Der Morgen danach

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Sie hörte wie der Wind durch die Straßen pfiff und und große Regentropfen an die Scheibe ihres Fensters prasselten. Als sie die Augen langsam öffnete und sich den Schlaf aus den Liedern blinzelte sah sie den trüb-grauen Himmel eines typischen November Morgens, oder war es überhaupt noch morgen? Sie als sie einen Blick auf ihr Telefon warf, um nach der Uhrzeit zu schauen, die übrigens 11:37 war, sah sie, dass sie drei verpasste Anrufe und unzählige Nachrichten von Marie hatte. Gerade als sie sie öffnen wollte, bemerkte sie, wie sehr ihr Kopf eigentlich schmerzte und das Pochen in ihren Schläfen wurde von einem Moment auf den anderen geradezu unerträglich. Da kam plötzlich alles wieder hoch. Alles was am gestrigen Abend passiert war und ihr Blick wanderte automatisch auf ihr bis zum Oberschenkel eingegipstes Bein. Eine kleine Weile starrte sie nur darauf und musste sich erst einmal klar werden, dass das Alles nicht nur ein schlechter Traum gewesen war.  Gerade als sie versuchen wollte aufzustehen, da sie ihre Kopfschmerzen nun wirklich nicht mehr aushielt, öffnete sich die Tür und ihr Bruder betrat ihr Zimmer.

"Guten morgen du Verletzte", sagte er leicht lachend, was sie nur mit einem sarkastischen: "Haha, du bist ja witzig", beantwortete. "Du willst doch jetzt nicht etwas aufstehen?", sagte er etwas entsetzt, während er ihre weiteren Versuche des Aufstehens beobachtete. "Ob du's glaubst oder nicht, aber selbst mit einem gebrochenen Bein geht das Leben weiter und man kann nicht den ganzen Tag im Bett bleiben. Außer dem habe ich höllische Kopfschmerzen und will mal ne Tablette dagegen nehmen", sagte sie und versuchte es weiter, doch sie bemerkte schnell, dass das Aufstehen mit so einem komplett unbeweglichen und steifen Gipsbein wirklich nicht so einfach ist. "Naja, dann lass mich dir wenigstens helfen", antwortete er und begann dabei sie während des Aufrichtens zu stützen. Als das geschafft war holte er ihr noch ihre Krücken, die sie gestern Abend am Fußende des Bettes abgestellt hatte und die nun nicht in ihrer Reichweite standen. Gemeinsam liefen sie in die Küche. Sie krackselte ungelenk mit ihren Krücken vor und er lief langsam hinterher, darauf achtend, dass sich nicht noch einmal hinfiel. 

In der Küche angekommen sah sie auch schon die anderen am Küchentisch sitzen, das Geschirr vom Frühstück stand immer noch darauf und sie schienen alle auf sie zu warten. Mitleidig und aufmunternd schauend sahen sie alle mit an, wie sie langsam Meter für Meter hinter sich legte, bis sie endlich am Kopf des Tisches angekommen war, wo Emil auch sofort einen Stuhl frei machte und für sie zurecht rückte. Als sie nun endlich am Tisch saß, fragten Konrad und Karlotta sie gleich, ob sie denn etwas essen wolle, doch durch ihre Kopfschmerzen, die mittlerweile schon eine heftige Migräne geworden sind, war ihr fast ein wenig schlecht und sie wollte jetzt nicht einmal an essen denken. Während sie also ablehnte, holte Samy ihr schon eine Schmerztablette aus dem Schrank und schank ihr dazu noch ein Glas Wasser ein. Und gerade als alle zur Ruhe gekommen waren und sich hingesetzt hatten, klingelte es an der Tür. Während Levin ging, um die Tür zu öffnen, fragte sie sich, wer das wohl sein mochte. Es war schließlich Sonntag, also konnte es nicht die Post sein und soweit sie wusste erwarteten sie auch keinen Besuch. "Es ist für Lina! Marie und irgend so ein Silas!", rief Levin aus dem Flur und Lina seufzte etwas entmutigt, da ihr gerade bewusst wurde, dass sie schon wieder herum laufen musste, doch als sie Valentin sah, der sein Grinsen wegen Silas kaum verbergen konnte, verwandelte sich ihre Entmutigung gleich in eine etwas lustige Genervtheit um. Sie war so langsam zu Fuß, dass sie Zeitgleich mit Silas und Marie im Flur ankam und als Marie sie und ihr Gipsbein sah, rannte sie sofort auf sie zu und umarmte. Lina war froh, dass Marie nicht mehr genervt wegen gestern Abend war, aber sie konnte die Umarmung nicht erwidern, da sie ja ihre Krücken halten musste. Als Marie sich wieder von ihr löste war Silas dran und sie hatte fast ein wenig Angst, dass er sie jetzt vor ihrem Bruder und allen anderen küssen würde, doch zum Glück ahnte er ihre Nervosität und tat Marie die Umarmung gleich.

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