-15. Dezember-

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Hey!Es sind einfach nur noch 9 Tage bis Weihnachten

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Hey!
Es sind einfach nur noch 9 Tage bis Weihnachten... Wie schnell die Zeit vergeht...Nun denn: Viel Vergnügen mit dem heutigen Kapitel!!! ;-)


Restrictive Border


Und so vergingen die Tage und aus Tagen wurden Wochen. Ich stand auf, frühstückte etwas, ging an meinen Platz, stand dort bis zum Mittagessen, bis ich kurz abgelöst wurde und observierte meine Umgebung, aß etwas zu Mittag, ging zurück, warf meinem Gegenüber immer wieder verstohlene Blicke zu, wurde über Nacht wieder abgelöst, aß etwas zu Abend, ging in meine Koje und legte mich schlafen. In meinen Träumen begegnete ich immer wieder dem mysteriösen Mann von der anderen Seite, der vor mir kam, sich tagsüber nie vom Fleck zu bewegen schien und erst ging wenn auch ich meinen Posten verließ. Hin und wieder trafen sich unsere Blicke. Jedoch war das ziemlich selten und wenn dann auch nur sehr kurz. Von mir aus könnten die Momente sehr gerne länger sein. Dieser Mann faszinierte mich und ich wollte mehr über ihn wissen.

Bis zum jetzigen Tag. An diesem Tag stand ich wie sonst auch an meinem Platz und schaute mich um, als mein Blick wieder auf meinen Gegenüber fiel. Doch irgendetwas war diesmal anders. Er schien nicht ganz fit zu sein. Als er mir dann in die Augen sah und den Blickkontakt länger hielt als sonst, konnte ich erst wirklich erkennen wie schlecht es ihm ging. Allein schon, dass er den Blickkontakt länger hielt als sonst, war ein Anzeichen dafür. So als ob er mir etwas mitteilen wollte. Ihn so schwach zu sehen, obwohl er sonst so selbstbewusst und stark war, machte mich irgendwie traurig. Ich wollte ihn glücklich und zufrieden sehen. Warum wusste ich nicht. Vermutlich, weil er sonst auch so eine starke Aura hatte. Aufgrund dieser Gedanken lief mir unbewusst eine Träne die Wange herunter. In diesem Moment zuckte er zusammen als ob ihn ein unsichtbarer Schlag getroffen hätte. Völlig aus der Bahn geworfen hielt er sich den Bauch beziehungsweise seine Hände in Höhe seines Herzens vor die Brust. Es schien große Schmerzen zu verspüren. Ob ich wohl Hilfe holen sollte, auch wenn mir noch nicht ganz klar war wie und was für Konsequenzen das haben würde? An diesem Tag konnte ich kaum noch klar denken und es machte mir zu schaffen nicht zu wissen was mit ihm los war und ihn so zu sehen. Fix und fertig stand ich am nächsten Morgen auf, da ich kaum ein Auge zugetan hatte. Dazu musste ich viel zu viel nachdenken. Diese Ungewissheit zerriss mich schier. Als ich dann um 0800 endlich an meinem Posten angekommen war, hielt ich sofort Ausschau nach dem jungen Mann, jedoch war dieser nicht zu sehen. Das war so untypisch für ihn, dass ich leicht unruhig wurde. Wo war der Mann bloß? Ging es ihm gut? Die Person, um die sich meine Gedanken drehten, traf einige Minuten später auf seinen Posten ein und sah so fertig aus wie ich mich fühlte. Was war bloß mit ihm los?

Dies war das Einzige was passierte. Nach diesen zwei verrückten Tagen war allerdings auch schon wieder alles normal und alles ging seinen gewohnten Lauf. Auch ihm schien es wieder deutlich besser zu gehen, was mich ungemein erleichterte. Der einzige Unterschied war, dass wir nun häufiger längeren Blickkontakt hielten und wir mit Blicken zu kommunizieren schienen. So als ob wir uns (schon sehr lange) kennen würden. Schön wäre es, wenn es so wäre...

Einige Tage später wurde ich zu unserem Leutnanten gerufen. „Byeongkwan. Ich weiß nicht ob du es schon über irgendwelche Wege mitbekommen hast, die Gerüchteküche brodelt bei euch im Gemeinschaftsraum ja schon ordentlich, aber hiermit teile ich es dir nochmal inoffiziell offiziell mit. Nord- und Südkorea wollen die Verhandlungen wiederaufnehmen. Die beiden Völker sind so unzufrieden geworden, dass die Machthaber eine Art Revolution befürchten. Deswegen wollen sie sich jetzt wieder an einen Tisch setzen und eine Lösung finden. Und da kommst du ins Spiel. Wir Leutnanten wurden beauftragt Soldaten zu finden, die den Verhandlungsort bewachen sollen. Diese sollen aus beiden Ländern kommen und wir sollen die, unserer Meinung nach, besten Soldaten bereitstellen. Da ich dich für geeignet halte und du dich als sehr lernfähig und schnell herausgestellt hast, möchte ich dich dorthin schicken.", erklärte mir dieser und schob eine dicke blaue Akte über seinen Schreibtisch. „Hier steht alles Wichtige drin. Ich erwarte dich morgen abfahrbereit um Punkt 0615 vor dem großen Tor.", fuhr er fort und hängte hintendran: „Für heute stelle ich dich von deinem Dienst frei. Du kannst nochmal unser Grenzstück ablaufen oder einfach nur einen Tag entspannen. Das bleibt alles ganz dir überlassen. Hauptsache du hältst dich an unsere Regeln und verlässt dieses Gelände nicht, bevor du morgen an deine neue Station überwechselst."

So verlockend es auch klang einen Tag nichts zu tun, wollte ich doch nochmal unseren Grenzteil, besser Grenzabschnitt, sehen und mich von allen verabschieden bevor ich morgen früh keine Möglichkeit mehr dazu hatte. Außerdem wollte ich IHN noch ein letztes Mal sehen. Und so machte ich mich auf den Weg. An jedem Stützpunkt machte ich kurz halt um meinen Kumpanen ‚Tschüss' zu sagen. Außer bei Joohyun. Den sah ich ja glücklicherweise noch am Abend. An ‚meinem' Platz angekommen schaute ich auf die andere Seite. Dort stand er wieder und sobald sein Blick auf mich traf, breitete sich ein unglaublich breites Lächeln auf seinem Gesicht aus. Ich winkte ihm leicht und unauffällig zu, sodass der Diensthabende auf unserer Seite der Grenze dies nicht bemerkte und sobald er mir zugenickt hatte, drehte ich mich langsam um, um weiterzulaufen. Unendlich glücklich und fröhlich grinsend besuchte ich meine restlichen Kollegen und kam nach guten vier Stunden Spaziergang wieder ins Camp. Dort machte ich mich auf die Suche nach dem alten Veteran, um mich auch von diesem zu verabschieden. Als ich all dies erledigt hatte, ging ich in mein ‚Zimmer' und fing an all mein Zeug zusammenzupacken. Viel war es zum Glück ja nicht. Sobald Joohyun seinen Dienst für heute erledigt hatte, kam dieser zu mir und half mir mit dem Rest bevor wir uns in Richtung Kaserne machten, um ein letztes Mal gemeinsam zu Abend zu essen.

„Ich werde dich vermissen.", sagte Joohyun am nächsten Morgen zu mir und drückte mich einmal fest. Er hatte mich auf den Hof nach draußen begleitet und würde gleich zu seinem Stützpunkt gehen, um seinen gewohnten Dienst zu absolvieren. „Mach keinen Sch*iß und komm gesund und munter wieder.", fügte er hinzu und entließ mich aus seinen Armen. „Ich werde mir Mühe geben. Halte du hier die Stellung!", erwiderte ich und schnappte mir meinen Rucksack. „Mach's gut!", und schon war ich in Richtung abfahrbereiter Kolonne verschwunden. „Ahh. Du bist pünktlich.", freute sich unser Leutnant und öffnete eine Tür seines Geländewagens. Er würde über unsere Soldaten wachen und eine Ansprechperson vor Ort sein, an die wir uns wenden könnten, sollten wir Fragen oder Ähnliches haben. „Dann können wir ja los." Ich öffnete eine der hinteren Türen und stieg ein, während unser Leutnant sich auf den Fahrersitz setzte und den Wagen startete. Die restlichen auserkorenen Soldaten unserer Truppe stiegen in die weiteren Wagen ein. In unseren Wagen steig leider keiner mehr. Ich hätte mich über etwas gleichaltrige Gesellschaft gefreut.

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