Kapitel 20 - Emrys, der Beschützer von Camelot

65 2 0
                                    


Zauberer.

Zauberer.

Zauberer.

Immer wieder schoss dem König dieses eine Wort durch den Kopf. Und mit jedem Mal schien es ihm, als könne er ein weiteres Teil seines Herzens brechen und ein Teil seiner Seele splittern hören.

So vielen Menschen hatte er vertraut. Und der Schwarzhaarige war derjenige gewesen, von dem er dachte, dass er ihm am Meisten vertrauen konnte.

Immer stand er dem König zur Seite.

So viele Jahre hatten sie miteinander verbracht, Freud und Leid miteinander geteilt. Arthur hatte noch keinen anderen Menschen so nah an sich heran gelassen, seine Gefühle so offen geäußert und sich jemanden gegenüber geöffnet wie ihm. Und sein Diener hatte mehr als einmal bewiesen, dass Arthur sich ihm zu Recht öffnen konnte.

Doch so oft wurde sein Vertrauen auch missbraucht.

Es hatten Arthur schon so viele Leute hintergangen, so viele Menschen hatte er falsch eingeschätzt.

Morgana, Agravaine, Mordred…

Aber jedes Mal, wenn Arthur dachte, es wäre aus, dann war er bei ihm und hatte ihm wieder Mut gemacht. Hatte sein gebrochenes Herz wieder zum Schlagen gebracht, egal, was kam. Und jedes Mal konnte er sich mit der Hilfe seines Freundes wieder aufrappeln und stärker als zuvor zurückkehren.

Doch das ... das war das Einzige, das er nicht verkraften konnte.

Er hatte ihn verraten.

Ein Wort, welches er niemals mit seinem Diener und gleichzeitig besten Freund in Verbindung gebracht hätte.

Verrat.

Arthur keuchte, sein Herz verkrampfte sich schmerzhaft in seiner Brust.

Merlin.

Zauberer.

Verräter.

Merlin stand beinahe in der Mitte des Areals und ausnahmslos alle Augen waren auf ihn gerichtet.

Die überraschten Blicke der Sachsen…

Der entsetzte Blick in den aufgerissenen Augen von Morgana…

Die fassungslosen und geschockten Blicke seiner Freunde…

Er war sich all dieser Blicke bewusst, doch er blendete sie aus.

Er musste sich nun auf wichtigere Dinge konzentrieren.

Merlin schloss seine Hände zu Fäusten, anschließend ließ er sie hinunterfallen. Seine Arme hingen neben seinem Körper. Seine Muskeln waren angespannt. Er wagte es nicht, sich umzusehen, seinen Freunden in die Augen zu sehen.

Denn Merlin hatte Angst vor dem, was er sehen könnte…

„Hähähähä!“

Laut krächzend lachte der Roch. Seine Wut schien verflogen und hatte der Schadenfreude Platz gemacht.

„Deine Macht ist wirklich beeindruckend, Emrys. Nur die wenigsten könnten meinen Angriff abwehren.“ Die Bestie schien überaus erheitert über diesen Zustand zu sein.

Morgana inzwischen war vollkommen entsetzt und stammelte vor sich hin.

„Nein…“ stammelte sie ungläubig. „Nein… du- du kannst- kannst nicht- du kannst nicht Emrys sein!“

Ihre Stimme versagte bei seinem wahren Namen fast, wurde zu einem hohen Quietschen. Wäre die Situation nicht so lebensbedrohlich und ernst gewesen, dann hätte Merlin über sie lachen können. Ihr Körper erbebte unter dem ständigen Zittern, welches sie befallen hatte, seit sie mit eigenen Augen die Wahrheit erkannt hatte.

Das Schicksal von Camelot Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt