Kapitel 3 - Erzählungen aus der Vergangenheit

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Keuchend ein- und ausatmend und mit heftig klopfendem Herzen saß Merlin kerzengerade auf seinem Bett. Die Hände verkrampften sich in der Bettdecke, seine Augen waren weit aufgerissen. Hart schluckte der Zauberer.

Was war das? Wie ein heftiger Schlag in den Magen durchzuckte ihn mitten in der Nacht ein Gefühl und riss ihn aus seinem Schlaf. Seine Magie pulsierte und rumorte ihn ihm, einerseits ehrfürchtig, andererseits bereit. Sie war bereit, sich zu stellen und zu kämpfen. Doch gegen was?

Merlin wusste es bereits. Jedenfalls was dort draußen lauerte, denn er spürte es. Dieses merkwürdige Gefühl, welches ihn bereits den vorherigen Tag plagte. Nun wusste er, was es bedeutete.

Es war eine Art Anwesenheit. Er spürte, dass etwas auf dieser Welt erschienen war.

Etwas Mächtiges. Etwas Dunkles. Und etwas überaus Gefährliches.

Merlin war sich nicht sicher, doch dieses Gefühl kannte er. Es fühlte sich genauso an wie damals, als Morgana den Schleier zu der Welt der Toten zerrissen hatte und die Dorocha in dieser Welt ihr Unwesen trieben.

Konnte das sein? Konnte der Schleier erneut zerstört worden sein?

Schnell stand Merlin auf, zog sich an, schlüpfte in seine Stiefel und verließ leise seine Kammer. Auf Zehenspitzen durchquerte er das Gemach von Gaius und achtete darauf, den alten Hofarzt nicht zu wecken. Vorsichtig lugte Merlin aus der Tür hinaus. Es waren keine Wachen zu sehen. Warum auch? im Moment war es friedlich und es gab keine Anzeichen für einen Angriff oder dergleichen.

Innerlich schnaubte Merlin. Wenn sie alle nur wüssten…

Immer auf der Hut schlich sich Merlin durch das Schloss, beinahe wurde er entdeckt, bevor er das Schlosstor durchquerte und in Richtung Wald verschwand.

Nur einer könnte ihm seine Fragen beantworten, nur einer würde verstehen, warum er so besorgt war.

Es gab nur einen, der ihm jetzt helfen konnte.

„Oh drakon, e male so ftengometta tesd'hup'anankes!“

Wie von selbst ging Merlin den bereits bekannten Weg, um die Wälder rund um Camelot und damit die Lichtung zu erreichen. Und wie schon so oft benutzte er genau dort die Worte, welche seinen alten Freund zu ihm bringen würde.

Kilgharrah war wahrscheinlich der Einzige, welcher ihm was über diese seltsame Macht, die er spürte, sagen konnte.

Es dauerte auch nicht lange, bis Merlin das Rauschen hörte, erzeugt von kräftigen Flügelschlägen. Schon näherte sich ein großer Schatten der Lichtung, wurde immer größer und größer, bis sich Kilgharrah mit einem Mal auf dem Boden vor ihm niederließ und seine Flügel zusammenfaltete. Gespannt blickten die bernsteinfarbenen Augen des Drachen zu ihm herunter.

Das Erscheinen seines Freundes und Beraters war Balsam für Merlin und beruhigte ihn sehr. Doch eines beunruhigte ihn diesmal.

Die Sorge im Blick seines alten Freundes war nicht zu übersehen.

„Was bedrückt dich, junger Zauberer?“

Natürlich wollte Kilgharrah wissen, was los war und warum er gerufen wurde, doch dieser Blick des Drachen verunsicherte Merlin.

„Ich scheine nicht der Einzige zu sein, den etwas bedrückt“, sagte der Schwarzhaarige und betrachtete den Drachen, welcher leicht seinen Kopf senkte und seufzte.

„Ein Gefühl, nichts weiter. Nichts, was dich belasten müsste. Also, warum hast du mich gerufen?“

So schnell ließ sich Merlin allerdings nicht abwimmeln. Er verschränkte seine Arme vor der Brust und sagte „Hat es vielleicht etwas mit diesem seltsamen Gefühl zu tun, das ich habe?“, wollte er wissen und beobachtete seinen Freund ganz genau. Dabei entging ihm auch das leichte Zusammenzucken nicht.

Das Schicksal von Camelot Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt