Kapitel 24

1.4K 125 17
                                    

Dayan wartete nun schon seit geraumer Zeit in seiner Stammbar namens Hell's Kitchen. Der Besitzer hatte wirklich einen Sinn für Humor, doch es war eine freundliche Bar mit offenherziger Einstellung. Larius, der gefallene Engel, der diese Bar vor Jahrhunderten erbaut hatte und immer noch leitete, war es leid gewesen, immer wieder abwertenden Blicken zu begegnen aufgrund seiner Herkunft oder Rasse, also hat er entschieden selbst einen Ort der Zusammenkunft zu eröffnen.

Jeder Besucher war willkommen, egal woher er stammt oder welcher Klasse er angehörte. Somit war es wie in einer großen Küche, in der Zutaten aus verschiedensten Bereichen des Landes zusammenkamen und ein köstliches Gericht ergaben. Larius war der Meinung, dass die Mischung und Vielfalt die Würze machten – so entstand der Name Hell's Kitchen.

Anfeindungen oder Streit waren in der Bar strengstens untersagt. Deshalb wurden die, die dagegen verstießen, sofort hinausgeworfen. Die Bar an sich war in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Es gab die Bar mit dem Tresen, an den man sich gemütlich setzen konnte. Dann gab es einen großen Tanzbereich und eine kleine Bühne, bei der Musiker und Tänzer oft auftraten.

Im hinteren Bereich gab es mehrere Tische für fünf bis zehn Personen, die sich treffen und unterhalten wollten. Zum Schluss kam noch der abgesperrte Bereich. Dies waren fünf Zimmer, in denen man Privatsphäre genoss. Über ein Leuchtsystem konnte man den Kellner mit den Getränken und Speisen rufen.

Dayan selbst trank gerade einen kühlen selbstgepressten Saft, während er auf seine Bekannte wartete. Sie hatte es in all den Jahren, die sie sich kannten, nicht einmal geschafft, pünktlich zu kommen. Jaja, Daria ist ein zeitliches Chaos. Die Tür öffnete sich und eine sichtlich gehetzte Banshee kam in den Raum.

Banshees waren überwiegend weibliche Dämonen, die die Gabe des Sehens besaßen. Sie konnten den Tod einer Person voraussehen, weshalb sie oft mit Orakeln verwechselt wurden. Ihre Gabe funktionierte jedoch nur, wenn sie denjenigen berührten. Ihr Schrei war so schrill, dass alles aus Glas augenblicklich zersprang und viele ihr Gehör und den Gleichgewichtssinn vorübergehend verloren.

Sie hatte die typischen weißen Haare und schwarze Augen ihrer Rasse. Ihre Haut war blass und sie war gut zwei Köpfe kleiner als Dayan. Ihr Gewand war ein Sari in taubengrau, über ihren Kleidungstil konnte man sich streiten. Sie sah aus wie ein Gespenst, doch das war ihr Fable, also jedem das Seine.

„Hallo D, wie geht's dir?", begrüßte Daria ihn mit einem Lächeln.

Sie umarmten sich zur Begrüßung. Normalerweise vermied Daria jeglichen Kontakt mit anderen, da sie nicht deren Tod voraussehen wollte, doch das musste sie bei Dayan nicht. Sie hatten sich von etwa zweihundertdreißig Jahren kennengelernt, als Dayan sie und ihre Schwestern vor einem Überfall gerettet hatte. Dabei hatte sie ihn berührt und seinen Tod bereits gesehen.

Sie hat darüber geschwiegen und das wird sie auch weiterhin. Aber deshalb machte die Berührung nichts mehr. Sie selbst hatte sich auf das Gebiet von Flüchen und Fluchzaubern spezialisiert und konnte gut davon leben. Sie hatte auch eine Lebensgefährtin gefunden, eine andere Banshee, mit der sie glücklich verbunden war. Banshees konnten nicht den Tod eines Artgenossen sehen, weshalb sie beruhigt miteinander leben konnten.

„Hallo Ria, wie geht es Lana?", fragte Dayan freundlich.

„Sie ist wohlauf uns kümmert sich um unsere Zwillinge", sagte Daria mit einem Lächeln.

„Aber nun zu dir. Du hast mich heute wahrscheinlich nicht zum Plausch gerufen, oder?", fragte sie mit einem bedeutungsschwangeren Gesichtsausdruck.

Dayan nickte. „Lass uns in den Privatraum gehen."

Daria nickte und folgte ihrem Freund.

Sie betraten den mittleren der fünf Räume, den Dayan im Voraus reserviert hatte. Dort standen bereits die Getränke – verschiedene Säfte aus den Früchten der Hölle – auf einem kleinen Tisch auf dem Boden. Um den Tisch herum lagen verschiedene Sitzkissen. Ansonsten war der Raum leer. Verschiedenen Muster aus Leuchtsteinen verzierten die Wände, die jedoch auch einen praktischen Nutzen hatten. Sie waren mit Schutzzaubern versehen.

Nix - ein schicksalhafter Kuss (BAND 3) ✅Where stories live. Discover now