Nix legte den Kopf schief. Stimmt. Er hatte gesehen, dass die Dämonen von Lyric berauscht waren. Es war faszinierend. Er sah, wie das Gesicht von Lyric sich verdunkelte.

„Orakel, was ist mit dir passiert? Keine Ausreden, kein Schweigen. Du sagst mir jetzt die Wahrheit, ohne etwas auszulassen, oder ich bin hier raus."

Das gefiel Nix gar nicht. Er stellt mir ein Ultimatum? Missmutig biss er sich auf die Lippe. Wenn er Lyric alles erzählte, würde er eines der größten Geheimnisse der Nix preisgeben und sich damit angreifbar machen. Wenn er es nicht tat, würde er gehen, daran hatte er keinen Zweifel. Er wusste nun, dass Lyric irgendwie die Stimmen in seinem Kopf unterdrückte, ohne ihn konnte er seinen Plan nicht durchziehen.

Lyric sah buchstäblich den Kampf, den Nix mit sich selbst austrug. Was verbarg er, das so schwerwiegend war, dass er lieber darüber schwieg und sein eigenes Leben riskierte? Nach einer Weile gab Nix ein resigniertes Seufzen von sich. Er schaute mit seinen rubinroten Augen tief in Lyrics.

„Ich werde dir antworten, aber nur unter einer Bedingung. Du darfst das, was ich dir anvertraue, niemandem weitererzählen und es niemals gegen mich verwenden. Außerdem musst du schwören, bis zum Rest dieser Reise an meiner Seite zu sein."

Lyric überlegte, wägte seine Optionen ab. Seine Ausstiegsklausel galt immer noch, also ging er keine allzu großen Risiken ein. Er nickte zustimmend. Nix holte tief Luft.

„Ich höre Stimmen."

„Stimmen?"

„Ja. Jedes Wesen besitzt sogenannte Schicksalsfäden, die es in eine Richtung ziehen. Ich kann diese reden hören. Sie erzählen mir, was mit dieser Person passiert, wohin sie geht, wen sie trifft. Je näher ich einer Person bin, desto deutlicher höre ich sie. Wenn man mich berührt, ist es fast ein Schreien."

Lyric versteifte sich. In der Auktion waren mehr als fünfzig Parteien gewesen.

„Wie nahe muss eine Person sein, damit du diese Stimmen hörst?", fragte er das Orakel.

„Wenn sie sich innerhalb eines Radius von etwa zwanzig Metern befindet, beginnen sie zu flüstern", antwortete Nix mit gesenktem Blick.

Der Runendämon sog scharf die Luft ein. Der Raum war nicht einmal hundert Quadratmeter groß gewesen, er hatte also all ihre Stimmen gehört. Dann kam ihm dies Szene in den Sinn, als er zuckend am Boden lag, während ihn zahlreiche Hände berührten. Kein Wunder, dass er zusammengeklappt ist. Er atmete langsam aus.

„Ist es dann nicht auch unerträglich, wenn ich direkt neben dir sitze?"

Nix schaute ihn überrascht an. Er wollte nicht wissen, was seine Schicksalsfäden flüsterten, sondern sorgte sich um sein Wohlergehen?

Ein warmes Gefühl breitete sich in seiner Brust aus. Er lächelte und sagte: „Nein, denn du bist der Einzige, den ich nicht höre. Wenn du bei mir bist, verstummen alle Stimmen und es wird ruhig."

Lyric sog scharf die Luft ein. Was? Wie ist das möglich?

„Ist das der Grund, warum du mich an deiner Seite haben möchtest?" Nix nickte.

„Ohne dich kann ich diese Reise nicht bestreiten. Ich brauche dich. Du bist mein... Puffer. Mein Ruhepol." Lyric schwieg, musste das er einmal verarbeiten.

„Nix, es tut mir leid. Aber ich kann mich nicht lange in deiner Nähe aufhalten. Mein Fluch wird dich beeinflussen, je näher ich dir komme."

Nix hob seine Hand und legte sie an Lyrics Wange. Dieser schreckte kurz zurück.

„Bist du blind oder machst du das absichtlich?" Er verstand nicht.

„Du hast doch die Reaktion der Dämonen gesehen, die im Abstand über einen Zeitraum von drei Stunden in einem Raum mit dir waren. Die Anzeichen waren klar. Ich bin nun seit zwei Tagen nah bei dir und habe keinerlei Anzeichen für einen Rauschzustand gezeigt. Ich denke, ich bin immun."

Nix - ein schicksalhafter Kuss (BAND 3) ✅Where stories live. Discover now