weiß, weiß, weiß! aah! 𝘐

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Aus gegebenem Anlass...

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„Will! Lass mich! Ich muss nicht zum Zahnarzt. Ich lebe seit...uhm... ungefähr 70 Jahren und war noch nie da. Wieso sollte ich jetzt gehen?", jammere ich. Meine nervigere Hälfte hat sich nämlich in den Kopf gesetzt, mich in eine Zahnarztpraxis zu schleppen. Begründet hat er es nicht.

„Weil du mit mir zusammen bist. Und ich bin Arzt und mir ist Gesundheit wichtig", erläutert er mir seine „Begründung" wie einem kleinen Kind. Bockig verschränke ich die Arme vor der Brust.

„Aber ich will nicht!" Jetzt verhalte ich mich wirklich wie ein Kleinkind. „So welche Praxisen—„

„Praxen!", berichtigt Will mich. Ich verdrehe die Augen. Wir haben gerade ganz andere Probleme als die korrekte Mehrzahl von Folterkellern.

„Egal! Solche Praxen sind gruselig. Alles ist weiß und ... keine Ahnung, es sieht einfach aus wie das Labor eines Psychopathen", motze ich weiter.

„Sagte der Junge, der allein durch den Tartarus ist" Ich werfe Will einen scharfen Blick zu.

„Jaja, aber du verstehst, was ich meine. Und außerdem— woher willst du wissen, wie eine Zahnarztpraxis aussieht, wenn du noch nie in einer warst?", hakt er nach.

„Filme. In allen Filmen ist der Zahnarzt der Böse!" Will zieht eine Augenbraue hoch. „Und das Labor ist ein Folterkeller", bekräftige ich meine Behauptung.

„Denkst du das ernsthaft?", fragt Will ungläubig.

„Ja", sage ich hoch erhobenen Hauptes.

Will stöhnt entnervt auf und setzt zum Sprechen an, überlegt es sich nach kurzem Rattern in seinem Hirn aber doch anders. Er schließt seinen dämlich aufstehenden Mund wieder und lässt dann Taten sprechen.

Und jetzt sitze ich hier im Wartezimmer von Wills Zahnarzt des Vertrauens. Dieser ist auch ein Halbgott, ein Sohn des Apollo, wie anzunehmen war. Daher ist seine Praxis auch gegen Monster geschützt, Nebel liegt darauf.

Ich rutsche ungeduldig auf dem grünen Plastikstuhl herum. Vor ungefähr einer Viertelstunde kamen Will und ich hier an. Meine Wenigkeit wurde unverzüglich ins Wartezimmer verfrachtet, während Will irgendwo in diesem Gebäude herumgeistert und wahrscheinlich begeistert seine Hilfe anbietet und in die verschiedenen Räume reinschnuppert. 

Mein Knie wippt auf und ab und der Hacken meines schweren Stiefels kracht im Takt auf den Boden. Ich hasse es, zu warten. Wieso muss ich eigentlich warten? Das Wartezimmer ist bis auf mich vollkommen leer. Es stehen noch ein paar weitere bunte, aber unbequeme Stühle herum. In der Mitte befindet sich ein kleiner Tisch, auf dem wild verstreut verschiedenste Zeitschriften, Hefte und Comics liegen.

Ich habe keinerlei Interesse an einem dieser Hefte, aber wenn die nicht langsam in die Pötte kommen, fühle ich mich gezwungen, Will zu enttäuschen und via Schattenreise wieder abzuhauen oder ich muss mir eines dieser Klatschmagazine angucken und mehr über - ich neige meinen Kopf zur Seite, um die Schlagzeile entziffern zu können - Aphrodites Betrug an Hephaistos herauszufinden. What?! Wie alt sind diese Magazine bitteschön? Das ist bestimmt schon von Anbeginn der Zeiten so, dass Aphrodite in Ares' Bettchen hüpft.

„Mister di Angelo?", reißt eine helle Frauenstimme mich aus meinen Gedanken. Ich sehe auf und eine braunhaarige junge Frau mit einem richtigen Resting Bitch-Face bedeutet mir, ihr zu folgen. Sie scheint ein Mensch zu sein, zumindest spüre ich keine göttliche Aura, wie ich es bei Halbgöttern sonst immer tue.

solangelo - one-shots Where stories live. Discover now