Ein Glück, er ist einer der halbwegs Normalen. Nix grinste.

„Nix, warum grinst du?", fragte er ihn.

„Ach nur so. Das wird bestimmt lustig."

Nix' Definition von lustig hatte er nun ein paar Mal am eigenen Leib erlebt und keine dieser Situationen hatte er als ‚lustig' empfunden. Dieser Dämon liebte es, ihn in Schwierigkeiten zu bringen, und das war eine Angewohnheit, die er ihm unbedingt abgewöhnen musste. Es wird nicht jedes Mal glatt laufen. Das interessierte Nix jedoch herzlich wenig. Er hatte den Spaß seines Lebens und würde alles in vollen Zügen genießen.

„Gut, wir gehen in die Hauptstadt Sarion und senden ihm einen Brief, dass wir mit ihm sprechen müssen. Wir werden nicht, und ich betone, nicht einfach bei ihm vorbeischneien, auch wenn du als Orakel solche Auftritte gerne hinlegst, das hier ist ernst. Du wirst deine Tarnung anbehalten, denn macht die Runde, dass wir gemeinsam durch die Prärie reisen, weckt das schlafende Hunde."

„Schade, und ich dachte wir ziehen wie letztes Mal ,dein Schicksal ist in Gefahr' und so durch", schmollte das Orakel.

Lyric seufzte. Dieser Dämon ist doch in Wirklichkeit dreißig und nicht hunderte Jahre alt. Lyric wartete auf Nix' Einverständnis, das dieser nur widerwillig gab.

Nachdem sie alles gepackt hatten, gingen sie nach unten, um sich zu verabschieden. Die Hausbesitzer waren bestimmt heilfroh, dass sie endlich gingen.

Die Hausherrin schaute auf, als die beiden Gäste abreisefertig die Treppen herunterkamen.

Der silberhaarige Dämon verbeugte sich und sagte: „Danke für Ihre Gastfreundschaft, auch wenn unser Aufenthalt Ihnen Unannehmlichkeiten bereitet hat."

„Aber was reden Sie denn da? Sie haben uns vor einem Überfall gerettet. Diese Gauner treiben nun schon länger hier ihr Unwesen und Sie haben unser Dorf vor Schlimmeren bewahrt. Wir stehen tief in Ihrer Schuld."

Lyric war etwas erleichtert, dass sie diese Ansicht hatten, war sich jedoch nicht sicher, ob das Auftauchen der fremden Dämonen nicht doch etwas mit ihnen zu tun hatte.

„Wir reisen nun ab. Wir wünschen Ihnen und ihrer Familie das Allerbeste", sagte Nix.

Die Hausherrin bedankte sich nochmals und gab ihnen etwas Proviant für die weitere Reise mit, den sie dankend annehmen. Draußen öffnete Nix ein Portal und sie verließen das kleine Dorf.

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Die ruhige Natur wich dem Lärm einer Großstadt – sie waren in Sarion, der Hauptstadt des Herrschaftsgebiets von Belphegor, angekommen.

Misstrauische Blicke empfingen sie, denn es war deutlich, dass sie Ausländer waren und Belphegors Gebiet war dafür bekannt, dass sie diesen nicht gerade freundlich und offenherzig begegneten. Sie würden sich nun eine Unterkunft suchen müssen.

Drei lehnten sie ab, einfach nur, weil sie keine Einheimischen waren. Solche Idioten. Wenn sie wüssten, wen sie ablehnen, würde ihnen der Spaß vergehen. Nix schien das nichts ausmachen, zumindest ließ er sich nichts anmerken. Schließlich waren sie in einem eher etwas verrufenen Viertel angekommen. Das hier war die letzte Unterkunft, die in ihrem Zielbereich lag.

Lyric und Nix betraten sie. Als sie an die Theke gingen, erwartete sie nicht sofort Abneigung, sondern eher Neugier.

„Na, wen haben wir denn da", fragte eine kesse Stimme. Dies gehörte einem Sukkubus mit kurzen roten Haaren und orangenen Augen. Sie hatte ein Korsett an, und dazu eine lockere Jeans. Interessante Kombination.

„Wir würden gerne für ein paar Tage hier nächtigen", sagte Lyric und legte einen kleinen Beutel vor sie.

„Das klingt interessant. Herzlich Willkommen, ich bin Lila – ach, eine Frage noch. Welcher von euch beiden wäre heute Abende verfügbar, oder vielleicht beide?", fragte sie mit einem Grinsen.

Lyric zog die Augenbrauchen hoch. Das war... direkt. Nix lachte los.

„Tut mir leid, aber er gehört bereits mir und ich teile nicht gerne."

Der Sukkubus schmollte.

„Schade, aber war klar, dass ein solches Sahneschnittchen nicht lang alleine bleibt. Sollte der Kleine dir auf den Sack gehen, gib Bescheid", sagte sie mit einem Zwinkern.

Sie war wirklich sympathisch, vor allem da sie Nix dazu brachte, auf seiner Unterlippe zu kauen.

„Das werde ich mir merken", antwortete er lachend und zog das Orakel mit sich, als der Sukkubus ihnen ihr Zimmer zeigte.

Das Haus war wirklich wunderschön. Es war sehr schmal und bestand aus vier Stockwerken, die über Wendeltreppen verbunden waren. Um das Metallgeländer rankten sich saftgrüne Efeuranken. Überall an den warmen Holzbalken in den Wänden waren Blumenkübel mit den unterschiedlichsten Blumen befestigt. Große runde Fenster waren in die Wände eingelassen, die viel Tageslicht hineinließen.
Es roch herrlich frisch und Lyric fühlte sich pudelwohl.

Ihr Zimmer war das oberste. Eine kleine Treppe führte vor ihrer Tür noch auf das Dach. Das Bett nahm nahtlos die gesamte Wand an dem großen runden Fenster am Ende des Raumes ein und war mit vielen bunten Kissen belegt. Es war eine große Fläche, die aus grüner Bettwäsche mit Efeumotiv bestand. Auch in diesem Raum wanderte der Efeu durch den Raum und Lilien zierten die weißen Wände. Ein kleiner Tisch stand in der Mitte an der rechten Wand.

„Der Waschraum ist im dritten Stock", sagte sie. „Das Essen gibt es oben auf der Dachterrasse, ich rufe euch, wenn ich es fertig habe", sagte der Sukkubus dazu und stolzierte davon.

Es war wirklich wunderschön und Lyric spürte die Liebe, die der Sukkubus in die Pflanzen und die Dekoration der Räume gesteckt hatte.

Nix legte sich auf das Bett und vergrub sich in dem Kissenhaufen.

„Hey, vergrab dich nicht! Sonst muss ich ein Einsatzteam schicken, um dich da rauszuholen", sagte Lyric lachend.

„Aber ich liebe Kissenberge", sagte Nix keck und wackelte mit seinem Hintern, der unter dem Berg hervorschaute.

Lyric ging kurz nach unten, um bei Lila Stift und Papier zu holen, dann setzte er sich an den kleinen Tisch. Nix hatte sich in der Zwischenzeit aus dem Kissenberg gegraben und lag nur auf dem Bauch. Er hielt ein großes flauschiges Kissen umschlungen, auf dem er sein Kinn ruhte. Neugierig schaute er zu dem Runendämon, der angestrengt nachdachte.

„Was willst du schreiben?", fragte er Lyric.

„Es muss eine Nachricht sein, die ihn dazu verleitet, uns zu empfangen, aber keinen Verdacht erregt. Das Problem ist, dass ich aufgrund meiner Herkunft nicht einfach nur zum Spaß vorbeischauen kann. Es muss realistisch und nachvollziehbar sein."

Nix dachte über das Gesagte nach. „Wie wäre es damit, dass du ihn wegen den letzten Aktivitäten von Telos sprechen möchtest, es sind gewissen Ungereimtheiten aufgekommen", schlug das Orakel vor.

„Das könnte gehen, doch es darf nicht den Anschein erwecken, als würden wir wichtige Informationen absichtlich zurückhalten."

Nach etwa einer Stunde hatten sie die Nachricht fertig gestellt.

„Nun müssen wir es nur noch absenden."

Nix schnipste und vor ihm materialisierte sich ein Rabe. Verblüfft schaute Lyric auf das Tier.

„Was? Ich bin der Bote des Schicksals, ich muss jederzeit meine ach so wichtige Aufgabe erfüllen können", sagte er mit einem sarkastischen Unterton.

Eigentlich sollte ihn nichts mehr verwundern, doch Nix war wirklich eine Wundertüte – jeden Tag überraschte er ihn mit etwas Neuem. Lyric befestigte die Nachricht und schickte den Raben auf die Reise. Hoffentlich würden sie eine positive Rückmeldung erhalten, sonst müssten sie sich einen Plan B überlegen.
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Die Reise geht weiter, sie sind in Sarion, der Hauptstadt in Belphegors Reich angekommen.

Wie word wohl das Treffen mit Pan verlaufen?

Wird Nix sich an Lyrics Plan halten oder eine Nix typische Aktion bringen?

Eure Mausegöttin

Nix - ein schicksalhafter Kuss (BAND 3) ✅Where stories live. Discover now