Lockdown

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Ich stand gerade wie fast jeden Tag mit einer Maske im Gesicht am Bahnhof. Die nervte mich wie üblich total. Dort verabschiedete ich mich von meiner besten Freundin, während ich auf den Zug nach Hause wartete.

Es war aber nicht so wie sonst, wenn ich nach Hause fuhr, denn normalerweise sahen wir uns am nächsten Tag wieder. Spätestens nach drei Tagen, wenn Samstag war.

Das war heute aber anders.

Heute war der letzte Schultag vor den verlängerten Weihnachtsferien und die Schule war gerade zu Ende. Sie würde vermutlich für eine lange Zeit geschlossen bleiben.

Es war der letzte Schultag vor dem zweiten Lockdown und wir lebten in verschiedenen Dörfern.

Katharina lebte in Mirtingen und ich in Schottersheim. Das war zwar nah genug, um auf die selbe Schule zu gehen, aber zu weit entfernt, um sich zu treffen.

Das war aber nicht das einzige Problem. Katharina hatte nämlich Asthma, weshalb ihre Eltern ihr bestimmt nicht erlauben würden, mich zu treffen.

Wenn ich, ohne es zu merken, Corona gehabt und meine beste Freundin angesteckt hätte, wäre Katharina tot gewesen.

Mit Asthma gehörte man nämlich zur Risikogruppe für Corona.

Wir konnten uns zwar per WhatsApp schreiben und telefonieren, aber das war nicht dasselbe.

Nun kam der Zug nach Hause in den Bahnhof gerollt.

"Ich vermisse dich jetzt schon, Lia", sagte Katharina und klang dabei ziemlich traurig. Das konnte ich so gut verstehen, denn mir ging es nicht anders.

"Ich dich auch", sagte ich zu meiner besten Freundin und umarmte sie ein letztes Mal, bevor ich in den Zug stieg und nach Hause fuhr.

Jetzt konnten Katharina und ich uns eine ganze Weile nicht sehen.

Die Brieffreundin Where stories live. Discover now