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Fünfzehn Jahre später...

Latíz zog sich die Schuhe an und fuhr sich nochmals über sein kinnlanges Haar. Mit einem Seufzer gab er auf, sie würden ihm heute, wie auch die letzten fünfundzwanzig Jahre nicht gehorchen. Was soll's. Heute würde er zum ersten Mal in die Lehranstalt gehen.

Seine Eltern hatten sich nach Jahren der Reise endlich wieder an ihrem Heimatort niedergelassen. Seine Mutter war Sängerin und Tänzerin, während sein Vater Händler war. Doch nun wollten sie für ihren Sohn einen vertrauten Ort, an dem er aufwachsen konnte. Es hatte Latíz nie etwas ausgemacht, mit ihnen zu reisen. Er hatte zahlreiche Orte besucht, von denen andere noch nicht einmal träumen konnten.

Aber was soll's. Er würde das Beste aus dieser Situation machen. Mit einem bunten Sack auf dem Rücken machte er sich auf den Weg. Die traditionelle Kleidung – eine schwarze Hose und ein schlichtes, weißes Oberteil, das in der Schule getragen wurde – flatterten etwas, da er noch etwas zu klein war, doch er würde hineinwachsen.

An seinem Hals prangte eine weiße Perlen-Kette, die er von seiner Mutter geschenkt bekommen hatte. Mit zügigen Schritten lief er die Straßen des Dorfes entlang, vorbei an vielen Häusern und Bäumen, die Geschichten vom Alter des Dorfes erzählten. Langsam kam das Gebäude der Lehranstalt in Sicht. Es war im Endeffekt ein großer Kasten, der in drei Bereiche eingeteilt war.

Je nach Alter war man in einem der drei Bereiche. Hinter dem Kasten war ein großer Platz, der zu zwei Dritteln aus Sandboden bestand. Der Rest war mit saftig grünem Gras überzogen. Am Rande stand ein Abstelllager, in dem Spielgegenstände und Übungsgegenstände verstaut waren. Dieses war mit einem großen Schloss verschlossen.

Die Wände der Lehranstalt waren in einem schlichten Beige gehalten und auch die Eingangstür war aus einem hellen Holz gearbeitet. Vor der Tür tummelten sich zahlreiche Dämonen aus dem Dorf und unterhielten sich. Latíz hatte überhaupt keine Lust, sich zu diesen zu gesellen, also wartete er, bis sie alle in dem Gebäude verschwunden waren. Dann ging er zu der Tür, die ihm die Leiterin gestern gezeigt hatte. Er klopfte an die Holztür und wartete, bis sich diese öffnete. Ein etwa 1,80 m großer Löwendämon öffnete die Tür und schaute nach unten. Latíz schaute diesen schweigend an, er hatte keine Angst.

„Du musst Latíz sein", sagte der Dämon. Er nickte nur.

„Ich bin dein Guro, Guro Rutienne. Gut, dann werde ich dich deinen neuen Mitschülern vorstellen."

Lehrpersonen waren an allen Orten Respektspersonen, weshalb Latíz seinen Kopf respektvoll senkte und seinem Lehrer folgte. Als er den Kopf hob, schaute er in dreizehn neugierige Gesichter. Gerade als der Guro ihn vorstellen wollte, unterbrach eine Stimme dessen Vorhaben.

„Latíz?!"

Überrascht schaute er in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, und traf auf perlmuttfarbene Augen. Irgendwie kam ihm der Junge, der wie von der Tarantel gestochen aufgesprungen war und seinen Namen gerufen hatte, bekannt vor.

Der Junge hatte kurzes schwarzes Haar und eine gebräunte Haut. Er war gut einen halben Kopf größer als er selbst. Woher kenne ich ihn?

„Dayan, setz dich!", wies er den Jungen an. Dieser leistete erst nach einigen Sekunden Folge, als er sich von Latíz' Anblick losgerissen hatte.

„Wie es aussieht, kennst du ja schon einen Klassenkameraden. Das ist doch schön", sagte sein Guro mit einem Lächeln zu ihm. Nicht wirklich...

„Gut, Latíz, stell' dich vor. Dayan, du wirst ihm nach dem Unterricht alles zeigen und erklären." Der Junge nickte begeistert.

Na super... ich hasse es, im Mittelpunkt zu stehen.

Nix - ein schicksalhafter Kuss (BAND 3) ✅Where stories live. Discover now