Kapitel 2

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POV. Chris Tucker 

Ich war gerade angekommen und hoffte darauf meinen Freund Michael zu treffen. Ich wollte ihn besuchen und ihm Trost spenden. 

Als ich am 13. Juni den Fernseher einschaltete, wusste ich noch nicht was mich erwarten würde. Nachdem ich mir aus Langeweile die Nachrichten ansah, entdeckte ich eine Liveaufzeichnung von Michael. Keine Seltenheit dachte ich und wollte weiter schalten. Doch wurde ich eines besseren belehrt. „Vorwüfe wegen Kindesmissbrauch fallen gelassen!" Sofort klingelten in meinem Kopf alle Alarmglocken! Was war da los? 

Ich schaute weiter und sah Michael mit traurigem Gesichtsausdruck aus dem Gebäude kommen. Ein genauerer Blick auf seine Augen machte mir den Ernst der Lage klar! Ich kochte vor Wut! Wie konnten sie nur! Diese verlotterten Klatschtanten, diese miesen Schwachköpfe! Sie hatten ihn erneut angezeigt! Und wieder Kindesmissbrauch! Sahen sie nicht wie sehr er litt!?

  Ganz ruhig Chris! Nicht aufregen! Wie ein Mantra flüsterte ich diese Worte vor mich hin. Als ich mich halbwegs beruhigt hatte, blickte ich erneut zum Bildschirm. Es war schrecklich! Michael's Augen waren leicht rötlich und ich glaubte, angestaute Tränen zu erkennen. Die Sonnenbrille ließ nicht viel erkennen, doch was ich sah, reichte mir vollkommen aus um meine Schlüsse zu ziehen!

 Ich hatte ihn schon vor 1 Woche besucht. Aber heute hatte ich plötzlich dieses Gefühl. Kennt ihr dieses Gefühl, dass euch sagt:"Irgendwas stimmt hier nicht, sieh lieber nach bevor es zu spät ist!" Hoffentlich täuschte ich mich und lag falsch. Im Hausinneren angekommen, erblickte ich niemanden. Das war nicht gut, gar nicht gut! Als erstes ging ich in die Bibliothek-Niemand. Dann folgte Michael's Schlafzimmer-wieder Niemand. Das war mehr als seltsam, über die letzten Wochen hatte er sich hauptsächlich im Schlafzimmer aufgehalten. Ich konnte mir nur das Wohnzimmer vorstellen. Vielleicht ging es ihm schon wieder besser?

 Richtung Wohnzimmer hörte ich Geräusche. Jemand sang. Sofort erkannte ich seine Stimme. Dieser Song musste neu sein. Wunderschön. Seine Stimme zerging wie flüssiger Honig, die Betonung der Wörter war so fließend und die Melodie so traumhaft. Wehmütig setzte ich mich auf den Boden und hörte mit wachsender Melancholie zu. Ich vergaß Raum und Zeit...  Warum war ich hier hergekommen? Ich wusste es nicht. 

Ich musste an meine Familie denken. Ich war immer so glücklich, doch irgendetwas fehlte. Wenn ich mein Leben mit Michael's Leben verglich, so viel mir auf, dass er so gut wie nie glücklich aussah. Er lachte viel, aber nicht wirklich. Es sah echt aus, war es aber nicht. Er hatte so viele Sorgen und Probleme. Ich wollte ihm helfen. Richtig helfen, wollte ihn genauso glücklich sehen, wie mich selbst. Er war mein bester Freund und wie ein großer Bruder. Er hatte mich immer unterstützt und mir geholfen. Und in gewisser Weise verstand er mich am besten. Ich werde mich immer an ihn erinnern und ihn nie vergessen. Stopp! 

Michael hatte aufgehört zu singen, schon seit einer ganzen Weile! Und was tat ich? Nachdenken wie ich ihm helfen würde! Oh Gott! Ich musste da sofort rein! Vorsichtig und leise öffnete ich die Tür. Und wollte sie schon im nächsten Moment wieder zuschlagen. Sein leises Schluchzen erfüllte den Raum. Es war herzzerreißend. Prince lag in seinen Armen und schlief seelenruhig. Doch Michael wurde immer wieder von einem Zittern erfasst. Als ich hörte was er sagte, blieb mein Herz fast stehen! Nein, verdammt! Mein bester Freund saß auf dem Boden und machte sich für die Katastrophen und Missstände auf der Erde verantwortlich! Das hatten sie aus ihm gemacht, er wurde von Schuldgefühlen heimgesucht. 

Ich musste ihn zurück auf den richtigen Weg bringen und das sofort! „Michael?", sprach ich ihn leise an, um ihn nicht zu erschrecken. Keine Reaktion. „Michael, ich bin es Chris, bitte antworte!" Ein leises Wispern klang an meinem Ohr. Ich verstand. „Michael, bitte sieh mich an." Vorsichtig  hob er seinen Kopf und blickte mich mit stark geröteten Augen an. So hatte ich ihn noch nie gesehen! Kurzerhand ließ sich mich auf den Boden sinken. Das war zu viel für mich. 

Nach einigen Minuten hatte ich meine Stimmer wiedergefunden. „Paris, Blanket, bitte geht nach oben und lasst mich mit eurem Vater alleine und vergesst Prince nicht!" Ich weckte Prince sanft auf und schickte ihn ebenfalls nach oben. Das würde ein schwieriges Gespräch werden. Plötzlich sprach er mit tränenerstickter Stimme:"Was machst du hier Chris?" Was sollte ich auf diese Frage antworten?

Für einen Moment überlegte ich zu sagen:"Michael, ich hatte ein ganz schlechtes Gefühl und dachte mir, mal gucken wie es ihm geht, bevor es zu spät ist!" Nein, das konnte ich nicht sagen. „Also Michael, ich wollte dich eigentlich nur besuchen und gucken wie es dir geht.", erklärte ich mit ruhiger Stimme. Er sah mich für einen Moment verständnislos an, doch nach einigen Sekunden wandelte sich sein Gesichtsausdruck in Dankbarkeit, pure Dankbarkeit.

 Ich war erleichtert. Aber ich wollte ihn auch nicht überfordern und brachte ihn langsam in sein Schlafzimmer. Mit den Worten:"Hör zu Michael, du bist für nichts verantwortlich was diese Individuums mit unserer Welt anstellen! Du bist der Retter, du bist besser als diese Dummköpfe! Hörst du, besser viel besser. Du darfst niemals so etwas denken, weil es nicht wahr ist. Jetzt wirst du dich hinlegen und schlafen. Du bist der fantastischste Mensch den es gibt. Merk dir das!"

 Ein hilfloser Blick streifte mich. „Ist alles in Ordnung?", fragte ich argwöhnisch nach. Seine Stimme war nur ein Flüstern, als er sagte:"Ich kann nicht schlafen, ich brauche das Schlafmittel, bitte." Das konnte nicht wahr sein! Sogar sein Arzt war ein Trottel, er ließ ihn süchtig werden. Wenn ich diesen Kerl erwische... „Bitte Mike, versuche es heute ohne. Dieses Zeug ist sehr ungesund. Wenn du zu viel nimmst dann wachst du nie wieder auf. Und das wollen wir nicht. Bitte, du schaffst das!", redete ich auf ihn ein.

 „I-Ich versuche es, in Ordnung?" Ich brachte nur ein Nicken zustande. Nach endlosen Minuten war er eingeschlafen. Ich machte mich auf den Weg in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu genehmigen. Auch nach dem ich etwas getrunken hatte, fühlte ich mich nicht besser. Ich war zutiefst erschüttert. Wie konnte es nur soweit kommen?

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