Kapitel 28

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Zeitsprung

Zwei Wochen nach der Abreise von One Direction

Ich sitze auf meinem Bett und futtere Chips. Neben mir liegt eine angenippte Coca Cola Light, von der ich zwei große Schlücke nehme. "Liva! Komm bitte essen!", schreit meine Mom von unten aus der Küche. Genervt klappe ich meinen Laptop zu, der vor mir auf einem Stuhl steht. "Hab kein Hunger!" Obwohl mein Mund voll ist, scheint meine Mutter mich gehört zu haben, denn wenige Sekunden später höre ich sie die Treppe hochkommen. "Ach, Kind! Du stopfst ja schon wieder dieses fettige Zeug in dich rein! Leg es weg! Deine Cola-Flasche kannst du auch gleich mir geben, die schütte ich jetzt aus." "Aber Mom!" In meinem Mund kaue ich immernoch auf ein paar Chips herum, die darauf ein knackendes Geräusch von sich geben. "Nichts aber, Liva! Du frisst jetzt schon seit zwei Wochen ausgeschlossen Süßigkeiten!" Meine Mutter reißt mir, gerade als ich mir Nachschub nehmen will, die Chipstüte aus der Hand. "Ich fresse nicht. Und außerdem ernähre ich mich nicht ausgeschlossen von Süßigkeiten, sondern überwiegend." Ich nehme die Cola und will gerade etwas trinken, als mir meine Mama auch diese fluchend entwendet. "Reiß dich zusammen, Kind! Du weißt genau, wie ich das meine. Schmeiß dieses ungesunde Zeug weg und ernähre dich normal!" "Aber Mummy, das ist doch normale Ernährung." Ich will mir meine Snacks wieder zurückergattern, aber keine Chance, meine Mutter lässt nicht locker. "Vergiss es! Nein, Liva, für dich ist das nicht normal, du hast dich bis vor zwei Wochen immer gesund ernährt. Was ist denn nur los mit dir?!" Gute Frage. Leicht zu beantworten. Mein Freund reist für ein Jahr rund um die Welt und wird von den verschiedensten Mädchen verehrt, während ich hier in diesem Kaff sitze - Callington ist im Gegensatz zu den Weltstädten, in die Harry reißt, ein ziemliches Kaff - und niemanden habe. Aber das kann ich meiner Ma ja schlecht sagen. Obwohl: Ich habe ja jetzt offiziell einen Freund bei ihr, nur dass dieser nicht Harry Styles ist. Sondern Jean. Also greife ich zu einer Ausrede: "Mein Freund hat Schluss gemacht." Sofort verändert sich die Miene meiner Mutter von wütend zu traurig. "Oh nein, mein Schatz! Komm her. Jetzt verstehe ich alles. Ich weiß, wie du dich fühlst." Eine innige Umarmung beginnt. Eigentlich habe ich darauf überhaupt keine Lust, aber naja, was solls. Besser, als weiterhin Ungesundes zu vertilgen. Ich fürchte, ich habe in den letzten Wochen furchtbar zugenommen. Sport. Ich sollte Sport machen.

Schnaufend jogge ich an einem Bach entlang und denke über das nach, was in den letzten Wochen so passiert ist. Da ich beschloßen habe, so wenig wie möglich an Harry zu denken, springt mir Jean in den Kopf. Schon blöd, dass wir weder Nummern noch E-Mail Adresse oder sonst was ausgetauscht haben. Sonst hätte er sich vielleicht gemeldet und wir hätten ein wenig Zeit zusammen verbringen können, ich wette das wäre eine gute Ablenkung für mich. Aber prinzipiell kann ich Jean ja besuchen, immerhin weiß ich, wo er wohnt. Vielleicht jetzt? Nein, so verschwitzt kann ich nicht bei ihm aufkreutzen. Ich jogge also etwas schneller nach Hause, um zu duschen und mich umzuziehen.

Fertig geduscht stehe ich verzweifelt vor meinem Kleiderschrank. Ich tippe mir mit den Fingern gegen die Schläfen, bis ich mich schließlich wieder für eine durchlöcherte Jeans, mintfarbenen Pulli und meine pinken Nike Air Max 90 entscheide. Also eigentlich total normal, die Extraschicht an Wiperntusche macht mein Styling auch nicht gerade spektakulärer. Aber naja, ich will ja auch nicht zu einem Date. Date...Harry....STOPP! Ich darf jetzt nicht an ihn denken. Besser, ich mache mich jetzt auf den Weg. Wie war das gleich nochmal? Forest Lane 33? Hoffentlich...

Ich trete aufgeregt von einem Fuß auf den Anderen, als ich Jeans Klingel betätigt habe. Nachdem niemand öffnet, klingele ich nochmal, aber erneut rührt sich nichts. Traurig drehe ich mich um. Warum ich jetzt traurig bin, weiß ich auch nicht. Gerade als ich das Treppenhaus verlassen will, kommt mir Jean mit einem braunhaarigen Mädchen entgegen, um dessen Schultern er seinen Arm gelegt hat. Ich merke, wie meine Tränensäcke sich füllen. Schnell renne ich aus dem Treppenhaus und höre noch Jean "Liva! Warte! Das ist..." rufen, aber ich bin schon zu weit draußen im kalten Regen, um zu verstehen, wer die hübsche Brünette ist. Die Tropfen platschen mir ins Gesicht, während ich gegen den Sturm anlaufe. Ich sacke schließlich auf einer Bank zusammen und merke, wie eine Pfütze mein Spiegelbild zum Schein gibt. Ich erschrecke vor mir selbst, meine komplette Wimperntusche ist verlaufen. Ob das an dem Regen liegt oder an den Tränen, die ich vergieße, weiß ich nicht. Wieso mache ich mir überhaupt Gedanken wegen Jean? Immerhin habe ich einen tollen Freund. Jean ist ein Idiot, aber das Problem ist, das genau dieser Idiot strahlende blaue Augen und verführerische Lippen haben muss. Und außerdem: Man muss bedenken, dass die Gesamtsituation gerade schlimm ist. Mein Freund reist um die Welt und wird von millionen schönen Mädchen begehrt, während ich hier auf dieser Bank verbittere. Ich bin schon dem Moment nahe, vor Trauer in einen Tiefschlaf zu fallen (was bei eiskaltem Regen draußen auf einer Bank nicht gut ist). Dann spüre ich eine vertraute Hand auf meiner Schulter. 

How can I love him? // HSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt