund. Sie gingen in den kleinen Besprechungsraum, in dem sie am Tag zuvor gewesen waren. Was will Dayan mit mir besprechen? Er war nervös, denn Dayan machte einen ernsten Gesichtsausdruck, als er sich setzte.

„Tíz, ich habe mich mit Daria getroffen", begann sein bester Freund.

Daria? Die Banshee? Dann erinnerte er sich an deren Fachgebiet. Oh.

„Und was hat sie gesagt?"

„Ich habe Lyrics Situation geschildert, natürlich ohne Namen zu nennen oder auch etwas von seiner Person preiszugeben. Ich habe auch die Wirkung, die ihr beide aufeinander habt, angesprochen", antwortete Dayan.

Nun war Nix neugierig. Ihre Situation war speziell, eventual noch nie da gewesen. Was hatte die Fluchexpertin dazu gesagt?

„Sie konnte natürlich nur Vermutungen anstellen, doch hat sich auf zwei Szenarien mehr oder weniger festgelegt." Er machte erneut eine Pause. „Tíz, wenn ich dich bitten würde, dich von Lyric fernzuhalten, würdest du es tun?"

Nix - ein schicksalhafter Kuss (BAND 3) ✅Where stories live. Discover now